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DAS IST DOCH DER WAHNSINN!

Es gibt Stücke, die erschließen sich erst nach einem genauen Studium der Inhaltsangabe. Andere triggern uns schon in der ersten Sekunde, zum Beispiel durch ihren Titel. Dazu gehört „Wie der Wahninn mir dir Welt erklärte“, dem neuen Stück für Jugendliche ab 11 Jahren des Oldenburgischen Staatstheaters. Denn eines ist von Anfang an klar: Nichts. Und das macht natürlich neugierig.


Die Protagonistin Lucie des Stücks "Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte" des Oldenburgischen Staatstheaters
Der skeptische Blick nach vorn: Erwachsenwerden ist wahnsinnig kompliziert (Bild: Stephan Walzl)

Der erste Gedanke, den viele Erwachsene an dieser Stelle haben dürften: „Ab 11 Jahren? Nichts für mich!“ Doch Halt! Es gab schon unzählige Stoffe, die ursprünglich für ein jüngeres Zielpublikum gedacht waren, die schließlich aber alle Altersgruppen erreichten. Das erfolgreichste Beispiel dürften wohl „Harry Potter“ von J.K. Rowling und "Der Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkien sein, der Klassiker schlechthin ist „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Wärmstens empfehlen können wir auch „Rocket Boys“ von Homer Hickam.


Man kann aber auch aus Oldenburger Kontexten ein Beispiel herausgreifen: Am Staatstheater läuft schon seit Jahren „Supergute Tage“ mit der brillanten Franziska Werner in der Rolle des 15-jährigen Christopher Boone. Die Buchvorlage „The curious incident of the dog in the night-time“ von Mark Haddon war - genau, ein Jugendbuch, und zwar ein sehr lesenswertes. Ihr kennt noch weitere? Dann erzählt uns gerne davon, vielleicht machen wir einen eigenen Artikel daraus.


 

„WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE“


PREMIERE: SONNTAG, 17. APRIL 2022, 16 UHR


WEITERE VORSTELLUNGEN:

22. APRIL 2022, 18 UHR

15. MAI 2022, 16 UHR


EXERZIERHALLE JOHANNISSTRAßE 6 / PFERDEMARKT 26122 OLDENBURG


 

Nun also der „Wahnsinn“. Als solchen empfindet man als Heranwachsende:r wahrscheinlich auch den ganz normalen Alltag - und liegt damit nicht völlig falsch. Zum Irrsinn der Welt kommt in dieser Lebensphase ja noch der Irrsinn des Selbst hinzu. Ohne Frage: eine komplizierte Zeit!


Die wird in der Geschichte von Dita Zipfel noch ein ganzes Stück komplizierter: Lucie (Puah Kriener) muss sich daheim mit dem neuen Lover ihrer Mutter rumschlagen, in der Schule wird sie von den coolsten Mädels übersehen oder ignoriert (das weiß man ja nie so genau) und dann gibt es noch den Sehnsuchtsort Berlin, für den aber das Geld fehlt. Die vermeintliche Lösung: Ein gutbezahlter Hundesitter-Job beim verschrobenen Herrn Klinge. Der Haken daran: der Hund ist längst tot. Macht das den Job ganz einfach oder völlig unmöglich? Und was hat ein kurioses Kochbuch mit dem blonden Marvin zu tun?



Mehr los als im Insta-Feed


Es ist wie so oft: Auf Erwachsene wirkt die Handlung von Stücken für jugendliches Publikum zunächst überdreht und übertrieben. Aber erinnern wir uns zurück: Das Lebenstempo in den Teenager-Jahren ist einfach hoch. Weil man eben nicht gesettled in sich ruht, sondern seine Rolle in der Welt erst finden muss. Für viele Jugendliche gibt es pro Tag mehr innere Konflikte als Reels im Insta-Feed.


Szene aus dem Jugendstück "Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte" des Oldenburgischen Staatstheaters
Alles ganz normal? Oder vielleicht doch total wahnsinnig? (Bild: Stephan Walzl)

„Storys of initiation“ sind Klassiker der Literatur und bilden ein eigenes Genre. Immer wieder gelingt es Autor:innen dabei, eine Handlung und Sprache zu finden, die Unterschiede zwischen Generationen aufbricht und überwindet. Beim „Wahnsinn“ gibt es zweifellos das nötige Potenzial dafür. Dita Zipfel erzählt von einer herrlich unerschrockenen Heldin und dem Mut, anders zu sein – und wurde dafür mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet. Die Bühnenfassung von Matthias Grön unter der Regie von Ingo Putz nimmt den Stoff einerseits angemessen ernst, setzt ihn andererseits aber auch zeitgemäß-spielerisch um. Er bewegt sich letztlich also zwischen genau denselben Polen wie die Protagonistin selbst - und der Rest der Welt auch.



Mit Neugier und Naivität


Was ist das Stück nun? Ein harmloser Spaß für die Kids? Oder der generationsübergreifende Klassiker von morgen? Die Antwort liegen irgendwo dazwischen. Doch eines steht schon fest: Es schadet für Erwachsene grundsätzlich nie, hin und wieder den Blickwinkel von Kindern und Jugendlichen einzunehmen. Er eröffnet uns neue Perspektiven und viel mehr Klarheit als unsere verkopften Analysen und Reflektionen. Ein Hauch mehr Neugier und Naivität tut uns immer gut. Probiert es aus - und lasst euch vom Wahnsinn die Welt erklären!



 

Ihr sucht Karten? Die gibt es im Ticketshop oder an der Theaterkasse des Oldenburgischen Staatstheaters.

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