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UNGEWOHNT OFFEN

Wie arbeiten eigentlich Künstler:innen? Es gibt dazu einige Klischees: manisch-expressiv, feinsinnig-sorgfältig - oder auch gar nicht. Was genau in den Ateliers passiert, wissen die meisten Außenstehenden jedoch nicht. Ein ewiges Geheimnis? Nein, denn alle zwei Jahre gibt es die Offenen ARTEliers. Sie laden alle Kunstinteressierten ein, sich ein Bild vom künstlerischen Schaffen zu machen - und etwaige Klischees zu bestätigen oder zu widerlegen.


Eine farbbeschmierte Staffelei, so wie sie auch von Künstlerinnen der Offenen Arteliers verwendet wird.
Wo Kunst passiert erzählt die Umgebung eine eigene Geschichte - wie hier in der Oldenburger Kunstschule. (Bild: Kulturschnack)

Sagen wir ruhig, wie es ist: In fremde Wohnungen und Häuser zu schauen, ist immer spannend. Wie andere Menschen leben, wie sie eingerichtet sind, was ihnen wichtig erscheint und wofür sie ihr Geld ausgeben - das interessiert uns einfach. Das ist die instinktive menschliche Neugier.


Noch spannender wird es aber, wenn es um mehr geht als Zimmer, Küche, Bad. Dann, wenn in den Räumlichekiten mehr passiert als profaner Alltag. Zum Beispiel: Kunst. Genau die - bzw. die Orte ihrer Entstehung - gibt es Anfang September bei den Offenen ARTEliers zu sehen. Und der Blick hinter die Kulissen ist längst nicht alles. Genauso wichtig ist der Kontakt zu den Künstler:innen. Von ihnen erfahren die Besucher:innen, was sie inspiriert und motiviert - und manchmal sogar noch einiges mehr,


 

OFFENE ARTELIERS 2024


STADT OLDENBURG:

7. UND 8. SEPTEMBER REGION OLDENBURG: 14. UND 15. SEPTEMBER


JEWEILS 11 BIS 18 UHR FLYER

 

Mehr Verständnis für Kunst


Die meisten Menschen begegnen Kunst nur im Ergebnis. Sie sehen ein Werk dann, wenn es fertig ist - wenn es also in einer Galerie aufgehängt, auf einer Bühne präsentiert oder in einer Ausstellung gezeigt wird. So ist es prinzipiell auch gedacht, denn dort - sozusagen: in ihrem natürlichen Habitat - kann die Kunst am besten wirken. Sie wird perfekt inszeniert und beleuchtet, die Räumlichkeiten erlauben eine bewusste Annäherung. Und trotzdem ist das längst nicht alles.


Gemälde und Skulpturen der Künstler:innen der Offenen Arteliers
Na klar: Die Kunstwerke spielen die Hauptrolle. Aber es gibt da ja noch das Setting. (Bilder: Beteiligte Künstler:innen)

Denn ähnlich interessant wie jenes Ergebnis ist oft auch dessen Entstehung. Natürlich geht es um das fertige Bild, die vollendete Skulptur, die aufgeführte Performance. Aber der Weg dorthin hat einen eigenen Reiz. Was diente den Künstler:innen als Inspiration? Warum wählten sie die verwendeten Materialien? Was waren die Herausforderungen bei der Produktion? Was stand im Vorfeld fest, was ergab sich im Prozess? Die Antworten auf all diese Fragen liefern neue Einsichten und fördern das Verständnis. Je mehr die Betrachtenden über die Kunst wissen, desto besser können sie sie einordnen, verstehen - und genießen.



Mittendrin statt außen vor


Die Offenen ARTEliers sorgen auf eine einfache und unverbindliche, letztlich aber sehr effektive Weise dafür, dass die Kunstrezeption über die Werke hinausgeht. Sie machen sich dabei eben jene Neugier zunutze, die uns allen innewohnt und die überhaupt nichts schlechtes ist. Das Atelier einer Künstlerin oder eines Künstlers zu sehen - das ist einfach eine interessante Angelegenheit, eben weil viele Vorstellungen, Erwartungen und Klischees damit einhergehen.


Eine Straßenkarte der Stadt Oldenburg mit Hinweisen zur Lage der Offenen Arteliers
Ideal für eine Radtour: Die Beteiligten Ateliers sind über (fas) das ganze Stadtgebiet verstreut. (Grafik: Freundeskreis Bildende Kunst e.V.)


Etwa vierzig Künstler:innen aus Oldenburg öffnen ihre Räumlichkeiten am ersten Wochenende, etwa dreißig folgen eine Woche später im Umland. Das sind insgesamt siebzig Möglichkeiten, in die Welt der Kunst einzutauchen, Werkzeuge und Materialien zu sehen, Verfahren und Methoden kennenzulernen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Vor allem aber sind es siebzig Gelegenheiten, mit den Künstler:innen ins Gespräch zu kommen. Und darin liegt auch für die Beteiligten ein großer Reiz, wie der Maler, Grafiker und Illustrator Norbert Egdorf bestätigt: „Die Offenen ARTEliers bieten mir eine einzigartige Gelegenheit, meine Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und direktes Feedback zu erhalten.“ Das Schöne sei die Möglichkeit zum Austausch — nicht nur mit anderen Künstler:innen, sondern vor allem mit den Gästen.


„Die Offenen ARTEliers sind eine wunderbare Plattform, um die eigene Arbeit zu präsentieren, über den kreativen Prozess zu sprechen und zu erleben, wie Menschen auf die Kunst reagieren. Sie geben mir auch die Chance, mein Netzwerk zu erweitern und neue Verbindungen zu knüpfen.“


Offen für Gespräche


Mit dieser Meinung ist Norbert keineswegs allein. Auch die Malerin Anke Ibe weiß die publikumswirksame Aktion sehr zu schätzen. Alle zwei Jahre könne sie bei den Offenen ARTEliers die gesamte Vielfalt ihrer Arbeiten aus 25 Jahren zeigen. Aber auch für Anke zählt insbesondere der persönliche Austausch: „Mich freut die Neugierde, das Interesse der Besucher:innen. Sie sind offen für Gespräche. Manche fragen auch sehr detailliert: Wie ist das Bild entstanden, mit welchem Material? Wie lange malen Sie daran?“ Man spüre, dass es ein großes Interesse gebe, die hier lebenden Künstler:innen in ihrer Arbeitsumgebung zu erleben.


Gemälde und Skulpturen der Künstler:innen, die an den Offenen Arteliers beteiligt sind
Blick hinter die Leinwand: Wie Werke wie diese entstanden sind, erfährt man bei den Offenen Arteliers. (Bilder: Beteiligte Künstler:innen)


Schirin Khorram, ebenfalls Malerin, schließt sich an: „Für die Besucher:innen eröffnet sich durch diese Veranstaltung eine große Bandbreite an künstlerischen Stilrichtungen. Zudem entfällt die Hemmschwelle einer Galerie.“ Bei Schirin lohnt sich der Besuch übrigens auch aus einem anderen Grunde: Sie arbeitet im mittelalterlichen Degode-Haus. „Ich freue mich, dass die Leute bei mir nicht nur meine Kunst, sondern auch das historische Bauwerk einmal von innen erleben können.“



Hinter den Kulissen der Kunst


Die Klischees zu den Arbeitsweisen von Künstler:innen existieren nicht ohne Grund. Manche agieren tatsächlich manisch-expressiv, andere wiederum feinsinnig-akribisch. Und es gibt auch jene, die am liebsten auf der faulen Haut liegen. Aber: Wie es wirklich ist und wie es sich anfühlt - das weiß man erst, wenn man die Künstler:innen besucht und mit ihnen gesprochen hat. Dafür bieten die Offenen ARTEliers eine einmalige Gelegenheit: Die Besucher:innen erhalten einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen der Kunst. Was es dort zu sehen und zu erfahren gibt, verändert den Blick auf die Werke. Also keine Scheu: Fahrt hin, schaut euch um, stellt Fragen - und dann wisst ihr, ob ein Klischee tatsächlich stimmt oder nicht.


Uns wer weiß? Vielleicht geht es euch ja wie einst Schrin. Die verbindet nämlich eine besondere Geschichte mit diesem Veranstaltungsformat: „Ich habe meinen heutigen Mann bei den Offenen ARTEliers kennengelernt“, erzählt sie lachend - wohl wissend, dass ein solcher Fall die absolute Ausnahme bleiben dürfte. Vielleicht aber entdecken andere ja ihre Liebe zur Kunst? Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn die Atmosphäre ist bei den Arteliers eben: ungewohnt offen.



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