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POPSTAR WIDER WILLEN

Das Staatstheater lässt mit seinem eigenen Programm eigentlich kaum noch Wünsche offen. Alle Sparten werden auf höchstem Niveau bespielt. Dennoch finden dort immer wieder Gastspiele statt, die unsere Oldenburger Kulturlandschaft noch entscheidend bereichern. Zum Beispiel: Eine Lesung von Erfolgsautor Ferdinand von Schirach am 15. September!


Abo für den ersten Rang der Bestsellerlisten: Erfolgsautor Ferdinand von Schirach (Bild: Stephan Rabold)

Es gibt unendlich viele Autor:innen auf der Welt. Nimmt man nur die guten, wird die Zahl bereits drastisch kleiner. Sucht man nun nach denjenigen, die ein untrügliches Gespür für die großen Themen ihrer Zeit haben und gleichzeitig in der Lage sind, sie verdichtet, erhellend und unterhaltend zu erzählen, kommt man plötzlich nur noch auf eine Handvoll Namen.


Zu ihnen gehört zweifellos Ferdinand von Schirach. Der studierte Jurist nähert sich seinen Themen gern über Rechtsfragen an und gelangt dadurch zu den - häufig einhergehenden - moralischen und philosophischen Dimensionen des Falles. Was hier staubtrocken klingt, ist tatsächlich fesselnd und mitreißend. Von Schirach gelingt es auf einzigartige Weise das Große mit dem Kleinen zu verquicken und dadurch eine hohe Zugänglichkeit herzustellen.


 

FERDINAND VON SCHIRACH „NACHMITTAGE“ LESUNG


DONNERSTAG, 15. SEPTEMBER 2022 19:30 UHR


OLDENBURGISCHES STAATSTHEATER THEATERWALL 28 26122 OLDENBURG KARTEN

 

Bescheidener Intellektueller


Wäre er kein so zurückhaltender Mensch und wäre ihm Personenkult nicht so fremd, könnte man Ferdinand von Schirach als einen Popstar der deutschen Literaturszene bezeichnen. Denn genau das ist er, und zwar im Wortsinne. Seine Werke sind extrem populär, es handelt sich dabei fast ausnahmslos um millionenfach verkaufte Bestseller.

Dabei setzt er aber nicht auf offensive Massentauglichkeit, sprich: Seichtigkeit. Seien Bücher haben eine große Tiefe, eben weil sie stets große Themen behandeln und von Schirach sie intellektuell durchdringt. Wobei er genau dies stets von sich weist. Seiner Ansicht nach habe er immer nur Gedanken zu Papier gebracht, die ihm durch den Kopf gingen. Kleines Paradoxon: Falls dem tatsächlich so ist, würde es umso mehr bedeuten, dass er ein Intellektueller ist. Wie sonst sollte es möglich sein, komplexe Sachverhalte gerade soweit zu reduzieren, dass sie nicht nur korrekt und verständlich zugleich sind, sondern auch noch unterhaltsam?


Selbst wenn man in den letzten Jahren keine Bücher des gebürtigen Müncheners gelesen hat, dürfte man Ferdinand von Schirach einige Male begegnet sein. Zumindest dann, wenn man zu den treuen Besucher:innen des Staatstheaters gehört. Dort nämlich wurden seine beiden interaktiven Theater-Erfolge „Terror“ und „Gott“ inszeniert und feierten große Erfolge. Aber auch im Kino und Fernsehen gab es bereits zahlreiche erfolgreiche Verfilmungen seiner Stoffe zu sehen, so etwa „Der Fall Collini“ mit Elias M'Barek in der Hauptrolle.



Nachmittage am Abend


Nun also hat Oldenburg die rare Gelegenheit, Ferdinand von Schirach ein wenig besser kennenzulernen als bisher. Am Donnerstag, dem 15. September 2022, wird er aus seinem neuesten Buch „Nachmittage“ lesen, das vor gerade erst drei Wochen erschienen ist und - natürlich! - seit dem Verkaufsstart auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste steht.


Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Erzählungen; der Autor spannt dieses Mal also keinen großen Bogen, sondern erzählt anekdotisch. Für eine Lesung ist diese Systematik ideal. Sie eröffnet Spielraum für kleine Erzählungen - zu den Geschichten, zu ihren Themen, zu ihren Entstehungen. Das heißt: Die Chancen, etwas von und über Ferdinand von Schirach er erfahren, das nicht bereits allseits bekannt ist, stehen gut. Wobei die Lesung selbst natürlich Grund genug wäre, die Veranstaltung zu besuchen. Alles andere ist ein Bonus. Aber: Ein sehr attraktiver.


FERDINAND VON SCHIRACH

„NACHMITTAGE“


Es gibt Geschichten, schreibt von Schirach, die man nur nachts einem Fremden erzählen kann. Es sind leise Erzählungen von verregneten Nachmittagen und von schwarzen Nächten, von den Dingen, die unser Leben verändern, von Zufällen, falschen Entscheidungen und der Flüchtigkeit des Glücks. Ihre Helden haben das Spiel endgültig verloren.


Aber diese Geschichten beschützen uns vor der Einsamkeit, den Verletzungen und der Kälte. Und am Ende sind sie das Einzige, was uns wirklich gehört. Ferdinand von Schirach fragt, was Gerechtigkeit und Fairness ist und wie wir das Richtige tun. Lassen Sie sich diese Geschichten erzählen. Sie spielen in einer Bar, hoch oben über den Dächern von Tokio, in einer großbürgerlichen Wohnung in Wien und in einem Barock-Schlösschen draußen auf dem Land.


All diese Momente, Situationen, Orte finden sich im Erzählband „Nachmittage“, den der Erfolgsautor nun im Oldenburgischen Staatstheater vorstellt. Und eines scheint schon vorab sicher zu sein: diese Stimmungen und Atmosphären funktionieren auch am Abend, im stimmungsvollen Ambiente des Großen Hauses.


Gelegenheiten nutzen


Lesungen wie diese können unterhaltsam sein, informativ, erhellend, lustig oder traurig. Doch ganz egal, wie man sie empfindet, eines beuten sie immer: Kontext. Man lernt die Autor:innen und Werkle besser kennen und damit auch: besser verstehen. Es eröffnen sich neue Perspektiven und Momente der Erkenntnis.

Wer am besagtem Donnerstagabend noch nichts vorhat, sollte unbedingt das Oldenburgische Staatstheater ansteuern. Gelegenheiten wie diese ergeben sich selten und sind umso kostbarer. Erst Recht, wenn ein Popstar der Literatur sich die Ehre gibt - auch wenn er keiner sein will.


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