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STADT FINDET MUSEUM

  • kulturschnack
  • 17. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Die Zielgerade ist in Sichtweite. Die Fassade zeigt sich bereits in ihrer vollen Pracht und man kann nun im Wochentakt dabei zusehen, wie das Haus seine letztliche, finale Form annimmt. Im März 2026 soll das neue, heißersehnte Stadtmuseum Oldenburg seine Pforten öffnen und möchte die Gesellschaft dabei in ihrer ganzen Vielfalt und Breite als einen Ort der Teilhabe, Erinnerung aber vor allem Begegnung und Gestaltung begrüßen. Hier geben wir euch erste Einblicke, was euch erwarten wird.

Ein Gebäude auf der Zielgeraden. Foto: Caspar Sessler / Stadtmuseum Oldenburg
Ein Gebäude auf der Zielgeraden. Foto: Caspar Sessler / Stadtmuseum Oldenburg

Der Bau eines neuen Museums, das ist mehr als bloß ein paar aufeinandergesetzte Steine und Glasscheiben, die am Ende des Tages architektonisch etwas ergeben, das man gemeinhin als "Gebäude" bezeichnet. Wer ein Museum entstehen lassen möchte, der baut eine Idee, Verbindungen und Räume für sowohl die Erinnerung an die Vergangenheit als auch für den Blick in die Zukunft. Hier bei uns in Oldenburg, schräg gegenüber vom Lappan konnten wir in den vergangenen Jahren genau diesem Prozess beim Wachsen und Gedeihen zuschauen. Nun also geht das Stadtmuseum Oldenburg in die entscheidende Bauphase. Im Herbst soll das Gebäude selbst fertiggestellt sein, im März 2026 soll die Eröffnung folgen und Stück für Stück lässt es dabei nun durchblicken, wie es sich inhaltlich der Öffentlichkeit präsentieren möchte. Im Zuge dessen durften wir, gemeinsam mit Steffen Wiegmann, dem Leiter des Museums, die Baustelle begehen und haben bereits vorab Informationen darüber erhalten, was uns alle ab 2026 dort erwarten wird!


Schon jetzt ist dabei erkennbar, dass dieses Haus nicht nur eröffnen, sondern aufbrechen und etwas völlig Neues sein möchte. Hier wird sich bewusst abgewandt von der althergebrachten Hoheitsposition eines Museums und dem reinen Abbilden der Geschichte, denn es hinterfragt gezielt, wer diese Geschichten warum erzählt und möchte ein Ort des Dialogs zwischen all diesen unterschiedlichen Erzählperspektiven werden. Dass es sich dabei um keine leeren Phrasen handelt, das machte bereits das Podcastprojekt "STADTGESCHICHTE(N)" deutlich, bei denen ganz unterschiedliche Persönlichkeiten Oldenburgs ihre Sichtweisen auf das was für sie Stadt bedeutet, erzählen konnten. "Mitmachen" ist also das entscheidende Stichwort! Hier entsteht nicht nur ein Museum, sondern eine offene Plattform, die sich nicht als fertiges Gebäude, sondern als ein offenes Angebot an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zur eigenen Gestaltung begreift, von dem auch das Museum selbst noch nicht wisse, was am Ende davon entstehe, wie Steffen Wiegmann selbst erläutert.


Das Wohnzimmer der Stadt


Schon in der Grundstruktur des neuen Museums findet sich dies als essenzieller Kern wieder. Denn da wäre beispielsweise, als absolutes Herzstück des Hauses, das große, offene Foyer. Hier soll ein Paradeexemplar eines dritten Ortes entstehen mit höchstmöglicher Aufenthaltsqualität, einem großen, einladenden Garten, einem eigenen Café und auch einer Multifunktionsfläche, die sich von der Sitzgelegenheit bis hin zur Bühne ganz individuellen Bedürfnissen anpassen lässt. Steffen Wiegmann, Leiter des Museums, unterstreicht:


„Hier wird man sich frei bewegen können – vom Garten bis zur Dachterrasse – ohne überhaupt ein Ticket lösen zu müssen. Nur für die Ausstellungen braucht es dann eine Eintrittskarte. Aber alles drumherum ist frei und das ist natürlich kein Zufall, sondern hier zeigt sich unsere Haltung.“

Das Wohnzimmer der Stadt entsteht hier also sozusagen. Wer will kann vorbeikommen, kein Konsumzwang, keine Schwellenangst. Sei es um zu entspannen, um ganz für sich an etwas zu arbeiten oder um sich an zukünftigen Projekten zu beteiligen oder die entstehenden Ausstellungen zu besichtigen. Um einen solchen Ort jedoch wirklich mit Leben zu füllen und immer wieder die entsprechenden Impulse inhaltlicher Art setzen zu können, plant das Museum für das Foyer ein lebhaftes Community-Management, das sich genau dieser Aufgabe annimmt und im besten Fall die Besucherinnen und Besucher miteinander in den Austausch bringt.


Ein Haus entsteht! Video: Stadtmuseum Oldenburg

In Schichten durch Oldenburg


Wer sich in Zukunft daran macht, das Haus und alles was es bietet, zu entdecken, wird sich beim Durchwandern der einzelnen Etagen (was selbstverständlich auch alles barrierefrei möglich sein wird) immer wieder neuen Ansätzen gegenüber sehen, die Oldenburg und das Leben unserer Stadt auf unterschiedliche Art und Weise aufgreifen, verbildlichen und in Kontext setzen. Als bewege man sich durch unterschiedliche Erdschichten, alle Teil eines Ganzen und essenziell für das, was wir am Ende Stadt nennen, um am Ende, oben angekommen, den Blick auf eben das Ergebnis all dessen - unser Oldenburg - richten zu können. Doch die entscheidende und nicht gerade unbedeutende Frage lautet in diesem Zuge: wie bildet man ein so komplexes und vielfältiges Konstrukt wie unsere Stadtgesellschaft auf drei Etagen ab, ohne am Ende des Gefühl zu haben, etwas wichtiges außen vor zu lassen. Eine absolute Mammutaufgabe, der das Team des Museums in den vergangenen Jahren viel Zeit widmete und die sich auch in ihrer letztlichen Ausgestaltung stetig weiterentwickelte.


"Manchmal muss ich selbst ganz kurz überlegen, wie die Etagen heißen werden, weil ich sie über die Jahre in so vielen unterschiedlichen Entwicklungsstadien kannte", erzählt Wiegmann dabei scherzhaft mit einem Schmunzeln.

Das zukünftige Wohnzimmer der Stadt. Foto: Caspar Sessler / Stadtmuseum Oldenburg
Das zukünftige Wohnzimmer der Stadt. Foto: Caspar Sessler / Stadtmuseum Oldenburg

Natürlich werden sich die Dauerausstellungen der Stadtentwicklung widmen, bei der wir live beobachten können werden, wie stark sich das, was wir als unser Oldenburg begreifen, über die Jahrzehnte verändert hat. Hier wird man im wahrsten Sinne des Wortes bildhaft zu Füßen gelegt bekommen, dass die Dinge eben nicht "immer schon so waren" sondern Veränderung unabdingbar ist. Wie Satelliten werden um diese Entwicklung herum wichtige Einflussfaktoren in sogenannten Themenkabinetten inhaltlich aufbereitet werden. Auch der Geschichte wird man sich widmen, diese jedoch immer wieder ansprechend aufbereiten, in Begleitung von spielerischen Momenten wie einer Silent Disco, einem Mini-Kino oder einer Debattierstation, die die Interaktivität des Ganzen gezielt in den Vordergrund stellt.


Und auch wir als Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden perspektivisch einen aktiven Einfluss darauf haben können, was wir letztlich in den Ausstellungen des Museums erleben werden. Denn ein regelmäßig wechselndes Gremium ist in Planung, das möglichst repräsentativ der Oldenburger Zivilgesellschaft entspricht und zukünftig gemeinsam über, so sind die aktuellen Überlegungen, eine Ausstellung im Jahr selbst entscheiden wird. Initiativen und Gruppen könnten ihre Ideen dann wiederum in einem offenen Bewerbungsverfahren einreichen und würden diese nach der Auswahl dann gemeinsam mit dem Team des Stadtmuseums umsetzen. Mehr "Mitmachen" geht nun wirklich nicht.


Neues kommt, Bewährtes bleibt

Die Erwartungen an das, was uns bevorsteht, die sind jedenfalls entsprechend hoch, das spürt man schon jetzt. Und das liegt vor allem auch daran, dass sich das Museum in seiner Schließzeit - man möchte fast sagen - selbst übertroffen hat und so manchen gar zu der Aussage trieb, das Museum sei nie so sichtbar und umtriebig gewesen wie in seiner Zeit ohne eigenes Gebäude. Mit der cleveren Kampagne "Museum findet Stadt", samt eigener Website und Slogans wie "Jetzt in der Stadt, statt im Museum" gelang es dem Haus über mehrere Jahre mit den Bürgerinnen und Bürgern in Verbindung zu bleiben und den Bau des Museum von Beginn integrativ sowie transparent zu gestalten.


Von hier aus über die Stadt hinweg blicken! Foto: Caspar Sessler / Stadtmuseum Oldenburg
Von hier aus über die Stadt hinweg blicken! Foto: Caspar Sessler / Stadtmuseum Oldenburg

Nicht nur veröffentlichte das Haus über die Jahre hinweg inzwischen vier Ausgaben eines eigenen Magazins (dessen aktuellste Ausgabe übrigens ebenfalls unter dem Motto "Mitmachen" steht) und ist mit seiner Arbeit über kleinere und größere Interventionen sichtbar, die einem Kontext zur Geschichte der Stadt geben, sondern war auch immer wieder mit eigenständigen Konzepten innerhalb Oldenburgs präsent. Von der Ausstellung im ehemaligen Fahrradladen, über die Freilichtausstellung "Ankerplatz" am Hafen, bis hin zu zahlreichen Projekträumen mitten in der Innenstadt - immer mit einem eigenen, relevanten Themenansatz, wie beispielsweise der Thematik "Wohnen". Auch an zukünftigen Ausstellungsexponaten, wie den "Oldenburger Fensterblicken" konnte man sich mit eigenen Beiträgen beteiligen.

Doch nun wird das Museum sehr bald wieder ein eigenes Gebäude, eigene Gestaltungsflächen besitzen und für das Team des Museums wird die große Aufgabe darin liegen, die Menschen, die nun oftmals mitten in der Stadt oder an anderen prominenten Lagen erreicht wurden, auch an den Lappan zu locken. Dabei ist es Steffen Wiegmann besonders wichtig, eben nicht nur diejenigen für den Neubau zu begeistern, die ohnehin bereits einen direkten Draht zur Kunst und Kultur oder zu Museen besitzen.

"Wir wollen die breite Bevölkerung erreichen und insgesamt einen Raum schaffen, der Barrieren abbaut und der es leichter macht, Teil von etwas zu werden. [...] Wir planen ein offenes Haus, die Menschen sollen sich das erobern, es als ihr Haus verstehen und vom Erdgeschoss bis zum Dach in Besitz nehmen."

Wir sind uns sicher, dass das neue Haus dieser Aufgabe gerecht werden und wie in seiner Zeit ohne Haus, größte Kreativität mit seinen Erzählungen und Geschichten beweisen wird, über die Stadt, die uns so am Herzen liegt. Wir können die bevorstehende Eröffnung und das finale Ergebnis jedenfalls kaum noch erwarten! Und ihr?

Auf den Seiten des Stadtmuseums findet ihr alle aktuellen Entwicklungen und Projekte des Hauses: www.stadtmuseum-oldenburg.de www.museum-findet-stadt.de

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