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FREIRAUM FÜR FREIRÄUME

Bei etwas nicht nur dabei zu sein und zuzuschauen, sondern aktiv zu sein und mitzugestalten, macht einen erheblichen Unterschied. Wir werden dadurch Teil eines Ganzen, die Sache wird zur unseren, wir fühlen uns zugehörig. Ganz besonders, wenn es dabei um Veränderung und Entwicklung geht. Klingt gut? Dann solltest du am Sonntag auf dem Platz vor der Kulturhalle am Pferdemarkt vorbeischauen. Aber Achtung: Es wird schmutzig!


Wartet auf Euch: Euer Spielfeld vor der Exerzierhalle (Bild: RaZ)

Die äußerst umtriebige Agentur Raum auf Zeit sorgt normalerweise dafür, dass in leerstehenden Gebäuden wieder etwas passiert. Was das angeht, ist „RAZ“ längst zu einem festen Begriff in Oldenburg geworden und versorgt uns mittlerweile sehr zuverlässig mit spannenden Projekten. Jetzt geht's erstmals raus an die frische Luft! Jedoch nicht in Form einer Zwischennutzung, sondern als ein partizipatives Experiment.



Welche Freiräume brauchen wir?


Der Kontext ist dabei ein größerer. Es geht um die Eroberung städtischen Freiraums. Beziehungsweise: Um Luft zum Atmen. Wer mal durch die Haarenstraße gegangen ist, als das ehemalige Hema-Gebäude abgerissen war, weiß was wir damit meinen: die Stadt öffnete sich dort plötzlich und lud dazu ein, etwas mit ihr zu unternehmen. Wäre da nicht der Bauzaun gewesen - und würde das Gelände nicht längst schon wieder zugebaut - dann wäre vieles denkbar gewesen, das Menschen zusammengebracht und ihnen Freiräume eröffnet hätte. Doch die Chance ist vertan. Schade!


Vor der Exerzierhalle gibt es aber noch einen Freiraum. Bezeichnenderweise: eigentlich ein Parkplatz, also ordentlich zweckbestimmt. Aber wie sieht es denn mit wahrhaft freien Plätzen aus? Die man nutzen, füllen und gestalten kann? Ohne Antragsverfahren, ohne Genehmigungen und Bescheinigungen? Leben wir tatsächlich in einer Welt in der so wenig geht? Das muss doch mehr möglich sein.


Eure Route für Sonntag: Erst Achtenstraße, dann Pferdemarkt (Grafik: Openstreetmap)

Dachte sich auch das Team von Raum auf Zeit. Es geht bei dem Projekt freilich nicht darum, öffentlichen Raum zu besetzen und anzueignen. Es geht um etwas anderes: Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass so etwas nötig ist. Und ein Beispiel dafür zu kreieren, welche Ergebnisse so etwas liefern kann.


Deshalb wurde zunächst eine Online-Umfrage kreiert, in der man danach fragte, wie der ideale Kulturplatz für Oldenburg aussehen müsse. Am 26. Juni um 13 Uhr folgt der zweite Schritt: Zusammen mit den Graffiti-Künstlern von „Die Jungs“ wurde der Platz vor der Exerzierhalle zu einem ganz bestimmten Zweck vorbereitet: Euren Input aufzunehmen! Ja, richtig! Hier geht es nicht um Likes, Shares und Comments. Hier geht es um ganz reale Taten in der echten, analogen Welt! Du kannst deiner Fantasie freien Lauf lassen - und deine persönlichen Wünsche und Visionen artikulieren. Nutz das aus!



Wem gehört die Stadt?


Treffpunkt ist zunächst das „Re:claim“-Festival in der Achternstraße 15/16, das einen ganz ähnlichen Ansatz hat. Die Stadt zurückerobern? Das klingt kämpferisch - und ein bisschen ist es auch so gemeint. Geschenkt gibt es nichts in dieser (Geschäfts-)Welt, so viel ist klar. Deshalb braucht es den Willen und die Willensäußerung vieler, um das Thema in den Mittelpunkt zu rücken. Denn zwei Fragen müssen ja erlaubt sein: Wem gehört die Stadt? Und was fangen wir mit ihr an?


Was möglich wäre, deutet die Veranstaltung am Sonntag zumindest an. Träumen darf man von noch viel mehr. Erstmal aber solltet ihr dabei sein, wenn ein Parkplatz zu einem Kunstprojekt wird. Und, ganz genau, ihr solltet nicht nur dabeisein, ihr solltet auch mitmachen. Wann hat man schon die Chance, mit echten Profis an einem gemeinsamen Werk zu arbeiten (und sich richtig schön schmutzig zu machen) - und gleichzeitig einen wichtige inhaltliche Debatte anzustoßen?


Wir sehen uns dort.



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