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KAISERWETTER FÜR KINDERRECHTE

Das war mutig: Anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte am 20. November organisierte die Oldenburger Kunstschule tags zuvor eine Demonstration auf dem Wallring. Den Titel „Platz nehmen“ machte sie wahr, indem die Karawane am stark frequentierten Samstagvormittag eine Fahrspur für Kinder reklamierte. Eine wichtiges und starkes, gleichzeitig aber auch fröhliches und buntes Zeichen für Kinderrechte!


Bunte Farben, beste Bedingungen: Keine Frage, die Demo fiel auf! {Bild: Kulturschnack)

Warum mutig? Nun: Wer mal bei einer Fridays for Future-Demo mitgelaufen ist, die nicht zu den größeren gehörte, durfte/musste feststellen, dass Geduld und Verständnis bei manchen Mitmenschen nur begrenzt ausgeprägt sind. Und auch das Maß an Empathie lässt gelegentlich zu wünschen übrig. Denn mal ehrlich: Wieso sollte man sich daran stören, wenn sich jemand für die Rettung der Welt einsetzt? Nur weil man pünktlich von A nach B will? Come on.


Und selbst bei Kinderrechten muss man in der heutigen Zeit hier und da mit Gegenwind rechnen, wenn man die Alltagsabläufe allzu sehr stört. Aber: Genau das ist nun mal Sinn und Zweck einer Demonstration. Bliebe sie unbemerkt, wäre sie sinnlos. Deshalb muss man sich der Konfrontation mit dem Kraftfahrzeug einfach stellen. Und davon abgesehen ist da ja auch noch das Wetter. Sagen wir mal so: Das Ende des Novembers war noch nie ein Garant für beste Bedingungen. Und aus diesen Gründen war die Aktion der Oldenburger Kunstschule eben genau das: mutig



Mut belohnt

Farbenfrohes Durcheinander: Es war eine der bunteren Demos in der Oldenburger Geschichte (Bild: Kulturschnack)

Umso schön war es, das Ergebnis zu sehen. Nicht nur das Wetter spielte mit (auch wenn es arg kalt war), auch die anderen Verkehrsteilnehmer:innen hatten viel Verständnis, als die bunte Karawane über den Wallring zog. Das war im Großen und Ganzen sogar in jenen Momenten so, als der Zug stoppte. Er wurde nämlich bewusst unterbrochen von kleinen Vorführungen der beteiligten Schulklassen. Sie setzten sich performativ mit dem Thema Kinderrechte auseinander. Eine ausdrucksstarke Bereicherung.


Natürlich waren an diesem Samstagmorgen keine 10.000 Personen mit dabei und selbstverständlich wird die Welt dadurch nicht komplett verändert. Für die beteiligten Kinder und Jugendlichen war es aber eine einzigartige Gelegenheit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen - und am Ende eben nicht nur ein Bild aufzuhängen, sondern eine waschechte Demonstration anzuführen. Darüber hinaus war der Umzug ein starkes inhaltliches Signal und eine Sensibilisierung für eines der wichtigsten Themen unserer Zeit.


INTERNATIONALER TAG DER KINDERRECHTE


Am 20. November ist Internationaler Tag der Kinderrechte – der Tag, an dem 1989 die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurde. Sie sichert jedem Kind – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sozialem Status – universelle Rechte zu.


Seither kümmert sich insbesondere das Kinderhilfswerk UNICEF darum, dass die Kinderrechte eingehalten - oder: dort, wo es sie noch nicht gibt - eingeführt werden. Dabei handelt es sich um eine epochale Aufgabe, da sowohl weit als auch weniger weit entwickelte Länder sehr viel Aufwärtspotenzial haben. Deshalb ist UNICEF auch auf Akteure vor Ort angewiesen, die Unterstützung leisten - wie etwa die Oldenburger Kunstschule.


Den Wortlaut der Konvention findet ihr hier.


Und so erfreulich die Reaktionen auf den Zug auch waren, so nötig sind solche Signale nach wie vor. Wer mal erfühlen möchte, wie wenig kindergerecht die deutsche Lebensrealität ist, muss nur in ein europäisches Nachbarland fahren. Beinahe überall werden Kinder viel bewusster und respektvoller mitgedacht als hier. Dabei sollte es uns allen wichtig sein, den künftigen Generationen eine Stimme zu verleihen und ihnen aufmerksam zuzuhören. Sie sind auch unsere Zukunft.



Platz genommen

Noch mehr Kulturkontext: Es ging vorbei am Staatstheater (Bild: Kulturschnack)

Mit der Aktion „Platz nehmen“ hat die Kunstschule einmal mehr bewiesen, dass sie auf verschiedenen Ebenen denkt und handelt. Es geht einerseits um die künstlerischen Fähigkeiten, andererseits aber auch um wichtige Inhalte und letztlich auch um die Kombination aus beidem: Um die kreative Auseinandersetzung mit den großen Themen dieser Zeit. Genau das ist bei „Platz nehmen“ wieder einmal gelungen. Und es ist ein großer Gewinn, dass die Präsentation in Form einer Demonstration stattfand.


Was das alles mit Kultur zu tun hat? So einiges! Denn erstens waren die Plakate, Schilder und Performances künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema Kinderrechte. Zweitens ist der Zugang von Kinder und Jugendlichen zur Kunst und Kultur eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die positive Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung hat. Und drittens - sorry, jetzt wird es redundant - möchten wir beim Kulturschnack Kinder und Jugendliche möglichst immer mitdenken, gleichwertig und ebenbürtig. Damit Kinder sich Platz irgendwann nicht mehr nehmen müssen - weil er ihnen gegeben wird.

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