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ERKENNTNISSE AUS DEM KULTURAUSSCHUSS

Der Kulturausschuss ist weiterhin auf Tour: Nach dem Ausflug in die kulturell eher unverdächtigen Räumlichkeiten des städtischen Finanzdezernats im November ging es nun zu einem Herzstück unserer Kulturlandschaft: dem Oldenburger Kunstverein. Die Tagesordnung war zum Jahresende vergleichsweise kurz, so dass genug Zeit blieb, auch die aktuelle Ausstellung „L'amour change tout“ von Matthias Dornfeld zu bewundern, die seit Ende November am Damm zu sehen ist.


Ort des Geschehens: Der Oldenburger Kunstverein, zweifellos ein Herzstück der hiesigen Kulturlandschaft (Bild: Kulturschnack)

Die Sitzung haben wir für euch live angeschaut und fassen hier zusammen, was dort in rund drei Stunden diskutiert wurde. Wie immer: In fünf leichtverdaulichen Erkenntnissen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Schließlich ist dies kein Protokoll. Wer sich das wünscht, schaut im Ratsinformationssystem vorbei! Dort findet man übrigens auch die Tagesordnung und die Vorlagen zu den einzelnen Punkten. Für ein wenig Kontext.



Erkenntnis 1

Reisen bildet


Zugegeben: Diese Erkenntnis hatten wir schon einmal, als der Ausschuss im Staatstheater zu Gast war. Aber: jede Reise ist anders, auch diese. Denn damals hat uns vor allem die Transparenz beeindruckt, die ganz neue Blickwinkel ermöglicht hat - nach innen und nach außen. Im Kunstverein war es nun ganz anders: Dort ist es die Intimität, die Nähe zur Kunst, die alle Gäste ein wenig anders auf die Themen blicken lässt. Das Prinzip ist aber an beiden Orten - und allen anderen - dasselbe: Reisen bildet, Reisen verändert. Nicht nur, weil die jeweiligen Gastgeber:innen sich vorstellen und man Interessante Einblick erhält - sondern auch, weil man die Szene viel besser fühlen kann, wenn man sich in ihr bewegt. Glaub uns, da kennen wir uns aus!


Erkenntnis 2:

Größe zählt nicht

Es ist ein Paradoxon, zumindest aber ein Kuriosum: Derjenige Ort in Oldenburg, an dem es mitunter die spektakulärste Kunst zu sehen gibt, gehört zu den unscheinbarsten. Den Eingang des Oldenburger Kunstvereins übersieht man jedenfalls leicht, wenn man nicht genau weiß, wo der sich befindet. Man kann es aber auch anders lesen: Der okv braucht keinen Pomp und Getöse, hier sprechen die Werke für sich. Das aber - Achtung, noch ein Kuriosum - ist vielen Oldenburger:innen weitgehend unbekannt. Kunstaffine Menschen loben ihn in höchsten Tönen, alle anderen wissen wahrscheinlich nicht mal, was sich hinter dem Kürzel okv verbirgt.


Die Innenräume des Oldenburger Kunstvereins
Könnte auch New York oder Tokio sein: Die Innenräume des Kunstvereins (Bild: okv)

Umso besser, dass der Kulturausschuss nun zu Gast war - und dass ein Tagesordnungspunkt vorsah, dass der Kunstverein sich ausführlich vorstellt. Und das tat er auch und bot dabei Einblicke in alle Facetten seines Schaffens. Und das heißt: Nicht nur in die Ausstellungen, sondern auch in Kooperationen und die wichtige Vermittlungsarbeit. Das nahm einige Zeit in Anspruch, war aber für alle Zuhörer:innen ein Gewinn. Was wir über den Kunstverein denken? Das haben wir in diesen Artikel ausführlich eingewoben.



Erkenntnis 3:

Kultur braucht Raum


Wie wertvoll „Raum auf Zeit“ für Oldenburg ist, hat die Agentur schon oft unter Beweis gestellt. Beim Kulturschnack ist die Agentur ein echter Dauerbrenner - von der Podcast-Folge Nummer 2 über ein ausführliches Portrait bis zum vorletzten Artikel. Das vierköpfige Team gehört zu den großen Möglichmacher:innen Oldenburgs und hat die Stadt um viele Facetten und Attraktionen bereichert. Am wichtigsten aber vielleicht: Es hat eine Atmosphäre kreiert, in der Machen und Machbarkeit im Mittelpunkt steht. Man schaut positiv auf die Umsetzbarkeit eines Projekts, nicht auf mögliche Hinderungsgründe. Dieses Mindset ist wohltuend und wirkungsstark.




All das was auch Thema im Ausschuss; und erfreulicherweise wurde die Bedeutung von RAZ von der Politik über alle Parteigrenzen hinweg geteilt. Und so kam es zu einer sehr guten Nachricht. Wie alle anderen Bereiche der Verwaltung sollte auch RAZ wegen der schlechten Haushaltslage einen Sparbeitrag leisten. Im Raum stand sogar ein Minus von 20.000,- Euro, immerhin ein Viertel des Budgets. Doch angesichts der genannten Erfolge und der hohen Bedeutung schien sich im Ausschuss die Tendenz herauszukristallisieren, die Kürzung nicht vorzunehmen. Endgültig ist das zwar erst mit dem Beschluss des Haushalts - aber Hoffnung ist da.


Dazu beigetragen hat vielleicht auch ein spannender Ausblick auf die Zukunft. Das Geld wird nämlich auch deshalb in der ursprünglichen Höhe benötigt, weil RAZ Großes vorhat. Im Jahr 2024 soll nämlich ein internationaler „Creative Placemaking“-Kongress in Oldenburg stattfinden, wie es ihn in Deutschland bisher nicht gegeben hat. Das wird zweifellos eine große Nummer - nicht allein, was die Dimensionen angeht, sondern auch, was das Thema betrifft. Der Umgang mit dem öffentlichen Raum ist nämlich ein Hot Topic, das immer mehr Menschen beschäftigt. Schließlich geht uns das alle an - und erlaubt ziemlich spannende Gedankenspiele. An diesem Thema bleiben wir dran!


EIN GUTER START


Nach unserem selbstreferentiellen Premieren-Podcast ging unsere erste Reise im März 2022 gleich zu Raum auf Zeit. Ein Zufall war das nicht: Das Potenzial der Agentur lag auf der Hand - und dort liegt es noch. Heute aber umso mehr als damals, denn das Team ist noch schlagkräftiger aufgestellt und konnte einige zusätzliche Skills zum Portfolio hinzufügen. Da wird noch einiges kommen.


Trotzdem ist und bleibst interessant und relevant, was uns Michael Hagemeister damals erzählt hat - leider ohne Pia Wienholt, die leider verhindert war. Aber von ihr werdet ihr sicher noch anderer Stelle hören.



Erkenntnis 4:

Regeln müssen sein


Es ist kompliziert: Die Verwaltung möchte neue Richtlinien für die institutionelle Förderung einführen - das ist derjenige, die über Verträge dauerhaft geregelt ist. Ziel ist es dabei unter anderem, die jeweiligen Anträge von einer Fachjury beurteilen zu lassen oder klare Perspektiven aufzuzeigen, wie und wann man für diese Form der Förderung infrage kommt.


Der Prozess läuft schon einige Jahre und wurde durch Corona ordentlich durcheinandergewirbelt und zurückgeworfen. Der entsprechende Ratsbeschluss stammt jedenfalls aus dem November 2019. Zwischenzeitlich wurde auch noch ein neuer Rat gewählt, das heißt, das Personaltableau des Kulturausschusses verändert sich auch.


Nun aber nimmt die Sache wieder Fahrt auf. Zunächst im berühmten stillen Kämmerlein des Kulturamts, zuletzt aber auch mit einem größeren Workshop zusammen mit den Kulturpolitiker:innen. Den empfanden alle als große Bereicherung. Und so scheint tatsächlich gut zu werden, was lange währt. Im kommenden Frühjahr sollen die bisherigen Ergebnisse Gestalt annehmen und womöglich ab 2024 auch umgesetzt werden. Fortsetzung folgt an dieser Stelle - so viel ist sicher!


Erkenntnis 5:

In Ruhe liegt Kraft

Normalerweise dauert der Kulturausschuss etwa zwei Stunden. Eine gute Zeitspanne: lang genug, um auch mal ins Detail gehen zu können - kurz genug, um nicht ermüdend zu sein. Dieses Mal war die Tagesordnung viel kürzer, die Zeitspanne blieb aber in etwa dieselbe. Man hat einfach mal die Möglichkeit genutzt, in Ruhe zuzuhören, ausführlich ins Gespräch zu kommen und die Räumlichkeiten des Kunstvereins auf sich wirken zu lassen.


Natürlich gibt es Möglichkeiten, den frühen Dienstagabend noch entspannter zu verbringen, beispielsweise in der Jogginghose auf der Couch. Doch dort kommt man der Kunst nicht nahe - und niemand berichtet persönlich darüber, was es Spannendes in Oldenburg zu sehen geben wird. Nein, der politische Jahresabschluss der Kulturpolitik war eine runde Sache - genau so, wie er war.

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