Aus dem kleinen Ovelgönne in der Wesermarsch hinaus in die Metropolen Europas! Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt aktuell und noch bis 28. August die weltweit erste Retrospektive des gehörlosen Künstlers Wolfgang Heimbach im Augusteum.
Es ist absolut merkwürdig. Manchmal scheinen unfassbares Talent, noch so große und bedeutende Kunstwerke trotzdem nichts daran ändern zu können, dass manche Künstlerinnen und Künstler über die Jahrhunderte doch in den Unweiten der Geschichte verloren gehen und leider in Vergessenheit geraten.
So erging es leider auch lange Zeit dem Werk des Künstlers Wolfang Heimbach und das obwohl er eigentlich zu den bedeutendsten norddeutschen Malern des 17. Jahrhunderts gehört und sein Leben heute als Filmvorlage für die nächste Produktion eines großen Streamingdienstes herhalten könnte. Denn es erzählt eine Geschichte, die aus der beschaulichen Wesermarsch hinaus in die Welt und dabei entgegen aller Widrigkeiten des Lebens trotzdem zum Erfolg führte und dabei noch heute Menschen Mut machen kann.
Entgegen aller Erwartungen
Denn Heimbach selbst war sein Leben lang gehörlos und gerade zur damaligen Zeit des 17. Jahrhunderts war eine Behinderung meist bereits das gesprochene Urteil für ein Leben in Armut und Ausgrenzung, da so gut wie keine Erwerbsmöglichkeiten vorhanden waren und auch was die Bildungsmöglichkeiten betraf, kaum Rücksicht genommen wurde.
Doch das künstlerische Talent Heimbachs begeisterte Auftraggeberinnen und Auftraggeber der bedeutendsten Höfe Europas und führte ihn von Neapel, Rom und Florenz bis zum dänischen König, dem Grafen von Oldenburg und dem Fürstbischof von Münster.
21. MAI - 28. AUGUST 2022
AUGUSTEUM ELISABETHSTRAßE 1
26135 OLDENBURG
Eine Weltpremiere
Erstmalig gibt es nun die Möglichkeit im Augusteum des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg rund 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen des Künstlers zu betrachten, die somit einen Querschnitt durch das faszinierende Gesamtwerk Heimbachs abbilden.
Die Gehörlosigkeit wirkte sich dabei auch auf Heimbachs künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema des Andersseins aus: Während Kranke oder Menschen mit einer Behinderung zur Belustigung und mit einem gewissen Grad an Voyeurismus und Abscheu abgebildet wurden, wählte Heimbach in seinen Bildern eine empathische Darstellung des Andersseins.
Kunst im Kontext der Inklusion
Auch die Ausstellung selbst sowie das zugehörige Begleitprogramm greifen die Thematik auf. Ein buntes Vermittlungsprogramm aus Führungen (natürlich auch in Deutscher Gebärdensprache) und Workshops verhandeln das Thema Gehörlosigkeit in der heutigen Zeit. Zudem bietet das Museum einen kostenfreien Multimediaguide für das eigene Smartphone an. Der Guide ist in Deutsch und Deutscher Gebärdensprache verfügbar und über die Website des Landesmuseums abrufbar.
Wir waren auch bereits vor Ort und lassen euch hier noch an ein paar unserer Eindrücke teilhaben. Unser Fazit: unbedingt selbst anschauen!
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