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BUCHTIPP: JENNY ERPENBECK

Ein Leben ohne Lesen? Für viele von uns völlig unvorstellbar! Ganz egal, ob ihr Blogs bevorzugt oder Belletristik: Ohne den passenden Lesestoff gingen uns viele spannende Gedanken, Informationen und Emotionen verloren. Gut also, dass so viele Autor:innen uns mit hervorragenden Beiträgen und Büchern beglücken. Und gut auch, dass es Expert:innen gibt, die uns dabei helfen, den Überblick zu bewahren. Hier stellen wir zusammen mit Monika Eden, Leiterin des Literaturhauses Oldenburg, in loser Reihenfolge Werke vor, die ihr lesen solltet.




Worum geht's?


Im Zentrum des Romans stehen einige Asylsuchende aus Afrika, die zunächst in Zelten auf dem Berliner Oranienplatz leben, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Jenny Erpenbeck lässt sie Richard begegnen, einem erimitierten und verwitweten Professor der Klassischen Philologie.

Das Cover des neuen Buchs von Jenny Erpenbeck
Das neue Buch von Jenny Erpenbeck (Cover: Penguin Verlag)

Ähnlich wie die zur Untätigkeit gezwungenen Flüchtlinge hat auch er plötzlich und unfreiwillig Zeit. Ihnen begegnet er zufällig. Das heißt, zunächst nimmt er sie, die doch sichtbar werden wollen, gar nicht wahr. Dann aber sucht er ganz gezielt den Kontakt zu ihnen und macht die Flüchtlinge zu seinem „Projekt“.

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Richard liest. Er informiert sich. Ganz Wissenschaftler und Forscher, entwickelt er einen Fragenkatalog, über den er mit ihnen ins Gespräch kommt. Und so erfährt er nach und nach ihre Lebens- und Fluchtgeschichten und es entstehen immer engere Kontakte. Er bringt sich als Deutschlehrer ein, er beschäftigt die jungen Geflüchteten privat. Er nutzt das Netzwerk seiner Freundinnen und Freunde, um für möglichst viele von ihnen Beschäftigungen und später sogar ein Quartier zu finden.


Richard (und mit ihm wir als Leser:innen) lernt dabei nicht nur viel über die Flüchtlinge, über ihre Herkunftsländer, ihre Sprachen und Religionen. Noch viel mehr lernt er über sich selbst. Denn er macht die Erfahrung, dass vieles von dem, was in seinem Leben bisher als sicher galt, ins Wanken gerät.



Was ist besonders?

Der Roman von Jenny Erpenbeck überzeugt in vielfacher Hinsicht: Er ist literarisch so anspruchsvoll, wie wir es von dieser Schriftstellerin erwarten dürfen. Er ist politisch, denn er vermittelt detailliertes Wissen über das Asylrecht und den Verwaltungsstaat. Und er provoziert bei den Leser:innen eine Haltung. Er bedient zudem unseren Wunsch nach klassischer Bildung (z.B. in einem großartigen Kapitel über die Tuareg-Philosophie) und er ist ein im hohen Maße menschliches, ja moralisches Buch. Denn aus der anonymen Masse der Flüchtlinge, welche die Informationsmedien vermitteln, löst er Individuen heraus, die uns als Mitmenschen nahegebracht werden.



Was sagt Expertin Monika?

„Jenny Erpenbeck entwirft in ihren Büchern oft Biographien mit Brüchen und vermittelt uns, was Entwurzelung und Flucht sogar für nachfolgende Generationen bedeuten. Auch ihr neuer Roman „Gehen, ging, gegangen“ kreist um die Themen Flucht und Asyl. Er stellt sich diesem hoch aktuellen Thema mit den Mitteln der Literatur. Und er stellt unter Beweis, dass Literatur – jedenfalls, wenn sie so welthaltig und zugleich literarisch so anspruchsvoll daherkommt – brisante gesellschaftliche Themen differenzierter, weniger polemisch, dafür aber umso erhellender aufgreifen kann, als mancher Leitartikel.“


Wer ist die Autorin?


Jenny Erpenbeck (Jahrgang 1967) studierte nach einer Buchbinderlehre in Berlin Theaterwissenschaften und Musiktheaterregie, u.a. bei Peter Konwitschny, Ruth Berghaus, Werner Herzog und Heiner Müller. Seit 1991 arbeitete sie zunächst als Regieassistentin und inszenierte danach Aufführungen für Oper und Musiktheater in Berlin und Graz. Sie lebt als freie Autorin und Regisseurin in Berlin.



 

Gehen, ging, gegangen

Roman

Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten, 13,5 x 21,5 cm

ISBN: 978-3-328-60249-1

Erschienen am 25. Oktober 2021 Leseprobe:

9783328602491_sample
.pdf
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