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USA BEGEGNUNGEN: THAT'S AMERICA!?

  • kulturschnack
  • 17. Sept.
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Sept.

Wer oder was sind die Vereinigten Staaten von Amerika? Wofür stehen sie, was macht sie aus? Was schon früher nicht einfach in Worte zu fassen war, ist heute schwerer zu beantworten denn je. Die enorme Vielfalt des „Landes der unbegrenzten Möglichkeiten“ hat sich zu teils unversöhnlichen Gegensätzen entwickelt. Wie kann man sich der zersplitterten Nation noch annähern? Wie sie verstehen? Ganz einfach: Indem man sich Zeit für sie nimmt - wie es die USA Begegnungen tun. Acht Wochen lang dreht sich in Oldenburg vieles um „God's Own Country“. Was es für euch zu erleben gibt? Das erzählt Projektleiter Bernd Hubl in unserem Interview.



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Voller Klischees: Die USA bieten unzählige (pop-)kulturelle Anknüpfungs- und Bezugspunkte. Nicht alle treffen unseren Geschmack. (Bild: Pexels)

United States of America.


Wir behaupten, dass es niemanden gibt, die oder der bei diesen vier Worten nicht augenblicklich bestimmte Assoziationen im Kopf hat. Nicht wenige dürften sofort ins Schwelgen oder Träumen geraten. Kein Zweifel: Die USA sind ein Sehnsuchtsort. Was einerseits damit zu tun hat, dass dieses unfassbar große Land mit seinen 340 Millionen Einwohner:innen tatsächlich mehr zu bieten hat als man in einem Leben auf- und wahrnehmen könnte. Was andererseits aber auch daran liegt, dass keine andere Nation so tief, breit und fest in der globalen Populärkultur verankert ist wie dieses. Es gibt schlichtweg niemanden, der bisher keine amerikanische Serie gesehen, keine amerikanische Musik gehört oder kein amerikanisches Produkt gekauft hat. Die USA prägen unseren Alltag und damit auch unsere Gedankenwelt.



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Land der Gegensätze: Manchmal sind diejenigen die größten Patriot:innen, die am stärksten unter dem System leiden. (Bild: Shutterstock)

Doch wenn es darum geht, diese United States of America in wenige Worte zu fassen, wird es schwierig. Schnell wird deutlich, dass unter der Dachmarke USA fünfzig verschiedene Staaten versammelt sind, die sich teils extrem voneinander unterscheiden - und dass auch die Bewohner:innen dieser Staaten inzwischen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten aufweisen. Trotz der enormen Präsenz - oder sogar: Dominanz? - der USA in unserem Alltag sind die Eindrücke also gemischt. Wer oder was sind sie nun, diese Vereinigten Staaten von Amerika? Land of the free, home of the brave? Oder bald ein failed state? Die Suche nach einer Antwort auf diese Frage beginnt nun in Oldenburg.



USA BEGEGNUNGEN


20 SEPTEMBER - 26. NOVEMBER 2025


MIT ÜBER ZWANZIG EINRICHTUNGEN UND AKTEUR:INNEN AUS DEN BEREICHEN LITERATUR, THEATER, MUSIK, BILDENDE KUNST, POLITISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE BILDUNG/INFORMATION SOWIE BEITRÄGEN AUS DEN BEREICHEN FILM, SOUND, GESCHICHTE UND GASTRONOMIE.


VERSCHIEDENE SPIELORTE

26122 OLDENBURG





Amerikanischer Traum oder Alptraum?


Vom 20. September bis zum 26. November - also über zwei Monate lang! - dreht sich in der Huntestadt vieles um die Vereinigten Staaten von Amerika. Ausgerechnet jetzt?, haben wir schon im März gefragt - und vielen von euch wird es nicht anders gehen. Denn die USA bewegen sich spätestens seit der erneuten Wahl Donald Trumps zum Präsidenten in Richtung einer postdemokratischen Autokratie. Vieles, was dort passiert, erinnert uns nicht mehr an den American Dream, sondern an einen American Nightmare.


Portrait von Bernd Hubl, Projektleiter der Begegnungen-Reihe der Stadt Oldenburg
Stand uns Rede und Antwort: Bernd Hubl, Projektleiter der USA Begegnungen. (Bild: privat)

Die Begegnungen-Reihe hatte sich eigentlich einen Namen damit gemacht, die vorgestellten Länder in all ihren Facetten und Eigenarten zu beleuchten, dabei aber grundsätzlich positiv zu bleiben und die Vorzüge zu betonen. Politisch wurde es in der Regel nur am Rande. Bleibt es dabei? Oder geht das nicht mehr? Wir haben diese Fragen demjenigen gestellt, der es besser wissen muss als jeder andere. Bernd Hubl organisiert die Begegnungen seit 2010, es ist bereits seine siebte Veranstaltungsreihe. Mit dem 49-jährigen Sozial- und Kulturwissenschaftler durften wir über Planungen und Entscheidungen sprechen, aber auch über Bedenken und Hoffnungen. Trotz allem stand am Ende des Gesprächs vor allem eines: Vorfreude auf über vierzig Veranstaltungen voller Amerika.




Bernd, die USA sind ein unglaublich heterogenes, oft widersprüchliches Land. Man könnte sie jahrelang bereisen und wüsste längst nicht alles. Wie schafft man es, bei der Vorbereitung der Begegnungen einen Überblick zu gewinnen? Wie lange dauert das?


Heterogen ja. Aber ich denke, eine Sache eint die Menschen der USA, selbst in diesen Tagen: Der Glaube an die Wiedergeburt im Sinne von „sich neu erfinden“ oder „neu anfangen“. Sowohl auf individueller wie auch gesellschaftlicher Ebene. Das sehen wir bei den Pilgern der Mayflower, dem Mythos des American Dreams genauso wie den Visionen des Silicon Valleys, wo an der Verschmelzung von Mensch und Technik gearbeitet wird. Bei der Vorbereitung schaut man also in die Geschichte der USA, in die Gegenwart und betrachtet existierende Zukunftsvisionen und bekommt den Verdacht, dass es in dem Land stets um diese „rebirth“ geht. Und bei zahlreichen Gesprächen mit Amerikaner:innen und Expert:innen, die das Land seit vielen Jahren bereisen und intensiv kennen, erhärtet sich dieser Verdacht und wird bestätigt.


Wenn man erst einmal diesen inhaltlichen roten Faden erarbeitet hat, erleichtert dieser doch die Konzeption und Themenfindung für eine Reihe wie die „Begegnungen“ mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ungemein. Wie lange es dauert, einen Überblick zu gewinnen, lässt sich schwer sagen, da natürlich immer auch Vorwissen über das Land mit einfließt. So sind wir sicher alle seit unserer Kindheit mit amerikanischer Kultur hier in Deutschland aufgewachsen und sozialisiert, das lässt sich ja gar nicht ausblenden bei der Konzeption einer solchen Reihe.



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Sinnbild für Amerika: Am Times Square in New York gibt es von allem zu viel - und das auch noch zu laut und zu grell. (Bild: Shutterstock)

 

Die Begegnungen sind ja durchaus lang und umfangreich. Ist die Herausforderung eher, das Programm zu füllen - oder sich darauf beschränken zu müssen?

 

Eindeutig die Beschränkung, die sich natürlich insbesondere aufgrund von begrenztem Personal und Finanzen ergibt. Aber hier kommt ja der Kooperationsgedanke der „Begegnungen“ zum Tragen: Wenn Kultur- und Bildungseinrichtungen mit begrenzten Mitteln zu kämpfen haben, dann tut man sich zusammen und schafft gemeinsam etwas Größeres, zu dem jeder einzelne für sich nicht in der Lage gewesen wäre. Und so sind am Ende 40 Projekte und Programmpunkte zusammengekommen, die wir nun gemeinsam dem Oldenburger und regionalen Publikum anbieten können. Besonders spannend wird es zudem dann, wenn es zwischen den Partner:innen Querverweise gibt. So wird – als Beispiel – die Kulturetage ein experimentelles Theaterstück inszenieren und eine Literatur-Wissenschaftlerin wird später in Form eines Vortrags im Schlauen Haus über das Buch sprechen, das die Grundlage der Inszenierung war, so dass die Zuschauer:innen die Möglichkeit haben, tiefer in die Materie einzusteigen, wenn sie denn möchten.


ZEITGEMÄßES FORMAT DIE BEGEGNUNGEN-REIHE Alles begann am 1. September 2010. An diesem Tag startete mit den „China Begegnungen“ die Premiere der gleichnamigen Reihe. Das durchaus gewagte Experiment, ein einzelnes Land über einen langen Zeitraum hinweg kulturell intensiv erlebbar zu machen, glückte auf Anhieb. Es war vor allem der damit einhergehende Facettenreichtum, der das Publikum auf unterschiedliche Weise fesselte - und seither für einige Fortsetzungen sorgte.


Titelseite des Programmhefts für die China Begegnungen der Stadt Oldenburg
Jenseits der Klischees: Von Anfang an war klar, dass Traditionen zwar eine Rolle spielen, aber vor allem Umbrüche und Veränderungen im Mittelpunkt stehen. (Bild: Kulturbüro)

Bewährt hat sich insbesondere der Ansatz, ein unaufgeregtes Portrait der Partnerländer zu zeichnen. Es geht nicht etwa darum, die bekanntesten Künstler:innen zu zeigen oder sich an existierenden Klischees abzuarbeiten. Die Begegnungen-Reihe liest vielmehr zwischen den Zeilen und versucht, Nuancen der jeweiligen Nation zu betonen, die ansonsten oft übersehen werden, die aber viel über ihr Wesen verraten. Das ist in bisher sechs Auflagen in der Regel geglückt:

2010: CHINA 2012: SÜDAFRIKA 2014: TÜRKEI 2017: POLEN 2019: GROßBRITANNIEN 2022: ISLAND 2025: VEREINIGTE STAATEN Seit 2010 hätten die „Begegnungen“ den Positionen und Ausdrucksweisen von Kulturschaffenden aus sich rasant verändernden Gesellschaften Aufmerksamkeit geschenkt, heißt es auf der Website des Kulturbüros. Es sei vor allem die Kunst, die auf ihre eigene Weise diese Umbrüche zum Ausdruck bringen könne und Position beziehe. Aber auch Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft hätten mögliche Erklärungsmuster und Sichtweisen angeboten. Die vorläufige Bilanz lautet wie folgt: „Somit haben sich die „Begegnungen“ in der Vergangenheit einer großen Aufmerksamkeit seitens der Oldenburger Bürgerinnen und Bürger erfreut – und konnten die Anzahl der Besucher sowie der partizipierenden Kulturinstitutionen stetig erhöhen.



Sind die ausgewählten Themen und Gäste möglichst repräsentativ für die USA der Gegenwart? Oder sind es Schlaglichter, die ganz bewusst auch nur Facetten und Nischen abbilden?

 

Aufgrund der schon angesprochenen Limitierung der Mittel kann ein Projekt wie die „USA Begegnungen“ natürlich keinen Anspruch auf völlige Repräsentativität haben. Aber uns war es sehr wichtig, viele Sichtweisen zu Wort kommen zu lassen und ein ausgewogenes Programm zu erstellen. Wir haben Beispiele ländlicher amerikanischer Kultur im Programm, wie z.B. Bluegrass- und Countrykonzerte ebenso wie die Fotografien von Nick Zinner, den man überwiegend als Gitarrist der New Yorker Band „Yeah Yeah Yeahs“ kennt. Weiterhin gibt es Projekte, die man, will man sie im amerikanischen politischen Spektrum verorten, wohl eher der Weltsicht der Demokratischen Partei zuzuordnen sind. Daneben werden wir einen Protagonisten der Republikanischen Partei zu Gast haben, der die wirtschaftlich herausfordernde Lage der amerikanischen Farmer darstellen wird.

 


Ikonische Orte, irkonische Bilder: Die Vereinigten Staaten sind in der globalen Populärkultur verankert wie kein anderes Land. (Bilder: Pexels)


Für viele sind die USA ein Sehnsuchtsort. Wird das Land eher gefeiert? Oder auch kritisch beleuchtet? Nicht nur wegen Trump?

 

Ich sehe das auch so, dass die USA für viele Menschen, global gesehen, weiterhin ein Sehnsuchtsland sind. Es gibt aber natürlich auch andere Stimmen. Es ist jedoch nicht die Aufgabe einer Stadtverwaltung oder auch einer Kultureinrichtung, den Leuten zu erzählen, wie sie die USA einzuordnen haben. Das können die Menschen schon selber. Deswegen feiern wir weder das Land ab, noch kritisieren wir es. Wir zeigen die unterschiedlichen Sichtweisen auf ein Thema auf. Beispielsweise stellen wir das Verhältniswahlsystem, das wir hierzulande haben, dem Mehrheitswahlsystem der USA gegenüber und fragen vergleichend, ob „The Winner takes it all“ auch für Deutschland denkbar wäre? Insbesondere, wo wir mehr und mehr und auch aktuell sehen, dass bei schwindenden Volksparteien die konstruktive Arbeit einer Regierungskoalition immer schwieriger wird. Unsere eingeladenen Referenten werden also ihre Argumente pro und contra austauschen und am Ende kann sich die/der Zuschauer:in seinen eigenen Standpunkt bilden.



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Land der Vielfalt: In den USA gibt es nichts, was es nicht gibt - in positivem Sinne genauso wie im negativen. (Bild: Shutterstock)

 Gab es irgendwann mal den Moment, in dem man dachte, dass man mit der Entscheidung falsch lag? Oder gab es vielmehr ein Gerade jetzt-Gefühl?


Definitiv letzteres. Wir erleben ja derzeit eine sich grundlegend ändernde Situation der transatlantischen Beziehung. Und in den USA den möglichen Beginn eines neuen Selbstverständnisses in einer Welt, in der sich die Machtverhältnisse radikal verschieben.

Und das ganz unabhängig von der aktuellen Farbe der Regierung.


In Zeiten wie diesen ist der Bedarf nach Austausch, Orientierung und Diskussion größer und notwendiger denn je. Und so waren wir stets davon überzeugt, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich intensiv mit den USA auseinanderzusetzen.

Und ganz unabhängig von den politischen Fragen ist die amerikanische Kultur so spannend, oft avantgardistisch und facettenreich. Sie hat oft die europäische Kultur stark beeinflusst, so dass es stets lohnend ist, sich mit dem Land auseinanderzusetzen.

 

  

Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
New York: Kaum eine Stadt übt eine größere Faszination aus. (Bild: Pexels)

Es gibt viele Kooperationspartner. Ist da ein richtiger Vibe entstanden, weil die halbe Szene an einem gemeinsamen Projekt arbeitet?


Wir haben uns gemeinsam als Projektpartner im März getroffen und jeder hat seine Projektidee bzw. den Stand seiner Vorbereitungen präsentiert. Ich hatte den Eindruck, dass alle Anwesenden sehr dankbar über den gemeinsamen Austausch waren. Es war sechs Wochen nach Trumps zweiter Amtseinführung und zu jener Zeit war die Schlagzahl der Schlagzeilen enorm, täglich gab es neue Berichte aus dem Weißen Haus. So half dieses Treffen, nochmals die Zuversicht zu stärken, dass es genau richtig ist, eine Projektreihe über die USA zu veranstalten und die dort präsentierte Bandbreite an Projekten hinterließ bei allen den Eindruck, Teil eines ausgewogenen, differenzierten und hochwertigen Gemeinschaftsprojekts zu sein. Sehr schön war zudem zu erleben, dass sich diverse Querverbindungen ergaben und Ideen entstanden, Projektansätze zu kombiniert oder gemeinsam zu ergänzen. Einige halfen auch mit dem Angebot aus, ihre Veranstaltungslocation bereitzustellen, wenn für ein Projekt noch keine vorhanden war.


Es war sehr erfreulich zu sehen, dass es hier kein Konkurrenzdenken zwischen den Oldenburger Veranstaltern gibt. Im Gegenteil: Die Partner sind vom Mehrwert einer Kooperation unter dem Dach eines zentralen Themas überzeugt, viele taten sich zusammen und unterstützen sich gegenseitig.


Was sind deine Geheimtipps? Was darf man einfach nicht verpassen?

 

Auf diese Frage kann es natürlich nur eine Antwort geben: Alle 40 Projekte lohnen sich selbstverständlich sehr! Sie sind so unterschiedlich und es ist wirklich für jeden Geschmack und jedes Interesse etwas dabei.

 

Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Shooting Hoops: Am Abend ein paar Bälle zu werfen, gehört für viele zum festen Tagesablauf. (Bild: Pexels)

Wollte man einige Projekte besonders hervorheben, dann vielleicht aufgrund ihrer Eigenwilligkeit: Da ist beispielsweise der „Florida Man“. Wer erleben möchte, was es mit diesem amerikanischen Internetphänomen auf sich hat, sollte sich diesen improvisierten US-Wahnsinn des Impro-Theaters 12-Meter-Hase im Amadeus am 26. November anschauen. Eine sehr lohnenswerte Fotografie-Ausstellung bietet der BBK Oldenburg an, die am 5. Oktober eröffnet wird. Erstmals überhaupt werden die beiden Arbeiten „Slept in Beds“ sowie „Crowds“ des Indie-Rock-Gitarristen Nick Zinner gegenübergestellt unter dem Titel „Crowds and Beds“. Die Bilder erlauben einen Einblick in die Welt eines Musikers – zwischen der Euphorie des Konzertpublikums und der Stille des Hotelzimmers nach dem Auftritt. Übrigens fotografiert Nick Zinner hier ausschließlich analog.

 

Wer sich für Science Fiction und experimentelle Theaterinszenierungen interessiert, für den ist die „Expedition in die Area X“ der Kulturetage zu empfehlen! Kein klassisches Theaterstück auf einer Bühne, sondern es geht hier mit einem Bus zu einem Lost Place, wo die Kulturetage auf Grundlage des Romans „Auslöschung“ von Jeff VanderMeer der Frage nachgeht, was in der geheimnisvollen Area X vor sich geht, wo Fauna, Tier und Mensch fantastische und zugleich erschreckende Verbindungen eingehen. Es sei aber betont: Wer an der Expedition teilnehmen möchte, benötigt warme Kleidung, Taschenlampe, festes Schuhwerk und etwas Kondition. Und er muss bereit sein, während der Expedition auf sein Handy zu verzichten.



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Amerika ist ein Land der Kontraste zwischen hochmodernen Städten und Landstrichen, in denen die Zeit stehen geblieben ist. (Bild: Pexels)


Ein letzter Tipp wäre Amy Kurzweils Präsentation ihrer Graphic Novel „Artificial – Mit KI zur Unsterblichkeit?“ im Schlauen Haus am 9. Oktober. Der Name Kurzweil sagt dem einen oder anderen vielleicht etwas. Amy ist die Tochter von Ray Kurzweil: Futurist, Begründer des Konzeptes der Singularität und technisches Mastermind bei Google. Er ist es gewohnt, für jedes irdische Problem eine technische Lösung zu finden und wollte sich nie mit dem frühen Tod seines Vaters, also Amys Großvaters, abfinden. Und so arbeitet man im Silicon Valley daran, mit Hilfe von Nanobots und KI den Menschen über kurz oder lang unsterblich zu machen. Auf dem Weg dahin, und davon handelt Amys autobiografische Graphic Novel, können wir uns mit KI-getriebenen Chatbots eines verstorbenen Angehörigen vertrösten, mit denen wir nun kommunizieren können. Klingt auch nach purer Science Fiction, aber der Chatbot hat bereits Marktreife erlangt und die Unsummen an Gelder, die in den USA von privater wie staatlicher Seite in die Forschung und Entwicklung des Transhumanismus gesteckt werden, sollten uns wachsam sein lassen.



Was hättest du gerne noch gemacht, hat aber nicht geklappt?

 

In den USA gibt es traditionell einen Hundewettbewerb zu Thanksgiving, der im TV übertragen wird: die National Dog Show. Die Nation sitzt dann vor dem Fernseher und fiebert mit, welcher Hund mit dem begehrten Titel „Best in Show“ unter den Siegern der verschiedenen reinrassigen Hundegruppen gekürt wird. Die Hunde sind herausgeputzt und machen einen fröhlichen Eindruck, wahrscheinlich weil sie froh sind, keine Truthähne zu sein. Eine solche Thanksgiving-Hundeshow hier in Oldenburg wäre der krönende Abschluss der Reihe geworden, ließ sich aber leider nicht mehr umsetzen.

Aber hey, vielleicht kann der Kulturschnack hier unterstützen und einen online-Hundewettbewerb auf Instagram ausrufen . (lacht)



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Give Love a Chance: Momentan scheint das Miteinander in den USA etwas zu kurz zu kommen, bei vielen Themen stehen sich die Gruppen unversöhnlich gegenüber. (Bild: Shutterstock)

 


Wir werden es versuchen! Vorher aber noch was anderes: Was erwartest du als Gesamtergebnis? Eine Bestätigung oder eine Veränderung unseres Bildes von Amerika?

 

Jeder hat ja ein unterschiedliches Bild der USA. Ob dieses Bild durch unsere Projekte bestätigt oder widerlegt wird, hängt von jedem selber ab. Leider möchte man oftmals heute nur noch seine Meinung bestätigt bekommen und selektiert entsprechend seine Informations- und Unterhaltungsquellen.


Ich hoffe, dass die „USA Begegnungen“ aufzeigen können, dass sich Weltoffenheit lohnt und man sich auch mit anderen Meinungen und Sichtweisen auseinandersetzt. Denn, und das habe ich bei der Vorbereitung der „Begegnungen“ gelernt, es gibt kein Bild über die USA, das sich nicht lohnt, gesehen zu werden.




Mehr Begegnung wagen


Es gibt nicht spannenderes und sinnvolleres als anderen Menschen zu begegnen - erst Recht, wenn sie aus anderen Ländern oder Kontinenten stammen. Insofern ist die Veranstaltungsreihe des Kulturbüros ein geniales Format. Das gilt im Falle der USA - und gerade jetzt! - vielleicht mehr denn je. Denn auch wenn man immer häufiger nicht nur mit den Augen rollt, wenn man über den Atlantik schaut, sondern es regelrecht mit der Angst zu tun bekommt, ist das kein Grund wegzuschauen. Im Gegenteil: Wenn es auf der allerhöchsten Ebene große Versäumnisse gibt, dann kann man sie zumindest auf der Graswurzelebene zwischen den „ganz normalen Menschen" ein wenig ausgleichen.



Symbolbild für die Vereinigten Staaten von Amerika, die im Mittelpunkt der USA Begegnungen in Oldenburg stehen
Amerika im Film: Yun Xies Film „Under the burning sun“ wurde in den kalifornischen Wüsten rund um Los Angeles gedreht. (Bild: Yun Xie)

Welche Kraft Begegnungen mit US-Amerikaner:innen haben können, durften wie gerne erst beim Filmfest erfahren, das seit jeher den Fokus auf US-Independent-Filme legt. Brandon Daley aus Chicago und Yun Xie aus Los Angeles waren jedenfalls kluge und reflektierte Gesprächspartner:innen, mit denen sich jede Interview-Minute lohnte.


Also: nutzt die Gelegneheit. Lasst die aktuellen Berichte aus den Medien einen Moment lang in den Hintergrund rücken und begegnet den Vereinigten Staaten von Amerika unvoreingenommen und neugierig. Dabei werden sich manche Eindrücke bestätigen oder sogar verstärken, andere werden sich verflüchtigen und manche unverändert bleiben. Egal, wie es kommt: Dass wir diese Gelegenheit zur Begegnung haben, ist viel wert. Und wer weiß? Vielleicht kommt ja zum Ende noch die große Kulturschnack-Thanksgiving-Hundeshow. Das wäre dann der definitive Moment, um zu sagen:


That's America!


 
 
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