NIEDECKEN: MANN DER LEUTE
- Thorsten Lange
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- 12 Min. Lesezeit
Außerhalb des regulären Programms sind immer wieder spannende, prominente Menschen im Oldenburgischen Staatstheater zu Gast. Zu ihnen gehörten in der letzten Spielzeit Harald Schmidt, Charly Hübner, Caren Misoga und Matthias Brandt. Nun setzt Wolfgang Niedecken, Frontmann der legendären Kölsch-Rocker BAP, diese Reihe fort. Was euch bei seinem Gastspiel erwartet? Und warum ihr hingehen solltet, auch wenn BAP am Ende des Jahres nicht in eurem „Spotify Wrapped“ auftaucht? Hat er uns vorab am Telefon verraten!

Wolfgang Niedecken: Bei diesem Namen verläuft eine Schneise durch die Generationen. Für Babyboomer und die Generation X zählt er zu den größten Stars der deutschsprachigen Musik, ein Pop-Held mit Legendenstatus, irgendwo zwischen Grönemeyer, Maffay und Lindenberg. Bei den Millennials hingegen zucken schon einige Schultern, in der GenZ oder GenAlpha weiß schließlich kaum noch jemand, wer das eigentlich ist.
Schade, denn schon nach den ersten Sätzen unseres Interviews ist klar: Niedecken ist ein leidenschaftlicher Musiker und Geschichtenerzähler mit einem enormen Erfahrungsschatz - und zusätzlich ein richtig guter Typ, vollkommen frei von Allüren und mit dem Herz am richtigen Fleck. All das sind Zutaten für einen spannungsreichen, unterhaltsamen Bühnen-Abend mit starken Songs, feinen Beobachtungen und klugen Gedanken - für alle Generationen. Und genau das erwartet uns nun im Oldenburgischen Staatstheater.
ZU GAST IM STAATSTHEATER
WOLFGANG NIEDECKEN - ZWISCHEN START UND ZIEL
SONNTAG, 23. NOVEMBER 2025, 19 UHR
GROßES HAUS
26122 OLDENBURG
DERZEIT AUSVERKAUFT
Ikone ohne Allüren
„Wolfgang ruft dich an!“, so hatte es Daniela vom PHI/SCH Artist Management vorab mitgeteilt. Hätte irgendjemand meinem Mittachtziger-Ich erzählt, dass dies einmal der Fall sein würde, ich hätte es nicht ansatzweise geglaubt. Wolfgang Niedecken, das war ein Star, den ich mit meinen damals zehn Jahren aus dem Radio und aus der „Bravo“ kannte, die ich meiner großen Schwester geklaut hatte. Für mich war er sowas wie der deutsche Springsteen: eine Ikone. Mit ihm sprechen? So wahrscheinlich wie Kontakt mit Außerirdischen.

Vierzig Jahre später ist es so weit. Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt klingelt das Telefon - und tatsächlich: Wolfgang Niedecken ist dran! Obwohl dies natürlich kein Telefonat ist, auf das er den ganzen Tag hingefiebert hat, sondern eines von vielen Pressegesprächen, ist der Musiker bestens gelaunt. Schnell fühlt es sich so an, als würde man sich schon lange kennen, vermutlich aus einer Kölner Kneipe, in der man zusammen ein Kölsch getrunken hat. Und genau das ist auch ein Teil der Erklärung, warum Wolfgang Niedecken seit fünf Jahrzehnten fester Bestandteil der nationalen Musikszene ist: er ist nicht nur ein sehr guter Musiker, er ist auch ein Mann der Leute - wie auch unser Gespräch zeigen sollte.
Wolfgang, Du bist im Staatstheater mit Deiner Soloshow „Zwischen Start und Ziel“ zu Gast. Die besteht einerseits aus deinen Songs, andererseits aber auch aus Geschichten und Erinnerungen. Wird das eine erst durch das andere richtig gut?
Nein, so weit würde ich nicht gehen. Ein Song muss für sich selbst bestehen können. Wenn man ihn erst groß erklären muss, hat er irgendwo Defizite. Natürlich gibt es immer eine kleine Anmoderation, aber der Song soll für sich wirken. Bob Dylan wurde ja oft gefragt, worum es in seinen Stücken geht, und er hat sinngemäß gesagt: Wenn man ein Bild malt und es danach erst erklären muss, hat es ein Problem.
Riesiges Repertoire: Tatsächlich droht man beim enormen Output von Wolfgang Niedecken und BAP schnell den Überblick zu verlieren. Trotzdem haben wir für euch eine gnadenlos subjektive Playlist zusammengestellt. Hört unbedingt mal rein!
Was darf das Publikum denn erwarten?
Bei so einem Abend ist es gemütlich. Wir beginnen mit einer langsamen Nummer, dann lese ich eine kurze Passage, danach kommt das nächste Lied. Aus Erfahrung weiß ich: Spätestens nach dem zweiten Song haben wir das Publikum. Dazwischen lese ich aus meinen Büchern – natürlich gekürzt, damit es nicht zu lang wird. Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen, das Programm zusammenzustellen; über ein Jahr, bevor wir überhaupt geprobt haben. Es gibt so viele Stücke, die infrage kommen. Ich wollte daraus einen richtigen Bogen formen, eine Geschichte mit Spannung. Erst vor Publikum merkt man dann, wo etwas nicht stimmt oder die Spannung nachlässt. Nach den ersten Auftritten im Frühjahr habe ich einiges umgestellt. Ich bin ja nicht nur Sänger, sondern auch Gastgeber. Ich führe durch den Abend – und das macht großen Spaß. Alles ist unglaublich organisch.
Kurzbiografie Wolfgang Niedecken |
Fünfzig Jahre Musik |
Wolfgang Niedecken, geboren am 30. März 1951 in Köln, ist Musiker, Liedermacher, Maler und seit Jahrzehnten eine prägende Stimme des deutschsprachigen Rock.
![]() Aufgewachsen im Kölner Süden, entdeckte er früh seine Leidenschaft für Kunst und Musik; geprägt von Bob Dylan, der Beat-Generation und dem politischen Geist der späten 1960er-Jahre entwickelte er eine unverwechselbare Mischung aus poetischer Bildsprache und gesellschaftlichem Engagement. Nach kleineren Beat- und Punk-Experimenten gründete er 1976 die Band BAP, die konsequent auf Kölsch sang und damit eine regionale Alltagssprache in den Rock überführte, ohne je provinziell zu wirken. Ihr Sound verband Einflüsse von Folk-, Blues- und Heartland-Rock mit poetischen, oft politischen Texten, die starke Bilder und konkrete Lebensgeschichten erzählten. Diese Mischung traf einen Nerv weit über Köln hinaus. Zu den größten Erfolgen zählen millionenfach verkaufte Alben wie Für Usszeschnigge und Vun drinne noh drusse, ausverkaufte Tourneen sowie mehrere Nummer-eins-Platzierungen, die BAP zu einer der wichtigsten deutschen Rockbands ihrer Zeit machten.
Parallel zur Musik blieb Niedecken der Malerei treu und nutzte seine öffentliche Stimme immer wieder für politische und humanitäre Anliegen – etwa im Kampf gegen Rassismus, für Frieden oder in Projekten zur Unterstützung von Kindern in Afrika. 2011 erlitt er einen Schlaganfall, den er dank intensiver Rehabilitation überwand. Bereits 2012 kehrte er auf die Bühne zurück und setzt seitdem seine künstlerische Arbeit fort. Bis heute gilt Wolfgang Niedecken als charismatischer Chronist seiner Heimat und als einer der einflussreichsten Musiker Deutschlands.
Wie engagiert Niedecken weiterhin ist, konnte das Fernsehpublikum zuletzt am 10. November 2025 bei der Sendung maischberger sehen, wo er anlässlich des 50-jährigen BAP-Jubiläums zu Gast war. Dort sprach er nämlich keineswegs nur über Karriere und Konzerte, sondern auch über Putin, Trump und AfD.
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Der Abend ist also dramaturgisch durchkomponiert - von der Geschichte bis in die Gegenwart.
Genau - und die Auswahl ist ein echtes Luxusproblem. Das erste Album haben wir 1979 aufgenommen, viele weitere sind hinzugekommen, dazu die Soloalben. Das Repertoire ist riesig. Zudem haben fast alle Songs einen autobiografischen Kern – manchmal näher an mir, manchmal weiter weg –, aber ich erzähle keine ausgedachten Geschichten.
Welcher Song stand denn als erstes auf deiner Setlist?
Ich wusste, dass ich mit „Alles relativ“ vom „Lebenslänglich“-Album beginnen will. Der Song passt perfekt als Einstieg. Danach lese ich eine Passage über meine Mutter, die mit den Worten beginnt: „Josef Niedecken war ein sparsamer Mann.“
Alles relativ: Das gilt für den Blick auf den Alltag, aber erst Recht für den Blick aufs Leben.
Bei einer so langen Karriere sind viele Momente schon „verdamp lang her“. Wie gelingt es dir, die richtigen Erinnerungen hervorzurufen? Hast du Notizen oder greifst du auf deine Bücher zurück?
Vieles stammt aus meinen beiden Autobiografien. Viele sind überrascht, dass es zwei sind, aber das hat seinen Grund. Nach meinem Schlaganfall habe ich gemerkt: Wenn ich die Deutungshoheit über meine Geschichte behalten will, muss ich das Buch „Zugabe - Die Geschichte einer Rückkehr“ schreiben. Ich wollte keine Leidensgeschichte, sondern zeigen, dass ich davongekommen bin. Daneben gibt es noch weitere Bücher, an denen ich mitgearbeitet habe. Daraus habe ich Passagen übernommen, andere neu geschrieben. Über ein Jahr habe ich das Programm so gestaltet, dass ein Spannungsbogen entsteht. Nach Auftritten habe ich weiter verändert – etwa das letzte Lied vor der Pause: Es soll die Leute zum Schmunzeln bringen, nicht runterziehen.
Du hast also noch einmal durch dein Leben geblättert – im Songkatalog und in den Büchern. Wenn Du so zurückblickst: Fühlst Du Dich privilegiert, dieses Leben zu führen?
Ich bin unglaublich dankbar, die Chancen standen bei eins zu einer Million. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Mein Vater hat sich immer gefragt, was aus mir werden soll, weil das ja alles nur ein Traum war. Aber es hat sich wunderbar gefügt. Ich war nie faul, immer interessiert und habe die Dinge zusammengebracht. Die Band war ursprünglich ein Spaßprojekt. Wir hatten keinen Karriereplan, wir wollten einfach wieder Musik machen. Daraus wurde dann BAP - und nächstes Jahr feiern wir unser 50-jähriges Jubiläum.
Zu viel Leben für ein Buch: Nach seinem Schlaganfall 2011 schrieb Wolfgang Niedecken eine zweite Autobiographie - zu viel hatte sich verändert. (Bilder: Hoffman & Campe)
Auch hier spürt man eine organische Entwicklung. Heute planen viele Musiker:innen ihre Karrieren wie auf einem Reißbrett und haben große Erwartungen.
Ja, und genau das führt oft zum Verkrampfen. Wir haben nie Alben „auf Termin“ abgeliefert, sondern immer erst dann, wenn wir überzeugt waren: Jetzt ist es gut genug. Mittlerweile gilt das Gegenteil, man muss alle paar Wochen Singles veröffentlichen, damit der Algorithmus einen nicht vergisst. Gott sei Dank mussten wir das nicht! Früher hat man einfach die Platte an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geschickt – ganz ohne Single-Vorgabe - und einfach freundlich darum gebeten, etwas davon zu spielen. Das war eine gute Zeit. Seither hat sich die Medienlandschaft sehr verändert, leider zum Nachteil. Diese ganze Formatierung im Radio ist katastrophal. Wenn ein Song nicht in 30 Sekunden beim Refrain ist, wird er schon aussortiert.
Und wie ist es mit dir? Hat sich deine eigene Haltung zur Musik im Laufe der Jahrzehnte verändert?
Eigentlich gar nicht. Musik ist immer noch ein großes Glück. Wenn ich im Studio bin oder auf Tournee, merke ich jedes Mal, was für ein privilegiertes Leben ich habe. Das geht aber auch schon los, wenn ich abends noch eine Runde mit dem Hund gehe und danch hier sitze, mit Blick auf den Rhein, und noch auf meiner Gitarre spiele. Dann denke ich: Was habe ich für ein Hammerleben? Bei den Proben für diese Tour haben Maik und ich am Ende auch jedes Mal gesagt: Musik machen ist schon geil! (lacht) Man sagt ja auch: Musik ist die Sprache der Engel. Mit ihr erreicht man Menschen auf eine Weise, wie es sonst nichts anderes schafft. Sie kann Mut machen, Empathie wecken, trösten.

Und nicht nur das, man kann damit auch eine ganze Region auf die musikalische Landkarte bringen. BAP hat damals Kölsch in den Rock gebracht, obwohl Mundart und Dialekte oft schwierig sind. Ernsthafte Songs auf Platt sind kaum vorstellbar. Warum hat das funktioniert?
Kölsch ist eine großartige Sprache zum Singen. Sie ist weich, melodisch – ein bisschen wie Englisch oder Französisch. Es gibt keine harten Konsonanten, und man kann Silben wunderbar verschleifen. Das funktioniert im Hochdeutschen kaum. Als ich damals in den Siebzigern aus Liebeskummer mein erstes Lied auf Kölsch geschrieben und mit in den Proberaum genommen habe, sagten die anderen sofort: Das ist Super, mach mehr davon! Es gab also keinen Plan, es hat einfach gut funktioniert. Außerdem ist Kölsch einfach sympathisch.
Und man merkt bei dir: Die Sprache singt fast von selbst.
Genau – wir singen schon, wenn wir reden. Und ja, Kölsch hat diesen Charme. Man muss nur aufpassen, dass die Selbstverliebtheit der Kölner in ihre Stadt nicht überhandnimmt.(lacht) Aber grundsätzlich gilt: Der Kölsche schließt niemanden aus. Jeder darf mitmachen.
In einer Kölner Kneipe steht man keine zehn Minuten allein an der Theke – irgendwer kommt immer ins Gespräch.

Auf deiner Tour spielst du aber nicht nur in Metropolen wie Köln, sondern auch - oder vor allem - kleinere Städte. Hat das einen besonderen Reiz?
Ja, unbedingt. Mit BAP haben wir uns immer als Band der Leute verstanden. Früher hat mal einer von uns den Satz gesagt: Es wird an jeder Steckdose gespielt. Gut, irgendwann wurden manche Steckdosen dann zu eng. Aber wir haben immer darauf geachtet, dass es nicht zu groß wird, denn dann wird's anyonym. Dieses kleine Format ist jetzt gewissermaßen das Gegenteil von Größe. Damit sind wir sehr flexibel und können auch kleinere Venues spielen - in Gegenden, wo nicht jeder auftritt. Die Menschen sind dort besonders dankbar.
Bist du dann noch neugierig auf die Orte oder kennst du sie längst alle?
Viele kenne ich schon, aber manches ist immer wieder neu. Ich erinnere mich an Oldenburg – wir haben da früher schon einige Male mit BAP gespielt. An die Namen der Hallen kann ich mich nicht erinnern, aber ich weiß noch wie sie aussahen. Es ist schön, an solche Orte zurückzukehren.

Deine aktuelle Show ist zwangsläufig retrospektiv, aber du lebst ja nicht in der Vergangenheit. Bleibst du bewusst neugierig?
Unbedingt. Ich stehe voll im Leben, schaue Nachrichten, interessiere mich für Politik. Es beunruhigt mich, was weltweit passiert: Wieso kommen überall Autokraten an die Macht? Was ist mit den Checks & Balances in den USA? Aber man muss informiert bleiben. Ich versuche, das alles zu verstehen, auch wenn es manchmal frustrierend ist. Zum Glück gibt es immer wieder kleine Lichtblicke, wie zuletzt in den Niederlanden - die muss man mitnehmen.
Dass du über den Tellerrand der Musik hinausschaust, hat dich immer ausgezeichnet. Du hast dich positioniert, du hast dich engagiert. Gibt es heute noch solche Typen wie Dich oder deinen Freund Bruce Springsteen – Musiker mit Haltung?
Ja, aber sie haben es schwerer. In der heutigen Medienwelt ist es schwierig, sich treu zu bleiben. Trotzdem gibt es viele junge Bands, die das versuchen, auch wenn sie kaum Chancen haben.
In den 70ern war das ja auch nicht einfach, und trotzdem habt ihr es geschafft.
Genau. Wir hatten keinen Karriereplan, keine Förderung – nur Leidenschaft. Damals haben sich die Punks gegen diese Dinosaurier Bands mit ihrem Bombastrock aufgelehnt. Also hat man es ganz knapp gemacht, mit drei Akkorden immer schön auf die Acht gespielt und dem Musikbusiness den Stinkefinger entgegen gehalten. Eigentlich gab es zu der Zeit auch keine Möglichkeit, in irgendeiner Form auf sich aufmerksam zu machen. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft. Keiner, der uns 1977 oder 1978 irgendwo hat spielen sehen, hätte sich vorstellen können, dass wir irgendwann mal das Müngersdorfer Stadion vollmachen würden.
Wenn du auf dein aktuelles Programm schaust: Gibt es etwas, worauf du besonders stolz bist?
Ich weiß nicht, ob stolz der richtige Ausdruck ist, aber: Einige Passagen gehen mir selbst sehr nahe. Beim ersten Mal hatte ich bei manchen Stellen tatsächlich einen Kloß im Hals und konnte einen Moment lang nicht weiterlesen. Wenn man seine eigene Geschichte liest, kann das sehr bewegend sein. Ich versuche aber, das nicht zu inszenieren.
Op Odysee: Wolfgang Niedeckens Lebensmittelpunkt ist zwar die Kölner Südstadt, doch er kommt nach wie vor viel rum und kennt sich gut aus.
Der Titel lautet „Zwischen Start und Ziel“. Das kann man nicht nur auf die Karriere, sondern auch aufs Leben beziehen. Denkst du - auch mit Blick auf deinen Schlaganfall - über Vergänglichkeit nach?
Im Alltag kaum. Ich fühle mich fit, treibe Sport, ernähre mich gut, trinke wenig Alkohol. Aber manchmal denke ich: Hoppla, du wirst 75! Die letzten zehn Jahre sind im Flug vergangen. Mein Schlaganfall liegt schon über 14 Jahre zurück. Das Buch „Zugabe“ hieß nicht umsonst so – und die Zugabe dauert immer noch an.
Die Zielgerade kann ja trotzdem noch weit entfernt sein.
Genau. Ich will nur ehrlich sagen: Die meisten Shows sind wahrscheinlich schon gespielt. Aber von Abschiedstouren halte ich nichts. Das machen manche regelmäßig und das ist mir peinlich. Für mich steht fest: Solange ich konzentriert und mit Freude dabei bin, mache ich weiter!

Deine nächste große Tour mit BAP wird dann sicher wieder Arenen füllen.
Ja, das Jubiläum im nächsten Jahr ist etwas Besonderes. Da spielen wir größere Hallen – aber natürlich hauptsächlich die Songs, die jeder kennt.
Und warum sollte ein 18-Jähriger, der BAP gar nicht kennt, zu Deinem Abend im Oldenburgischen Staatstheater kommen?
Weil ich Geschichten erzähle, die jeder verstehen kann. Auch wenn nicht jeder Kölsch versteht – die Lieder sind eingebettet in Erzählungen, sodass man den Kern immer begreift. Das Programm ist ausgewogen, kurzweilig und dramaturgisch durchdacht.
Und du hast sichtlich Spaß daran.
Ja, total! Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn es losgeht. Meine Frau und ich managen alles selbst – das ist ein richtiger Familienbetrieb, so wie bei meinen Eltern früher im kleinen Lebensmittelladen.
Dann schließt sich ja der Kreis. Vielen Dank für das schöne Gespräch – es hat wirklich Spaß gemacht.
Wolfgang Niedecken: Einer von uns
Nein, Prominenz allein reicht nicht aus für einen guten Abend. Deshalb sollten wir es nicht uneingeschränkt empfehlen, sich schnell ein Ticket zu besorgen, wenn jemand wie Wolfgang Niedecken nach Oldenburg kommt. Aber wir tun es doch! Denn erstens sind die Gäste des Oldenburgischen Staatstheaters sorgsam kuratiert, es kommen also in der Regel Leute ins Haus, die man gerne live erlebt. Und zweitens gilt dieses Prinzip für Niedecken selbst erst Recht. „Zwischen Start und Ziel“ ist vielleicht das beste Beispiel dafür, was man von so einem Abend erwarten darf: Nämlich eine Mischung aus Performance und Persönlichkeit, aus Musik und Memoiren.
Es spielt letztlich keine Rolle, ob man Babyboomer ist oder GenAlpha: Niemand erreicht einen Status wie Niedecken, wenn sie oder er nicht sehr talentiert wäre und zudem ein enormes Gespür für Menschen und Momente besäße. Und wenn man die Show eines Stars besucht, der all das auf sich vereint, ist ein wunderbarer Abend geradezu garantiert. Auch wenn Oldenburg in schöner Regelmäßigkeit von solchen Menschen besucht wird, sind diese Ereignisse dennoch etwas Besonderes - was nicht zuletzt daran abzulesen ist, dass sie meist ausverkauft sind. Das gilt auch für den Auftritt von Wolfgang Niedecken. Er ist eben: einer von uns, ein Mann der Leute. Aber nehmt das einfach zum Anlass, die Augen offen zu halten und das nächste Mal schnell zu sein. Es lohnt sich.








