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ARTPARK: SLOW MOTION EXIT

  • Thorsten Lange
  • vor 51 Minuten
  • 6 Min. Lesezeit

Was geht eigentlich in der Oldenburger Musikszene? Kurze Antwort: Viel zu viel, um es hier abzubilden! Deshalb werden wir niemals jede Band, alle Singles und sämtliche Auftritte erwähnen können. Aber: Es gibt ja noch Longplayer. Sie sind nach wie vor etwas Besonderes, jeder Release markiert einen Meilenstein der Bandgeschichte. Das wollen wir feiern - im KULTURSCHNACK SOUNDCHECK! Hier stellen wir euch Alben made in Oldenburg vor und verraten euch, warum ihr sie unbedingt euren Playlists hinzufügen müsst. Die dritte Folge widmet sich den Pop-/Rockern von artPARK.


Cover der Albums „I Hope you heal“ von Catapults aus Oldenburg
Ganz langsam: artPARK setzen nicht auf Tempo oder Trends, sondern auf handgemachte Musik mit besonderer Atmosphäre. (Bild: artPARK)

Kennt ihr das? Man sieht das Cover einer neuen EP oder eines neuen Albums und hat sofort eine Idee im Kopf, wie die Musik wohl klingen könnte. Auch wenn man die Band gar nicht kennt und noch keinen einzigen Ton von ihr gehört hat, formt sich eine Vorstellung davon, was einen erwartet. Genau so ging es uns bei der neuen EP von artPARK. Als wir das äußerst stimmungsvolle Bild auf Cover sahen, formte sich die Vorstellung, dass uns sehr atmosphärische, eher zurückhaltende Rockmusik erwarten könnte.


Oft werden wir in solchen Momenten jäh überrascht, weil sich eine LoFi-Garage-Combo einen Scherz erlaubt hat und Tiefe vorgaukelt, die gar nicht da ist. Ganz anders war's aber bei artPARK: In diesem Fall trafen wir mit unserem Gefühl ziemlich ins Schwarze. Tatsächlich bietet „Slow Motion Exit“ ein sehr stimmungsvolles Hörerlebnis mit handgemachter Pop-/Rockmusik. Ob der stimmige Gesamteindruck Absicht war? Warum der Sound so homogen klingt? Und wann das nächste Album kommt? Das haben wir Drummer Mark Höhnlein gefragt.



Foto der Band Catapults aus Oldenburg
artPARK: Ansgar (Gitarre), Hauke (Bass), Birgit (Keys), Jens (Gesang), Mark (Drums). (Bild: artPARK)

Passgenaue Puzzleteile


artPARK sind keineswegs Neulinge in der lokalen Musikszene. Im Gegenteil, die Band wurde bereits im Jahr 2005 gegründet. „Untereinander bestehen teils lange Freundschaften, die Kommunikation ist sehr positiv und offen“, erzählt Mark, der erst 2022 zur Band stieß. „Ich hatte sofort das Gefühl, Teil von etwas Spannendem zu sein, das Potenzial für mehr hat.“ Auf der faulen Haut hat die Band aber auch bisher nicht gelegen: Nachdem in den Jahren 2012 bis 2017 zunächst einige Sessions veröffentlicht wurden, ging es ab 2018 richtig los. Nach den EPs „Quiet“ (2018) und „Next Stop“ (2024) sowie dem Longplayer „On a Friday“ (2020) ist „Slow Motion Exit“ bereits der vierte Release in den letzten sieben Jahren - und vielleicht der bisher ausgereifteste und homogenste von ihnen.


Ausgereift und homogen - das sind gleichzeitig gute Stichworte, um den Sound der Band zu beschreiben. artPARK suchen nicht die krassesten Riffs, die härtesten Breaks oder das schrillste Solo. Der Band geht es nicht darum, einzelne Teile stark zu betonen und dann zu Songs zusammenzusetzen. Vielmehr hat man den Eindruck, dass das genaue Gegenteil der Fall ist: Alles dient dem Gesamtkunstwerk, die einzelne Instrumente und Elemente setzen sich passgenau zusammen, um einen bestimmten Klang zu formen, der sowohl die Songs als auch die EP prägt.


NEUES FORMAT „SOUNDCHECK“

OLDENBURGER BANDS AUFGEPASST

Ihr seid Solo-Musiker:in oder spielt in einer Band aus Oldenburg? Ihr seid so ambitioniert, dass ihr eure Musik schon veröffentlicht habt oder genau das demnächst tun werdet? Und zwar nicht nur als eine Single, sondern in Form einer EP oder eines Albums? Mega, dann seid ihr hier richtig!

In Zukunft wollen wir hier regelmäßig über den Output Oldenburger Musiker:innen berichten. Ihr habt Interesse im KULTURSCHNACK SOUNDCHECK aufzutauchen? Super, dann lasst es uns - am besten im Vorfeld der Veröffentlichung - wissen. Tickt uns auf Insta an oder schickt uns eine Email, wir kommen auf euch zurück. Super wäre es, wenn ihr schon ein kleines Presskit in petto hättet: Albumcover, Bandfotos, evtl. Link zu einem Video und einigen Soundfiles, die wir für ein Reel nutzen könnten. Es gibt keine Garantien für einen Artikel - aber wir bemühen uns, möglichst alles zu verarbeiten, was uns erreicht. Die Oldenburger Szene ist (noch) bunter und besser als viele denken. Höchste Zeit, dass die Welt davon erfährt! Also: Macht mit beim Kulturschnack SOUNDCHECK!  


Musik als Mannschaftssport


Was heißt das konkret? Es gibt keine ungestümen Zweiminuten-Kracher, es gibt auch keine epischen Progrock-Referenzen. Die Wahrheit liegt dazwischen: Kompakte Pop-/Rock-Songs zwischen dreieinhalb und fünf Minuten, instrumentell fein austariert zwischen Gitarre und Keyboard, Bass und Drums. Darüber thront - man muss es so formulieren - der markante Gesang von Frontmann Jens. Man spürt sofort, dass seine Stimme bereits den einen oder anderen Song gesungen hat. Diese Färbung bekommt man nicht, wenn man mit 16 schnell mal zum Mikro greift, sondern nur, wenn man schon ein paar Lebensjahre samt entsprechender Erfahrung auf dem Buckel hat. Hin und wieder wirkt der Gesang vielleicht etwas überakzentuiert, man vermisst ein wenig Lockerheit. Aber das wiederum passt ins Bild einer EP, die sich durch ein intimes Gefühl der Nähe auszeichnet.


Vielleicht kann man diese Beschreibung auch für die Musik nutzen. Sie klingt nach Erfahrung. Danach, als hätten die Bandmitglieder ihren Weg bereits gefunden und müssten sich nicht mehr profilieren. Stattdessen spielen sie „mannschaftsdienlich“, im Sinne der Songs. „Beim Songwriting spielen unsere vielfältigen Einflüsse eine Rolle, jeder trägt etwas zum Gesamtsound bei“, verrät Mark. Oft brächten Sänger Jens und Gitarrist Ansgar erste Ideen mit, anderes entstehe beim Warmup oder bei einem Jam. Entscheidend sei aber, dass am Ende alle Songs den typischen artPARK-Sound hätten. „Der setzt sich aus mehr zusammen als dem individuellen Spiel und der Stimme. Unser Anspruch ist es, dass ein Gesamtwerk entsteht, das sich für uns richtig anfühlt.“ Dazu gehörten neben den Songs auch die Aufnahmen im Auricher Dickfehler-Studio - die übrigens im One-Take-Verfahren entstanden - und das Cover-Artwork.


„All das sorgt dafür, dass ‘Slow Motion Exit‘ nicht nach aneinandergereihten Songs klingt, sondern nach einem gemeinsamen Produkt unseres Wirkens - auf das wir durchaus etwas stolz sind.“




Unaufgeregt, aber unwiderstehlich


Kritiker:innen mögen bemängeln, dass es „Slow Motion Exit“ ein wenig an Abwechslung fehlt. Tatsächlich ähneln die Songs einander, es gibt insgesamt wenig Brüche, die einen beim Hören aufhorchen lassen. Aber was die einen stören könnte, schätzen die anderen. Das Hörerlebnis bei artPARK ist in einem positiven Sinne reibungslos: Die Band erzeugt eine bestimmte Atmosphäre, die eine große Ernsthaftigkeit und Emotionalität ausstrahlt. Wir schlagen wieder den Bogen zum Cover: Ein bisschen wirkt es so, als würde man an einem regnerischen Nachmittag im Café an der Ecke sitzen. Ein:e gute:r Freund:in erzählt, was sie oder ihn bewegt. Die Sätze wandern zwischen Eindringlichkeit und Zurückhaltung, zwischen Euphorie und Resignation. Aber eines sind sie immer: ganz nah.


Es ist eine Kunst, unaufgeregte aber dennoch unwiderstehliche Songs zu schreiben. Dafür braucht es Melodien und Arrangements, die ohne großen Bombast oder technische Tricks funktionieren - und die auch die Hörgänge nicht derart penetrieren, dass man sie nach einigen Durchgängen schon wieder aus dem Gedächtnis löschen möchte. Genau das gelingt artPARK auf „Slow Motion Exit“. Zwar würde man der Produktion hier und da etwas mehr Kraft wünschen, damit die Songs noch etwas stärker wirken können. Doch eines wird auch so deutlich: dass hier Rocksongs entstanden sind, die mehr sind als nur der Versuch, auf eine kuratierte Playlist zu kommen. Sie stehen für sich: emotional, atmosphärisch, zeitlos - und zurecht selbstbewusst.



Verwackelt, aber stimmungsvoll: Ein Video von der EP-Realease-Show in der Oldenburger Buddel Jungs Bar.


Die ewige Ungeduld


Aber wohin wird die Reise noch gehen? Gibt es Träume und Ziele? Mark bleibt realistisch: „Wir würden gerne regelmäßiger Gigs spielen und unsere Musik einer breiteren Masse präsentieren“, gewährt er einen Einblick. „Leider sind wir allesamt keine Marketing-, Social Media-, oder Booking-Experten und außerhalb der Band beruflich allesamt gut eingebunden.“ Dennoch sei die Band viel mehr als nur ein Hobby:


„Bei den letzten Aufnahmen und Konzerten haben wir mehr und mehr gespürt, welches Potenzial noch in der Band stecken könnte.“

So dürfte auch zweite Longplayer nur eine Frage der Zeit sein. Das einzige Problem: „Uns fällt es schwer, Songs zu sammeln und zurückzuhalten. Wir sind viel zu gern im Studio! Deshalb haben wir zuletzt jährlich EPs veröffentlicht.“ Diese Ungeduld ist nichts anderes als: Leidenschaft für Musik. Und wenn dabei Veröffentlichungen wie „Slow Motion Exit“ entstehen, dann können die Fans sicher noch eine Weile auf ein neues Album verzichten. Schließlich gibt es jedes Mal: ein neues Gesamtkunstwerk.





Cover der Albums „I Hope you heal“ von Catapults aus Oldenburg

ARTPARK SLOW MOTION EXIT


4 Songs, 16 Minuten

Alternative Pop/Rock

25. Juli 2025










 
 
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