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VIER TAGE CLUBKULTUR

In den letzten Wochen war Clubkultur ein großes Thema in Oldenburg. Beim „Metropoly Festival“ oder bei der „Club:Simulation 2“ wurde darauf geschaut und darüber nachgedacht, was in unseren Clubs mit uns passiert. Es gibt aber noch eine andere Deutungsmöglichkeit des Begriffs: In den Schauspielclubs (!) des Oldenburgischen Staatstheater können Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter professioneller Leitung ausloten, ob in ihnen der nächste Hollywoodstar steckt. Nun können wir die Ergebnisse sehen.


Laien? Profis? Ganz egal, denn es zählen die Ergebnisse - zu sehen vom 13. bis 16. Mai in der Exhalle. (Bild: Stephan Walzl)

Bei den Schauspieler:innen handelt es sich zwar um Laien, man darf ihnen jedoch getrost eine gewisse Ambition unterstellen. Das heißt: Wir sehen bei den Clubs nicht etwa unbeholfene Gehversuche (mitsamt gelegentlichem Stolpern), sondern beachtliche Ergebnisse der Zusammenarbeit mit den Profis vom Staatstheater. Und etwas kommt noch hinzu: Die Teilnehmer:innen der stark nachgefragten Clubs sind hoch motiviert. Es geht eben nicht darum, eine lästige Pflichtaufgabe zu erfüllen, sondern vielmehr um eine Herzensangelegenheit. Das spürt man.


 

OLDENBURGISCHES STAATSTHEATER:

PREMIEREN DER ERWACHSENENCLUBS


„DU DARFST DEIN LEBEN ÄNDERN“


SAMSTAG, 13. MAI, 18 UHR (RESTKARTEN)

SONNTAG, 14. MAI, 19.30 UHR (RESTKARTEN)

MONTAG, 15. MAI, 19 UHR (KARTEN)

DIENSTAG, 16 MAI, 21 UHR (KARTEN)


„AM WELTENRAND“


SAMSTAG, 13. MAI, 20.30 UHR (AUSVERKAUFT)

SONNTAG, 14. MAI, 17 UHR (KARTEN)

MONTAG, 15. MAI, 21 UHR (KARTEN)

DIENSTAG, 16. MAI, 19 UHR (KARTEN)


EXHALLE

26121 OLDENBURG

 

Und ihr? Könnt es jetzt auch spüren! Die Erwachsenenclubs feiern nun nämlich zwei Premieren. Unter der Leitung der beiden Theatervermittlerinnen Hanna Puka und Pia Donkel sind in den Monaten seit Beginn der Spielzeit die Stücke „Du darfst dein Leben ändern“ und „Am Weltenrand“ einstudiert, geprobt, optimiert und perfektioniert worden. Die Ergebnisse? Unterscheiden sich natürlich vom Repertoire des regulären Ensembles. Wie könnte es auch anders sein? Aber sie sind trotzdem absolut sehenswert.


DU DARFST DEIN LEBEN ÄNDERN.

Ein Mensch wird geboren. In eine Familie, eine Gesellschaft, einen Kulturraum, einen Kosmos. Wenn wir das Licht der Welt erblicken, bringen wir Vieles mit. Vielleicht die Augen der Großmutter, den Gang des Vaters, das musikalische Talent der Mutter.


Veränderung: Fällt meist schwerer als man denkt (Bild: Stephan Walzl)

Aber auch Erlebnisse, Traumata und gesellschaftliche Einschnitte begleiten uns über den Generationswechsel hinaus.

Die selbst konstruierte „Show deines Lebens", die sich im Glitzergewand präsentiert, beschäftigt sich mit der Frage nach Veränderbarkeit durch Mut zum Hinschauen, Träume, visionäres Denken und Aufbruchsgeist. Regie Pia Donkel, Theresa Rohde mit Johannes Bölts, Michaela Köster, Iris Kropp, Jonas Langhorst, Annegret Meyer, Karin Meyer, Ulrike Pohl, Snehal Deshpande Roy (Prolog), Irina Töws, Regina Töws, Nina Vorberge, Clara Zech, Eberhard Zech


Das liegt zum einen daran, dass die Stücke sich mit großen Themen unserer Zeit auseinandersetzen. Bereits beim „Richtfest“ konnten wir feststellen, dass der Aktualitätsbezug zwar kein unbedingtes Muss für ein gelungenes Stück ist, aber eine klare Bereicherung darstellen kann. Die Themen der beiden Premieren der Erwachsenenclubs - wie die Veränderbarkeit des persönlichen Lebens oder die grundsätzliche Kuriosität des Menschseins - sind zwar eher philosophischer Natur, doch sie betreffen uns alle. Und persönliche Betroffenheit hat Theaterbesuche schon immer besonders gemacht.


AM WELTENRAND

Wir stehen mitten im Chaos und suchen nach Antworten. Dazwischen stehst du und gewinnst, gewinnst, gewinnst. Eine Welt zwischen Himmel und Erde ist vor allem eins: dazwischen. Zwischen Leben und Tod. Zwischen Freiheitskampf und Zukunftsangst. Zwischen Reichtum und Armut. Zwischen Krieg und Frieden.


Das Leben - eine Farce? Mehr dazu in der Exhalle. (Bild: Stephan Walzl)

Ich stehe am Rand, ich verschließe die Augen, versuche zu träumen, verliere mich, versuche zu hoffen, verdränge bloß wieder, um irgendwie mit den Problemen der Welt klarzukommen. Warum am Menschen festhalten, fragst du. Wir antworten: Ohne Liebe bist du tot. ‚Am Weltenrand‘ stehend blicken die Spieler:innen auf die Welt und ihr Dasein: Hat die Welt eine Zukunft – in ihrer Welt?


Regie Hanna Puka, Lotta Müser mit Mehdi Akbarigaraz, Finn Bayer, Julina Beck, Thore Flensburg, Denise Frerichs, Anton Schmik, Irene Schlake-Stelter, Werner Stelter, Henry Stelter, Maike Tholen, Sonja Wessels


Dass die Stück sehenswert sind, liegt zum anderen aber natürlich auch an den Protagonist:innen auf der Bühne. Mit viel Leidenschaft und Talent erreichen sie ein Niveau, das keineswegs meilenweit unterhalb der „Profis“ anzusiedeln ist. Ähnlich wie beim Jugendtheater entfaltet sich ein ganz eigener Reiz. Wobei es hier gar nicht um einen Vergleich geht. Viel wichtiger ist die Frage, ob die beiden Stücke in dieser Konstellation überzeugen - und das tun sie.


Wer davon nicht überzeugt ist, sollte die Gelegenheit nutzen und sich ein eigenes Urteil bilden. Zu geringen Kosten von 5,- Euro pro Aufführung kann man nun gleich vier Tage ambitioniertes Laienschauspiel erleben; und meist lassen sich die beiden Stücke sogar wunderbar miteinander kombinieren. Das ist zwar eine andere Clubkultur als jene, die zuletzt im Mittelpunkt stand - aber eine, die sich ebenfalls sehen und erleben lassen kann.

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