Was braucht es, um die Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse (KIBUM) auf die Beine zu stellen? Vor allem eine Menge Bücher natürlich. Wir haben uns mit zweien unterhalten, die genau dafür sorgen. Und erfahren, was eigentlich nach der Messe mit dem ganzen Lesestoff geschieht
Wie viele von euch haben es sich im Rahmen der KIBUM bereits an kalten Novembertagen im PFL gemütlich gemacht? Sich in die gemütlichen Sitzkissen eingelümmelt, die Nase in eines der neuen Kinder- und Jugendbücher vergraben? Und dabei alles um sich herum vergessen? Egal ob als Kind oder Elternteil – die KIBUM ist nicht nur ein warmer Zufluchtsort, sondern auch ein Tor in unentdeckte (literarische) Welten.
Und das ganz bewusst: Denn seit ihrer Gründung 1975 widmet sie sich der Leseförderung von Kindern. Heute wird die KIBUM von der Stadt und der Uni Oldenburg gemeinsam veranstaltet und findet jedes Jahr im November statt. Über die KIBUM 2022, die unter dem Motto „Mehr als krach & bumm! KIBUM, Comics und Graphic Novels“ stand, haben wir übrigens hier berichtet:
Damit alle Leseratten aber auch Jahr für Jahr auf ihre Kosten kommen, gehört einiges an Vorbereitung dazu. Beispielsweise von Christian Kühn und Juliane Felser von der Uni-Bibliothek.
2.000 Titel – und das jedes Jahr
Ohne die Arbeit der beiden wären die Bücherregale der KIBUM vor allem eins: ziemlich leer. Denn Christian und Juliane sorgen dafür, dass es überhaupt was zum Lesen gibt. Das Angebot der Verlage sichten, Messeexemplare bestellen und dann die gelieferten Bücher in den digitalen Katalog einarbeiten – darin liegen nur einige Aufgaben der beiden. Besonders das Katalogisieren ist aufwendig, denn rund 2.000 Titel präsentiert die KIBUM jedes Jahr. Und es gilt nicht nur Name, Autor:in und Klappentext einzuspeisen. „Seit Corona haben wir auch verstärkt digitale Materialien, die wir in den Katalog einpflegen“, verrät Juliane.
Ob Trailer, Leseprobe oder kurze Animationsfilme – die Verlage liefern heutzutage eine Menge Zusatzmaterial für ihre Bücher. Und dank des Online-Katalogs können sich die Besucher:innen der KIBUM nicht nur währenddessen über die Neuerscheinungen informieren. Stattdessen sind die Inhalte jederzeit verfügbar, ob vom heimischen Sofa oder von unterwegs aus. Doch die Arbeit von Juliane und Christian hört dort nicht auf.
Nichts geht verloren
Neben dem Bestellen und Katalogisieren der Messebücher arbeiten die beiden außerdem eng mit der Oldenburger Forschungsstelle für Kinder-und Jugendliteratur (kurz: OlFoKi) der Uni zusammen. Für die wissenschaftlichen Begleitausstellungen der KIBUM liefern sie den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die benötigten Bücher.
Im Jahr 2006 beispielsweise zum Thema „Der Orient im Kinder- und Jugendbuch“. Denn: „Zwischen Karl Mays Büchern und heutigen Darstellungen des Orients besteht doch ein großer Unterschied“, weiß Christian.
WAS IST DIE OLFOKI? Die Oldenburger Forschungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur wurde 1997 an der Uni Oldenburg gegründet. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betrachten Kinder- und Jugendliteratur dort beispielsweise aus einer sozialen, psychologischen und erziehungswissenschaftlichen Perspektive. Denn Ziel der OlFoKi ist es, eine interdisziplinäre Forschung von Kinder- und Jungendliteratur voranzutreiben. An der KIBUM selbst beteiligt sich die Forschungsstelle natürlich ebenfalls, beispielsweise mit dem digitalen Forum der "10 Minuten Wissenschaft", das ihr HIER findet. Hier wird von ausgewiesenen Expertinnen und Experten, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie besonders engagierten Studierenden das fachdidaktische Potenzial aktueller aber auch altbewährter Kinder- und Jugendliteratur genauer unter die Lupe genommen. Es lohnt sich sehr reinzuschauen und herauszufinden, wie wahnsinnig tiefgründig die Bücher sind, von denen man meinen könnte, dass sie vermeintlich total simpel sind. Doch wer sich erstmal erfolgreich durch die Oberfläche gekratzt hat, findet doch um einiges mehr! |
Für solche Aufarbeitungen eignet sich der große Bestand der Bibliothek bestens. Immerhin werden die ausgestellten Bücher nach der Messe nicht an die Verlage zurückgeschickt, sondern wandern ins Archiv der Uni. Dafür ist einiges an Lagerfläche nötig, denn inzwischen füllen es über 80.000 Kinder- und Jugendbücher.
80.000 Bücher, die für die Forschung und Lehre verwendet werden können und die gleichzeitig 80.000 Tore in andere Welten sind.
Wer einfach mal im gigantischen, digitalen Katalog der KIBUM blättern möchte, der findet hier auf den Seiten der KIBUM Zugriff und kann direkt losstöbern und neue, tolle Bücher entdecken: www.kibum.de/kibum-fuer-erwachsene/buchsuche/
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