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LETTERBOX SALVATION: DEMONS

  • kulturschnack
  • 10. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Nov.

Was geht eigentlich in der Oldenburger Musikszene? Kurze Antwort: Viel zu viel, um es hier abzubilden! Deshalb werden wir niemals jede Band, alle Singles und sämtliche Auftritte erwähnen können. Aber: Es gibt ja noch Longplayer. Sie sind nach wie vor etwas Besonderes, jeder Release markiert einen Meilenstein der Bandgeschichte. Das wollen wir feiern - im KULTURSCHNACK SOUNDCHECK! Hier stellen wir euch Alben made in Oldenburg vor und verraten euch, warum ihr sie unbedingt euren Playlists hinzufügen müsst. Den Anfang machen die beiden Szene-Veteranen von Letterbox Salvation.


Cover der EP „Demons“ von Letterbox Salvation aus Oldenburg
Von Dämonen besessen? „Demons“ hat auf jeden Fall einen düsteren Touch, überzeugt aber dennoch - oder gerade deswegen? - mit seiner besonderen Stimmung. (Bild: Letterbox Salvation)

Atmosphäre. Dieses Wort gehört zu den ersten Assoziationen, wenn man die ersten Klänge der neuen EP „Demons“ von Letterbox Salvation hört. Schon nach der ersten von insgesamt 24 Minuten ist klar: Hier hören wir nicht den kürzesten Weg von der Idee zum Charterfolg. Der Song ist nicht auf das Nötigste reduziert, der Refrain erklingt nicht schon nach zehn Sekunden, damit die Hookline sich sofort in die Hirnwindungen brennt. Nein, der Opening Track baut sich langsam auf und zieht uns hinein in die akustische Welt von Letterbox Salvation. Und dort darf man sich wohlfühlen.



Statt Reduktion jetzt Opulenz


Früher einmal - die Älteren werden sich erinnern - standen Daniel Bremer und Alex Schlüter für eine sehr rohe Form des Indie-Pops. Mehr als eine Akustikgitarre und dezente Percussion brauchte es nicht, im Mittelpunkt stand Daniels markante Stimme - irgendwo zwischen Bruce Springsteen und Sam Fender. Mit dieser Reduktion auf das Nötigste feierte das Duo einige Erfolge und veröffentlichte mehrere Platten.


Daniel und Alex von der Band Letterbox Salvation aus Oldenburg
Starkes Team: Daniel und Alex haben ihren Sound über Jahre hinweg weiter entwickelt. (Bild: Letterbox Salvation)

Doch diese Zeit ist lange her - etwa zehn Jahre, um genau zu sein. Inzwischen haben die beiden eine Vorliebe für synthetische Klänge entdeckt, wie schon ihre 2021er EP „The Best Is Yet To Come“ zeigte. Ihre Songs wurden erwachsener und elaborierter, an die Stelle von Reduktion rückte eine gewisse Opulenz. „Wir lieben es, neue Sachen zu erfinden oder neue Sounds zu erschaffen“, erklärt Daniel. „Die Fundamente aller Songs sind allerdings auch heute noch im klassischen Singer/Songwriter-Stil und funktionieren auch runter gestrippt.“


Dennoch sind die schroffen Stahlseiten nur noch ein Klang unter vielen, drei der sechs Songs auf „Demons“ überschreiten zudem die 4-Minuten-Marke. Gibt es gar keine Befürchtungen, deswegen von den Algorithmen der Streamingdienste übersehen zu werden? „Nö“, stellt Daniel klar. „Algorithmen haben unserer Meinung nach rein gar nichts mit guter Kunst und Musik zu tun. Ein Song braucht die Zeit, die er eben braucht.“ 


Deswegen nimmt sich das Duo den Raum für etliche akustischen Feinheiten, die inzwischen vielfach aus dem Keyboard stammen. Sie sorgen für das, was uns beim Hören als erstes in den Kopf kam: eine unglaublich dichte, charakterstarke Atmosphäre. „Die neue Platte ist ein bisschen wie die dunkle Seite unserer letzten EP“, ordnet der leidenschaftliche Musiker in. Der Sound ähnele zwar dem Vorgänger, er sei aber weiterentwickelt und verfeinert worden. „Wir haben dieses Mal auch viele weirde Sachen und Sounds ausprobiert und mit reingebracht, dass war schon ein bisschen aufregend.“


NEUES FORMAT „SOUNDCHECK“ OLDENBURGER BANDS AUFGEPASST Ihr seid Solo-Musiker:in oder spielt in einer Band aus Oldenburg? Ihr seid so ambitioniert, dass ihr eure Musik schon veröffentlicht habt oder genau das demnächst tun werdet? Und zwar nicht nur als eine Single, sondern in Form einer EP oder eines Albums? Mega, dann seid ihr hier richtig! In Zukunft wollen wir hier regelmäßig über den Output Oldenburger Musiker:innen berichten. Ihr habt Interesse im KULTURSCHNACK SOUNDCHECK aufzutauchen? Super, dann lasst es uns - am besten im Vorfeld der Veröffentlichung - wissen. Tickt uns auf Insta an oder schickt uns eine Email, wir kommen auf euch zurück. Super wäre es, wenn ihr schon ein kleines Presskit in petto hättet: Albumcover, Bandfotos, evtl. Link zu einem Video und einigen Soundfiles, die wir für ein Reel nutzen könnten. Die Oldenburger Szene ist (noch) bunter und besser als viele denken. Höchste Zeit, dass die Welt davon erfährt! Also: Macht mit beim Kulturschnack SOUNDCHECK!  


Ohne Umwege ins Ohr


Und doch sind sich Letterbox Salvation treu geblieben. Daniels raues, durchaus stadiontaugliches Organ ist nach wie vor unter Tausenden wiederzuerkennen. Ihr einzigartiger Charakter bleibt ein wichtiges Markenzeichen der Band. Und auch die Songs sind in ihrem Kern sehr zugänglich geblieben. Dass Letterbox Salvation instrumentell zugelegt haben, bedeutet nämlich nicht, dass sie sich verkomplizieren. Die Songs transportieren einfach mehr als frühere Kompositionen, bleiben dabei aber eingängig. Das Ergebnis: Stimmungsvolle Musik mit hohem Suchtpotenzial.



Alte Bekannte: Letterbox Salvation waren bei der ersten Staffel unserer Acoustic Sessions im Jahr 2024 dabei und performten „Fingers Crossed“ von ihrer EP „The Best is yet to come“.


Diese Entwicklungen waren schon auf der letzten EP zu hören - etwa beim Hit „Fingers Crossed“. Sie zeigen sich aber auch auf dem neuesten Release. „Demons“ enthält sechs poppige, aber keineswegs seichte Nummern, die man grob dem Indie Rock bzw. Singer/Songwriter-Sektor zuordnen kann. Und Letterbox Salvation gelingt dabei ein erstaunlicher Spagat: Obwohl sie ihre Songs immer stärker ausdifferenziert und vielschichtiger aufgebaut haben, gehen die Melodien ohne Umwege ins Ohr. Die Zeile „The Demons are close / so turn the lights down“ aus dem Chorus des Titeltracks wird man jedenfalls nicht so schnell wieder los. Ebenso stark stellt sich dieses Gefühl beim zweiten Track „Lie“ und erst Recht beim vorab als Single veröffentlichten, beinahe hymnischen „HexFF000“ ein.


Auffällig sind bei den meisten Songs aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit und Eindringlichkeit. Das hat seine Gründe .„Einige Songs haben wichtige politische Messages oder behandeln traurige bis ernsthafte Themen“, gewährt Daniel einen Blick in die Lyrics. „Diese Themen liegen uns sehr am Herzen, was man wahrscheinlich auch im Arrangement und Songwriting hört.“ Das gelte aber nicht für alle Tracks auf „Demons“. Andere Songs auf der EP seien leicht und dürften auch genau so empfunden werden.


Die Band Letterbox Salvation live auf dem Stadtfest Oldenburg
Live in Oldenburg: Im August 2025 stellten Letterbox Salvation - mit Verstärkung an der Gitarre - ihre neue EÜ in ihrer Heimatstadt vor. (Bild: Letterbox Salvation)

Das im Vergleich zu früher deutlich variantenreichere Songwriting stellt sich also nicht als Problem dar, sondern als Teil der Lösung. Die erwähnte dichte Atmosphäre der EP verleiht ihr - und auch den einzelnen Songs - hohe Wiedererkennbarkeit. Daniel und Alex haben es also nicht allzu offensichtlich auf kurze Klicks abgesehen, aber trotzdem Songs mit Hit-Potenzial veröffentlicht. Das ist absolut hörenswert!



Von Dämonen besessen


Wenn man irgendetwas an „Demons“ aussetzen wollte, dann wäre es - paradoxerweise - die Perfektion. Man merkt einigen Songs an, dass viele Ideen und Klang-Experimente eingeflossen sind und dass lange an ihnen gefeilt wurde. „Wir haben einfach auch oft auf die Songs selbst gehört und geschaut was möglich ist und/oder was den Songs gut tut“, erklärt Daniel. Deshalb sind sie nun zwar perfekt - aber hier und da fehlt vielleicht jene Flüchtigkeit, die aus dem spontanen Ausprobieren entsteht. Doch auch dafür gibt es einen Trost: Die EP endet mit „Favourite Shirt“: Ein gnadenlos guter, treibender Rocksong. Er wurde bereits 2024 veröffentlicht, ist nun aber verdientermaßen auch Teil dieser starken EP. Er ist vielleicht das beste Beispoiel dafür, wie man einen vielschichtigen, charakterstarken Sound absolut playlisttauglich macht.


Der Titel ihrer letzten EP „The Best Is Yet to Come“ hat sich als prophetisch erwiesen: Tatsächlich sollten einige der besten Songs von Letterbox Salvation erst noch kommen und vier Jahre später unter dem Titel „Demons“ veröffentlicht werden. Daniel und Alex mögen von Dämonen besessen sein - sicher keine angenehme Erfahrung. Aber wenn dadurch solche Songs entstehen, werden sie diese Plage hoffentlich noch lange nicht los.





Cover der EP „Demons“ von Letterbox Salvation aus Oldenburg

LETTERBOX SALVATION DEMONS


6 Songs, 24 Minuten

Indie Rock/Pop

14. August 2025










 
 
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