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SNACKABLE CONTENT

Lyrik? Diesen Begriff hört man vergleichsweise selten außerhalb der Klassenzimmer von Deutsch-Leistungskursen. Ausgerechnet das „Core“, hipper Co-Working-Space im Herzen der Innenstadt und Kulturschnack-Wahlheimat, hat den Begriff jetzt entstaubt und ihm ein Update verpasst. Zu hören gibt es deshalb keine Barock-Gedichte, sondern zeitgemäße Wort-Kunst-Werke made in Oldenburg! Und: Essen gibt es auch. Lecker!



Na gut, geben wir es zu: Lyrik in die Gegenwart zu übertragen ist kein gänzlich neuer Gedanke. Die Poesie hat diese Transformation längst hinter sich und feiert als Slam Poetry schon seit etlichen Jahren ein Revival. Und das zu Recht, denn Sprachkunst ist faszinierend, manchmal sogar mitreißend. Wir feiern das sehr - zumal das Gerücht stimmt, dass Teile des Kulturschnacks Deutsch-LKs besucht haben und dort tatsächlich vor allem bei Gedichtsinterpretationen glänzten.

WAS IST SNACKABLE CONTENT?


Der Begriff stammt aus dem Content Marketing, sprich: aus der Werbung. Er bezeichnet kurze Inhalts-Häppchen, die auf einfache Weise produziert werden, optisch attraktiv aufbereitet sind und vom User schnell konsumiert werden können. Optimiert sind sie oft für die Ansicht auf Mobile Devices. Die Schwelle ist hier sehr niedrig, die Verweildauer ebenfalls, was die Klick-Wahrscheinlichkeit gegenüber ausführlicherem Content deutlich erhöhen kann. Nachteil: Es schwieriger, in diesem kurzlebigen Umfeld eine dauerhafte Markenbindung zu erzeugen.

Nun also startet das Core das neue Format „Lecker Lyrik“, das schon mit seinem Titel die etwaige Erwartung eines verkopften Hochschulabends bricht. Nein, es geht hier nicht um den Jambus, Oxymoron und Hermetik, es geht hier um einen attraktiven Zugang zur Sprachkultur. Und das wiederum ist eine Kunst für sich: Den gekonnten Umgang mit Worten und Sätzen einzubetten in bewegende Geschichten zwischen Nachdenklichkeit und Heiterkeit. Erwartet also keine lyrische B-Ware, sondern eine eigene Spielart mit neuen Qualitäten.


 

LECKER LYRIK - POESIE MUSIK SNACKS DRINKS

DIENSTAG, 13. DEZEMBER, 19:30 UHR


MIT:

DOMINIK EHRST

JACKIE MAX PAUL MOSCARI CORE OLDENBURG HEILIGENGEISTSTRAßE 6-8

26122 OLDENBURG

 

Von gut zu großartig


Fans des Poetry Slams wissen: Das gesprochene Wort würde auch ganz allein funktionieren, ohne einen großen Rahmen. Aber sie wissen auch: Ein gewisser Mix mit anderen Stilen kann aus einem guten Abend einen großartigen machen. Diese Regeln sind auch dem Core nicht unbekannt und deshalb bietet „Lecker Lyrik“ noch viel mehr als nur Poesie.

Mit dabei: Sprachkünstler Dominik Ehrst (Bild: privat)

Zunächst fragen wir uns aber, wie man darauf kommt, ausgerechnet Lyrik und Poesie zum Aufhänger zu machen. Gibt es da gar keine Angst, altbacken zu wirken? „Tatsächlich findet man diese Begriffe eher selten im Veranstaltungs-Kalender“, gibt Veranstaltungsmanager Steffen Icken zu, ergänzt aber sogleich: „Wir sind überzeugt, dass auch ein solches Format passend für diesen kreativen und innovativen Ort ist und die Vielfältigkeit des CORE nochmals unterstreicht.“



Comedy statt Cringe


Die Traditionalität der Materie und die Modernität des Ortes schließen sich also überhaupt nicht aus, sondern ergänzen einander ideal. Ausräumen kann man bei dieser Gelegenheit auch das eine oder andere Vorteil. Viele denken bei Lyrik und Poesie nämlich vor allem an die barocke Verskunst eines Andreas Gryphius oder an schwülstige Liebeserklärungen mit hohem Cringe-Faktor. Im Core wird das ganz anders sein; „Das Publikum darf sich auf einen spannende Mischung freuen“, macht Steffen neugierig. „Es wird Slam Poetry und Comedy geben, aber auch selbstgeschriebene und unveröffentlicht Songs sowie Neuinterpretationen bekannter Hits.“


Place to be: Im Core is eigentlich alles möglich - sogar Lyrik! (Bild: Ulf Duda)

Und die stammen nicht von Irgendwo, sondern sympathischerweise allesamt aus Oldenburg. Dafür gebe es auch gute Gründe, erklärt Steffen: „Für das erste Event war es uns wichtig mit lokalen Künstler:innen zusammenzuarbeiten. Die gesamte Kultur- und Kunstbranche hat sich noch lange nicht von der Pandemie erholt und wir möchten den Künstler:innen aus unserer Stadt eine Bühne bieten und so unseren Teil dazu beitragen.“ Neben dem Kulturgenuss trägt man mit dem Besuch letztlich also auch zu einer guten Sache bei.


POETRY SLAM - WIE FÜHLT SICH DAS AN?


Eine Antwort darauf haben wir im Juni anlässlich der „N!CE“-Veranstaltung des kreativ:LABORS zu diesem Thema gegeben. Sie klang so:


Es ist mucksmäuschenstill. Man konnte die berühmte Stecknadel fallen hören. Das Publikum ist vollkommen paralysiert vom Satz-Stakkato, das sie in der letzten Minute intellektuell und emotional durchgeschüttelt hat. Wie ein Sog entwickelte sich zuvor die Macht der Worte, zog alle mit, entführt sie in neue Gedankenwelten und ließ sie bewegt zurück. Nun also die rhetorische Kunstpause. Und dann beginnt es von Neuem, die Sätze fliegen dem Publikum nur so um die Ohren, bauen isch auf und stürzen wieder ein, immer wenn man ein Muster erkennt, folgt schon die nächste Überraschung. Nur eins ist sicher: Nichts.


Das ist Poetry Slam! Er fasziniert, er überrascht und er... thematisiert! Denn er greift immer wieder gesellschaftlich relevante Themen auf. Die Künstler:innen auf der Bühne erklären, berühren, provozieren und treiben dadurch Denken und Diskurs an.



Der Snack als Faden


Sorgt für Musik: Max Paul (Bild: privat)

Der rote Faden des Konzepts ist der Snack. Musik und Sprachkunst gibt es als kurze Häppchen, nebenbei kann man Essen und Trinken. Sehen wir hier etwa das ideale Format für das Tempo des Digitalzeitalters? „Wir würden uns sehr freuen, den Zeitgeist getroffen zu haben“, stimmt Steffen zu. Gleichzeitig gibt er Entwarnung: Ein regelrechtes Stakkato, das an Hektik grenzt, wird es nicht geben. „Auch wenn die einzelnen Auftritte auf ca. 15 Minuten beschränkt sind, soll das Tempo des Abends nicht unnötig schnell sein. Die Gäste können sich auf einen entspannten Abend und eine kleine Auszeit von der hektischen Vorweihnachtsphase freuen.“


Die Bühne dafür ist bereitet: Wortkunst, Musik und Essen in flotter, loser Reihenfolge - stets lang genug, um sich darauf einlassen zu können, aber auch kurz genug um Abwechslung zu ermöglichen. Und dazu auch noch alles aus regionaler Produktion! Das ist Snackable Content im wahrsten und besten Sinne - lasst es auch schmecken!

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