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KOLUMNE: ENDE ODER ANFANG?

Seit Mitte 2020 schreibt Kulturschnacker Thorsten eine monatliche Kolumne für die wunderbare Spielzeitung des Oldenburgischen Staatstheaters. Digital findet ihr sie zum Nachblättern unter www.staatstheater.de. Oder: hier.


Titelbild der aktuellen Ausgabe der Spielzeitung des Staatstheaters Oldenburg
It's showtime: Die Oldenburger Theater gehen nach der Sommerpause wieder an den Start. (Foto: Stephan Walzl)

Die Kunst, das Schöne zu sehen


Der September steht vor der Tür und mit ihm eine Vorahnung des Herbstes, zumindest aber ein wachsendes Bewusstsein, dass der Sommer sich dem Ende nähert. Woran ich dabei denken muss? Ausgerechnet an das letzte Frühjahr! Genauer gesagt an den 26 Mai. Und warum das? Weil damals das Oldenburgische Staatstheater sein Programm für die neue Spielzeit vorstellte – und einmal mehr das Kunststück schaffte, noch vor dem Sommer Lust auf die Zeit danach zu wecken.

Es ist die letzte Spielzeit unter der Leitung des Generalintendanten Christian Firmbach und so mischt sich ein wenig Wehmut in die Vorfreude. Es ist noch zu früh für Bilanzen, aber schon jetzt darf man feststellen, dass die Stadt einen Aktivposten verlieren wird, der sich umtriebig für sein Haus, aber auch für die Oldenburger Kulturszene einsetzte.

Passend zu seiner Persönlichkeit geht der leidenschaftliche Theatermacher nicht mit einem Schlussakkord in Moll, sondern mit einer nahtlosen Fortsetzung seiner erfolgreichen Schaffenszeit an der Hunte. Ganz große Neuerungen sucht macht zwar vergeblich, aber wer würde das kritisieren wollen? Mit dem Technical Ballroom wurde erst in der letzten Spielzeit die erste digital-analoge Bühne Deutschlands installiert und damit ein mutiger Blick in die Zukunft des Theaters geworfen. Mehr kann man kaum verlangen. Deshalb darf man sich nun auf ein ausgewogenes und abwechslungsreiches, aber durchaus auch ambitioniertes Programm freuen.



Start in die neue Spielzeit

Der September läutet aber natürlich auch auf den anderen Oldenburger Bühnen die neue Spielzeit ein. Besonders gespannt sind viele auf die kommenden Inszenierungen am Theater k der Kulturetage, das nun von Mathilda Kochan geleitet wird, die für neue Ideen, Themen und Methoden steht. In der direkten Nachbarschaft sind dem theater wrede+ und dem theater hof/19 einmal mehr Programme gelungen, die ihr Stammpublikum schätzen wird, die aber auch etliche Neugierige in die Säle locken werden. Zum Theater Laboratorium muss man kaum noch etwas sagen. Seine wunderbare Mischung aus unterhaltenden und berührenden Stoffen zwischen Komik, Melancholie und Philosophie ist und bleibt unvergleichlich. Und nicht zu vergessen: Das theater unikum auf dem Campus Haarentor der Universität. Zwar richtet sich die Bühne auch an die Studierenden, aber eben nicht ausschließlich. Es lohnt sich immer, auch dorthin einen Blick zu werfen.


Allein die Zahl der Bühnen deutet eine große Vielfalt an, die Auswahl der Stücke und die jeweiligen Inszenierungen fächern das Angebot noch weiter auf.


Oldenburg darf sich glücklich schätzen: Über ein spannendes letztes Jahr mit Christian Firmbach am Oldenburgischen Staatstheater – aber auch über eine lebendige, kreative, vielfältige Theaterlandschaft, die nur wenig Wünsche offenlässt.

Ja, es stimmt: Der September steht vor der Tür und mit ihm eine Vorahnung des Herbstes. Ist das nun ein Ende oder ein Anfang? Die Antwortet lautet natürlich: beides. Die Wehmut ob der kürzeren Tage lässt sich wunderbar kompensieren mit der Lust auf die neue Theatersaison. Wenn die Sonne kürzer scheint, nähren wir unsere Herzen eben von innen, mit wunderbaren Impulsen und Inspirationen von den Bühnen unserer Stadt. Danke, liebe Theaterschaffende, für die vielen Gelegenheiten dazu!


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