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ROCK GEGEN RECHTS

Der letzte Abend im April hat einen großen Vorteil: Man hat am Tag danach frei. Deshalb eröffnen sich allerhand Möglichkeiten, etwas Feines mit seiner Zeit anzufangen. Und während die einen ziellos durch den Abend schweifen, haben die anderen ein ganz klares Ziel: Den Rathausmarkt. Denn dort heißt es bereits zum 22. Mal: Rock gegen Rechts.


Kämpferisch: Trotz der klaren Symbolik geht es (mindestens) genau so sehr um Musik (Grafik: Rock gegen Rechts)

Eigentlich ist der Titel dieser Veranstaltung eine klare Sache: Rock gegen Rechts - da weiß man, was man kriegt. Und dennoch wirft er Fragen auf. Was ist das nun: Konzert? Demo? Was überwiegt und was ist nur Beiwerk?


Die klare Antwort lautet: Nichts von beidem. So richtig voneinander trennen kann man das nämlich nicht. Keineswegs handelt es sich um eine reine Demonstration, auf der die Musik nur als akustische Untermalung läuft. Auch sollen die Bands keine knallharten Statements zum Motto des Abends abgeben (tun sie aber manchmal doch ganz gern). Vollkommen unpolitisch ist die Bühne bei „Rock gegen Rechts“ aber auch nicht. Die Bands müssen zwar über keine explizite politische Agenda verfügen, aber sie sollten einen klaren moralischen Kompass haben. Deshalb: keine Chance für solche Jungs!


Zum Glück findet man in der Region genügend Bands, die alle Kriterien erfüllen. Und das heißt: Sie passen (A) inhaltlich ins Konzept, weil sie eine Haltung haben und zeigen - und sie sind B) musikalisch auf einem hohem Niveau, machen live richtig viel Spaß oder beides gleichzeitig.


 

ROCK GEGEN RECHTS

MIT: DREI METER FELDWEG | JACK POTT | MAKEENA | OLDENBURGER KNEIPENCHOR SONNTAG, 30. APRIL, 19 UHR


RATHAUSMARKT OLDENBURG EINTRITT FREI!

 

Bedenken über Bord


Im Grunde müsste man all das eigentlich gar nicht mehr erklären. In diesem Jahr findet Rock gegen Rechts bereits zum 22. Mal statt, wie immer exzellent organisiert von der DGB-Jugend Oldenburg-Ostfriesland, wahrscheinlich wieder mit etwa zweitausend Besucher:innen. Das heißt: seit einem Vierteljahrhundert läuft das Spektakel schon - da müssten es ja mittlerweile alle 174.000 Oldenburger:innen kennen. Oder?


Eins ist sicher: Artig und leise wird's nicht bei Rock gegen Rechts 2023 (Bilder: DGB-Jugend OL-Ostfriesland)

Nein, leider nicht, zumindest nicht aus eigener Anschauung. Womöglich liegt es am Titel der Veranstaltung: Der ist zwar genau richtig, weil er exakt beschreibt, was man bekommt. Er schreckt jedoch bestimmte Bevölkerungsgruppen ab. Nämlich jene, die mit Rock nichts am Hut haben - und jene, die nicht unbedingt politisch Position beziehen wollen.


Deswegen an dieser Stelle unser Appell: Schmeißt alle Bedenken über Bord und kommt am 30. April auf den Rathausmarkt, Der Abend zeichnet sich nämlich durch eine besondere Stimmung aus, weil er sehr viel richtig macht. Denn obwohl er bereits im Titel eine klare Aussage trifft, ist die Atmosphäre freundlich, integrativ, angenehm. Dass mit Drei Meter Feldweg (Punkrock aus der Lüneburger Heide), Jack Pott (Punkrock aus Bad Schwartau) und Makeena (Alternative Metal aus Oldenburg) gleichzeitig drei richtig gute norddeutsche Bands auf der Bühne stehen, macht den Abend richtig rund.

VON DER BÜHNE AUS GESEHEN


Viele von uns kennen Rock gegen Rechts aus der Zuschauer:innenperspektive. Aber wir haben uns gefragt: Wie fühlt sich das eigentlich für die Bands an? Darüber haben wir uns mit Gitarrist Maurice und Sänger Joost von Catapults unterhalten, die schon zweimal bei Rock gegen Rechts in Oldenburg auf der Bühne standen - sogar bei ihrem allerersten Konzert!




Als bei euch vor ein einigen Jahren die erste Anfrage kam, war euch Rock gegen Rechts schon ein Begriff? Wusstet ihr, worauf ihr euch „einlasst“?

Maurice: Das generelle Veranstaltungsmotto „Rock gegen Rechts“ war mir bekannt, die Veranstaltung spezifisch in Oldenburg nicht. Allerdings lebe ich auch erst seit 2017 in Oldenburg und 2018 haben wir das erste Konzert dort und überhaupt in unserer Geschichte gespielt. Bei dem Veranstaltungstitel und -Motto kann es unsererseits keine andere Reaktion als Unterstützung geben, deshalb war ganz klar, dass wir die Einladung annehmen.


Wie war es dort aufzutreten, wie war die Stimmung, die Reaktionen?

Maurice: Das erste Mal (2018) war etwas ganz besonderes für uns. Ein Konzert mitten auf dem Marktplatz in Oldenburg als „Feuerprobe“ der neugegründeten Band, damals als Opener. Es war aufregend, beängstigend, aber auch eine vorsichtige Bestätigung dafür, dass das was wir machen, in die richtige Richtung geht. Das zweite Mal (2022) sah dann etwas anders aus – nicht mehr Opener, sondern Headliner und keine Feuerprobe, sondern vier Jahre und zahlreiche Auftritte später die deutliche Bestätigung, dass die Richtung stimmt. Es war ganz großartig und ein besonderes Gefühl, nach einigen Jahren zum Startpunkt zurückzukehren und so empfangen zu werden.


Der Platz war prall gefüllt, so auch unsere Herzen nach dem Konzert. Die Veranstaltung ist mit sehr viel Liebe organisiert!

Ist einer Band irgendwie wichtig, dass es auch eine politische Ebene gibt?

Joost: Nicht zwangsläufig. Natürlich kann man die Reichweite nutzen, um politische Inhalte in den Texten zu behandeln, aber ein Muss ist es für uns nicht. Unsere Songs sind nicht politisch, trotzdem haben wir uns auf andere Art und Weise politisch klar positioniert, beispielsweise durch Auftritte bei Rock gegen Rechts und ähnlichen Veranstaltungsreihen. Musik muss authentisch sein – und das kann sie mit oder ohne politischer Ebene.


Niemand ist unrockbar

Ach, du magst gar keinen Rock? Das ist okay. Dann appellieren wir einfach - wie immer an solch einer Stelle - an deine Neugier. Uns geht es jedenfalls immer wieder so, dass wir Veranstaltungen ganz großartig finden, wenn wir uns voll darauf einlassen - auch wenn sie nicht unseren persönlichen Geschmack widerspiegeln. Mit diesem einfachen Experiment verlässt man seine eigene kleine Blase bzw. seine musikalische Komfortzone und wird mit einer neuen Erfahrung belohnt - ganz egal, wie man sie im Nachhinein beurteilt.


Und dieses Jahr kann sowieso nichts passieren, schließlich gibt es einen Act ganz ohne Gitarre: Der Oldenburger Kneipenchor ist als Special Guest mit dabei! Der hat zwar durchaus einiges an Rock-Songs im Sortiment - aber bei einem Chor klingt eben doch alles ganz anders. Wer die vielköpfige Gruppe bisher noch nicht gehört hat, kann - und sollte - das nun endlich nachholen.




Folgt euren Ohren


Letztlich darf man sowieso fragen: Was soll schiefgehen? Rock gegen Rechts ist ein Open Air Live-Konzert im wunderbaren Ambiente des Rathausesmarktes, mit tollen lokalen Bands, erstklassiger kulinarischer Versorgung und einer positiven politischen Botschaft. Mehr kann man an einem einzigen Abend gar nicht erwarten.


Ihr braucht also nicht ziellos umherzuschwirren, auf der Suche nach dem ultimativen Ziel. Ihr findet es ganz einfach, im Herzen der Stadt. Ihr braucht nur euren Ohren zu folgen. Dort ist alles bereitet für einen großartigen Abend. Schließlich sind zwei Dinge frei: Der Eintritt - und der Tag danach!



 

Was halten wir beim Kulturschnack von alledem? Das dürfen wir als unpolitisches, überparteiliches Kulturmagazin natürlich nicht verraten. Aber wir können hier völlig zusammenhanglos ein Musikvideo posten. Dass das Rock ist? Dass das gegen Rechts ist? Könnte reiner Zufall sein! Oder auch nicht.




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