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KOLUMNE: WELCHE SOMMERPAUSE?

Seit Mitte 2020 schreibt Kulturschnacker Thorsten eine monatliche Kolumne für die Spielzeitung des Staatstheaters. Digital findet ihr sie unter www.staatstheater.de. Oder: hier.

Szene mit zwei Personen aus dem Stück "Pension Schöller"
Genug vom alltäglichen Lamento? Lust auf Inspiration? Dann nichts wie rein ins Theater. (Bild: Stephan Walzl)

Es gab mal eine Zeit, die Älteren werden sich erinnern, da gab es in den Oldenburger Sommern genau eine Veranstaltung. Zunächst in Eigenregie der Stadt und später in Verantwortung der Kulturetage fand der Kultursommer statt. Der teilte die Bevölkerung in zwei Gruppen: Die einen fuhren in den Urlaub und verpassten ihn – die anderen blieben hier und genossen ihn.


Nicht selten schmerzt es die Urlauber:innen mehr, den KuSo zu verpassen als die Daheimgebliebenen, die italienische Riviera mal wieder nicht gesehen zu haben.

Ob das heute immer noch so ist? Ich kann es nicht genau sagen. Aber theoretisch müsste der Effekt noch stärker sein als damals. Denn zum einen gibt es den KuSo immer noch; und zwar nach wie vor in hoher Qualität. Zum anderen sind neben den Kultursommer so viele andere attraktive Veranstaltungen gerückt, dass es technisch völlig unmöglich wäre, in den Urlaub zu fahren, ohne etwas Wesentliches zu verpassen.



Hochsaison statt Sommerpause


Im Grunde geht dieses Phänomen schon los, bevor die großen Ferien überhaupt begonnen haben. Sobald die Bedingungen es zulassen, finden so viele Veranstaltungen statt, dass man sie kaum noch sortiert bekommt. In diesem Jahr war der Juni absolute Hochsaison, da einerseits bereits alles nach draußen strömte, um Kultur unter freiem Himmel zu erleben, andererseits aber drinnen nach wie vor exzellentes Programm stattfand.


So fand die letzte Premiere des Staatstheaters in der Spielzeit 21/22 am 25. Juni statt – bei 27 Grad Außentemperatur und zeitgleich stattfindenden Events wie der Langen Nacht der Musik oder dem Re:Claim Kulturfestival.

Die Gründe für diese Verdichtung sind schnell identifiziert. Da ist vor allem der Megatrend Open Air. Unsere traditionelle norddeutsche Häuslichkeit brach dank der extremen Sommer in den letzten Jahren schon etwas auf. Corona gab dann weiteren Schub, denn in Zeiten der Pandemie war draußen das neue drinnen: Man konnte dort sicherer kalkulieren als in den Sälen. Frei nach dem Motto: Besser schlechtes Wetter als positive Tests! Das betraf auch viele Akteure und Institutionen, deren natürliches Habitat eher innen liegt, etwa die Theater oder die Kneipen mit Konzertprogramm.



Die Szene in Szene


Parallel dazu nahm der Generationenwechsel im Kultursektor Fahrt auf. Und jüngere Menschen wollen, was jüngere Menschen immer wollen: Dinge anders machen, Neues ausprobieren. Dabei half ihnen das städtische Kulturbüro unter anderem dadurch, dass es die Zwischennutzungs-Agentur „Raum auf Zeit“ finanziert. Zudem wurde mit MACH|WERK ein Förderinstrument explizit für junge Kulturakteure eingeführt.


Das Ergebnis: eine lebendige und vielfältige Kulturszene – mit entsprechend vielen Angeboten. Nach Stand der Dinge geht damit aber etwas einher, nämlich eine leichte Überforderung des Publikums.

Fest steht zwar, dass in Oldenburg genügend Menschen leben, um sämtliche Kulturveranstaltungen ständig auszuverkaufen. Fakt ist aber auch, dass viele Bürger:innen bisher nicht wirklich erreicht wurden – und dass einige auch noch eine postpandemische Zurückhaltung pflegen. Auch hier versucht das Kulturbüro entgegenzuwirken, indem es mit dem Online-Magazin/Podcast „Kulturschnack“ die Kulturszene in Szene setzt und für alle noch interessanter macht.


Die Zeiten, in denen es immer Sommer in Oldenburg genau eine Kulturveranstaltung stattfand, sind definitiv vorbei. Gut so! Jetzt müssen wir als Publikum nachziehen und all das genießen, was uns geboten wird. Und wenn es dann wieder so ist, dass nichts mehr schmerzt als die Kultur daheim zu verpassen – dann nehmen wir das dankend in Kauf.

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