top of page

KOLUMNE: DIE SZENE IN SZENE

Seit Mitte 2020 schreibt Kulturschnacker Thorsten eine monatliche Kolumne für die Spielzeitung des Staatstheaters. Digital findet ihr sie unter www.staatstheater.de. Oder: hier.

Titelbild der Märzausgabe der Spielzeitung des Staatstheaters. Ein Mann schaut durch einen Viorhang.
Vorhang auf: Das galt am 15. März auch für den Kulturschnack. (Bild: Staatstheater)

Ich erinnere mich noch gut. Es geschah eines Morgens kurz nach dem Aufwachen. Wahrscheinlich hatte ich geträumt, irgendjemand hätte plötzlich die Kultur verboten und künstlerische Umtriebe würden unter Strafe gestellt. So ungefähr muss es gewesen sein, denn mein erster Gedanke in diesem frühen Moment war dieser: Wie können wir dafür sorgen, dass noch mehr Menschen den Wert der Kultur verinnerlichen – und nie wieder vergessen?


Dieser Morgen liegt mittlerweile mehr als ein Jahr zurück, doch der Gedanke hat mich seitdem nicht mehr richtig losgelassen. Normalerweise drückt die Gesellschaft ihre Wertschätzung ja über Geld aus. In diesem Fall: über die klassische Kulturförderung. Sie hat auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung.


Ich habe mich aber gefragt: Ist da nicht mehr möglich? Etwas, das nicht nur finanziert, sondern vielleicht auch inszeniert und – sic! – kultiviert?

Lasst uns schnacken


Seit Mitte März gibt es endlich eine Antwort darauf: den Kulturschnack! Die neue digitale Plattform des Kulturbüros will genau das erreichen: die Oldenburger Kultur in Szene setzen und – wenn möglich – sogar Anstöße zur Weiterentwicklung geben. Sie ist das erste Element der digital-analogen Kulturstrategie, die seit Juni 2021 von meinem Kollegen Kevin Altenberger entwickelt wird. Beim „Schnack“ bilden wir gemeinsam das Redaktionsteam und wollen Geschichten erzählen, Zusammenhänge darstellen, Hintergründe beleuchten.


Dafür gibt es zunächst zwei Kanäle: ein Online-Magazin, das kontinuierlich neue Einblick in die Oldenburger Kulturszene gewährt - und einen Podcast, der sich Zeit für tiefgehende Gespräche nimmt.


Wäre es nicht so eine verbrauchte Floskel, würde ich schreiben: der Mensch steht im Mittelpunkt. So ist es eben.

Und zwar nicht nur die großen Namen und bekannten Gesichter, sondern auch diejenigen, die seltener im Rampenlicht stehen. Durch diese Form des Erzählens – über die Ereignisse selbst hinaus – soll ein tieferes Verständnis und eine höhere Identifikation mit der Kultur geschaffen werden. Und Sie ahnen schon, wo das ultimativ hinführen soll: dazu, dass noch mehr Menschen den Wett der Kultur verinnerlichen – und nie wieder vergessen.


Jenseits des Bühnenrands


Der Gedanke hat auch damit zu tun, dass wir nicht davon ausgehen können, dass kulturelles Angebot und Nachfrage immer im Lot sind. Genauso wenig sollten wir annehmen, dass wir bereits das Maximum an Aufmerksamkeit und Interesse aus der Bevölkerung herausgekitzelt haben. Um Kultur für noch mehr Menschen interessant und attraktiv zu machen, sollte man Blickwinkel einnehmen, die man nicht schon zu genüge kennt und eine Sprache sprechen, die einlädt und nicht ausschließt. Beides wollen wir tun.


Perspektivisch soll der Kulturschnack übrigens noch mehr bieten. Er soll ein Resonanzraum sein für neue Projekte und Formate, aber auch für Debatten und Impulse. Man könnte es auch anders ausdrücken:


Er soll ein Ort sein für all die Dinge, die Kultur ausmachen, die aber bisher noch nirgendwo abgebildet wurden. Wenn alles optimal läuft, dann entsteht ein Generator, der das kulturelle Leben in Oldenburg mit zusätzlicher Kraft versorgt.

Geschichtenerzähler als Impulsgeber


Uns selbst wollen wir bei alledem keinesfalls zu wichtig nehmen. Uns ist bewusst: Wir können letztlich nur Geschichten erzählen, die andere schreiben. Aber wenn wir Impulse geben, Sichtbarkeit herstellen und Wertschätzung zeigen können, dann wäre das schon sehr viel wert. Deshalb auch unser Leitmotiv: Wir setzen die Szene in Szene.


Zugegeben: Auch heute wache ich hin und wieder auf und habe sofort eine Frage im Kopf, die ich einfach nicht wieder loswerden. Ein kulturelles Thema war jedoch schon länger nicht mehr dabei. Nicht, weil ich sie vernachlässigen würde, sondern weil das Gegenteil der Fall ist: weil ich aktiv dran arbeiten kann, dass noch mehr Menschen den Wert der Kultur verinnerlichen – und nie wieder vergessen. Ein Anfang ist gemacht – auf www.kulturschnack.de.

bottom of page