RAUS AUS DEM RAUM, REIN IN DIE GESCHICHTE
- kulturschnack
- 14. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Was als einzelne Idee im Rahmen des Erinnerungsgangs begann, wurde dank der der Arbeit von Schülerinnen und Schülern des Herbartgymnasiums zu einer Gelegenheit, kulturelle, politische als auch historische Bildung in bester Form zu erleben. Im Computer-Museum Oldenburg treffen spielerische Elemente in Form eines Escape Rooms, auf eine authentische Erzählung, die tiefe Einblicke in die jüdische Geschichte unserer Stadt zur Zeit des Nationalsozialismus ermöglicht. Warum gerade diese spielerische Auseinandersetzung so wertvoll ist und warum ihr sie unbedingt selbst erleben und euch einen der letzten Termine reservieren solltet, das lest ihr bei uns.

Für alle, die bei der Begrifflichkeit des Escape Rooms vielleicht noch etwas stutzig aufhorchen: darunter versteht sich die real umgesetzte Form eines beliebten Gesellschaftsspielgenres, bei dem eine bestimmte Anzahl an Spielerinnen und Spielern einen Raum betreten, der ein bestimmtes Szenario sowie ein Rätsel mit auf den Weg gibt, das es meist über mehrere Schritte hinweg und in gemeinsamer Zusammenarbeit zu lösen gilt. Eine immersive Erfahrung, bei der alle Teilnehmenden im wahrsten Sinne in die erlebte Geschichte hineingezogen werden. Statt Informationen lediglich passiv aufzunehmen, ist man hier mitten im Geschehen.

So überrascht es kaum, dass dieses Format inzwischen nicht nur auf kommerzieller Ebene immer stärkere Verbreitung findet, sondern sich auch im Rahmen von Bildungsangeboten immer größerer Beliebtheit erfreut! Denn gerade für Jüngere spielen diese Elemente eine tragende Rolle im Prozess des Lernens. Was vorher vielleicht im Abstrakten, nicht wirklich greifbar bleibt, das übersetzt ein solcher Zugang nicht nur in eine haptische Erfahrung, sondern macht es durch das persönliche Erleben anhand dieser spielerischen Situation zu einer eigenen, persönlichen Erfahrung, die in Erinnerung bleibt. Perfekte Lernbedingungen!
Für eine Haltung im Heute
Dass sich dieses Konzept auch hervorragend für anspruchsvolle Thematiken eignet, die eine sensible Handhabung erfordern, das hat nun eine schulische AG des Herbartgymnasiums in monatelanger Vorbereitung, in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt Oldenburg und mit Unterstützung der Agentur WELT DA DRAUßEN unter Beweis gestellt. Die Spielenden finden sich in der Apotheke Morgenstern wieder und schlüpfen in die Rolle von Apotheken-Lehrlingen im Jahr 1949. Ein ehemaliger KZ-Aufseher steht vor Gericht, doch was noch fehlt sind die entscheidenden Beweise, das Verbrechen zu belegen. Apotheker Morgenstern, selbst politisch verfolgt, hat sie in einem Tagebuch hinterlassen – doch wo sich das befindet, das gilt es herauszufinden! Es bleibt noch Stunde bleibt, um alle Hinweise zu entschlüsseln und den Täter somit zu überführen.

„Im Mittelpunkt stehen sowohl reale als auch fiktive Personen, die einen Einblick in den Alltag und das Schicksal jüdischer Menschen in Oldenburg während der Zeit des Nationalsozialismus ermöglichen“, so Lehrer Stefan Harbers, der die AG im Entstehungsprozess begleitete. Es geht jedoch nicht nur um Spiel und Spannung, sondern auch um die Auseinandersetzung mit der Geschichte jüdischen Lebens in Oldenburg während des Nationalsozialismus – und um Fragen nach Zivilcourage und gesellschaftlicher Verantwortung heute. "Der Raum und die Geschichte, die wir damit erzählen bieten gezielt die Möglichkeit zur Reflexion: es gibt Begleitmaterialien und weitere Impulse, die zur Auseinandersetzung mit Zivilcourage, Erinnerungskultur und aktuellen Formen des Antisemitismus anregen. Man erlebt diese Geschichte der Vergangenheit und verlässt den Raum im Idealfall mit einer gestärkten und informierten Haltung für das Jetzt, weshalb der rote Faden stets die Verbindung von Gestern und Heute ist.", ergänzt Vivien Ritter, Projektverantwortliche im Kulturbüro der Stadt Oldenburg hierzu.
Das verbindende Element

Deshalb könnte auch der Ort für dieses Projekt nicht treffender gewählt sein. Denn mit dem Computer-Museum Oldenburg hat man einen Partner gefunden, der durch seine stetige Arbeit ein Bindeglied schafft, das die technologische Geschichte abbildet und gerade dadurch ein besseres Verständnis für heutige Entwicklungen bietet. Zudem findet sich das Genre der Escape Rooms ebenso in zahlreichen Games wieder und auch das notwendige Know-How ist im Museum vorhanden, sodass die Schülerinnen und Schüler sich letztlich nicht nur inhaltlich mit der Gestaltung eines Escape Rooms auseinandersetzen konnten, sondern auch mit den zahlreichen, zugehörigen technologischen Aspekten. Also keine Sorge, niemand bleibt in der Morgenstern Apotheke verschollen. Der Raum verfügt über Sensoren ebenso wie eine Kamera, durch die das Spielgeschehen von der jeweiligen Spielleitung beobachtet wird. Wer also nicht mehr weiter kommt, dem fließt eventuell der eine oder andere hilfreiche Tipp zu.
Wer sich ebenfalls für den Blick hinter die Entstehung eines solchen Raums interessiert, der kann zum Abschluss des regulären Zeitraums am 30. Mai sogar nochmal einen besonderen Blick hinter die Kulissen des dann endenden Projektes erhaschen. Denn Matthias Hecking von der Agentur WELT DA DRAUßEN wird mit seinem Vortrag „Von Text-Adventures zur Escape-Raum-Steuerung – Die Highlights der Morgenstern-Apotheke“ von 17:00 - 18:00 Uhr im Computer-Museum Oldenburg eine spielerische Rückschau auf die kreativsten Ideen des Prozesses geben.
Sichert euch nun am besten direkt einen der allerletzten, kostenfreien Plätze für den Escape Room und kommt dem Rätsel der Morgenstern Apotheke auf die Schliche. Zur Buchung geht es hier: www.computermuseum-oldenburg.de/escape-room-im-ocm-buchung/