Stellt euch vor, ihr seid Kunststudierende, ihr habt euch zu einem Studium entschlossen, weil Kunst eine riesige Rolle in eurem Leben spielt, ihr selbst jede freie Minute nutzt, um euch kreativ auszuleben und möchtet dies auch der Außenwelt präsentieren. Doch dann fehlt es irgendwie trotzdem letzten Endes an: Raum. Das thematisieren die Studierenden der Fachschaft für Kunst und Medien aktuell mit einer eigenen Ausstellung, in bester Innenstadtlage.
R A U M
EINE AUSSTELLUNG VON KUNSTSTUDIERENDEN DER UNIVERSITÄT OLDENBURG
NOCH BIS 09.02.2023
ÖFFNUNGSZEITEN:
MI - FR: 14 - 18 UHR
SA: 12 - 18 UHR
26122 OLDENBURG
Wenn man am Julius-Mosen-Platz ankommt, sich für die Haarenstraße als Weg in die Innenstadt entscheidet, dann dauert es keine 30 Sekunden und man steht bereits vor der prominenten, mit großen Fensterfronten ausgestatteten, ehemaligen Ladenfläche. Doch nun ist hier nichts mehr zu sehen von irgendwelchen "Winter-Sales" und Sonderangeboten in den Schaufenstern.
Stattdessen präsentiert sich dort Kunst in ihrer vollen Breite. Kunststudierende der Universität Oldenburg haben hier, durch die Zusammenarbeit mit Raum auf Zeit, der unabhängigen Agentur für Zwischennutzung, die Möglichkeit bekommen, über einen Monat die Ausstellungsfläche zu nutzen, wie sie möchten und dabei ihr Schaffen zu präsentieren. Für die Allermeisten von ihnen ist es das erste mal, dass sie ihre Werke so öffentlich präsentieren können und das dann direkt in einer Lage, die immens vom fußläufigen Publikum profitiert. Könnte also eigentlich gar nicht besser laufen, ein Start von 0 auf 100 in Rekordgeschwindigkeit, was die öffentliche Wahrnehmung angeht.
Die Fachschaft Kunst und Medien übernahm dabei den organisatorischen Part des ganzen. Doch wie genau wird man den Kunststudierenden gerecht bei einer solchen Ausstellung? Schnell stellt sich die Frage, inwiefern die Ausstellung kuratiert wurde oder ob es einen roten Faden innerhalb der gezeigten Werke gibt und sich die Auswahl danach ausrichtete? Doch wie im Gespräch vor Ort in der Ausstellung selbst mit dem Trio Stina, Hannah und Carla von der Fachschaft selbst schnell klar wird, geht es hier um einen völlig anderen Ansatz. Denn ja, es gibt irgendwie doch einen roten Faden oder um es genauer zu sagen eine Botschaft, die mit dieser Ausstellung gesendet werden soll ...
DAS KURZINTERVIEW: "Hey Hannah, du gehörst ja zur Fachschaft Kunst und Medien und bist Teil des Teams, das diese Ausstellung mit dem Titel RAUM in der Haarenstraße 39 umgesetzt und organisiert hat. Was können die Besucherinnen und Besucher hier erwarten?" "Und was genau ist die Message, die ihr mit eurer Ausstellung als Studierende raus in die Stadt senden möchtet? Könnt ihr das für uns runterbrechen?" |
Die volle Bandbreite
Diese Botschaft lässt sich viel eher am Titel der Ausstellung und dem Plakat erkennen, als anhand der gezeigten Werke. Wie der Titel lautet? Schlicht und ergreifend RAUM. Die Fachschaft selbst beschreibt den Ansatz ihrer Ausstellung im Begleittext wie folgt:
"[Wir] schaffen Raum und Sichtbarkeit für die Kunststudierenden als Teil der Generation z und y. Das bildet den Startpunkt für eine zukünftig hoffentlich dauerhafte Ausstellungsmöglichkeit [...]"
Diesem Ansatz werden sie mit der Ausstellung definitiv gerecht. Denn hier wird wirklich jede freie Fläche genutzt um Werke junger Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren. Ganz bewusst wurde allen Teilnehmenden keine Begrenzung gesetzt, was ein Portfolio unterschiedlichster "Perspektiven, Stile, Blicke" junger Menschen hat entstehen lassen, wie die Fachschaft es selbst bezeichnet.
Wer also wissen möchte, was die sogenannte "Jugend von Heute" wirklich bewegt, der hat nun eine Gelegenheit, die nicht alle Tage kommt.
Wer dabei Böses denkt, könnte nun unterstellen, dass die Ausstellung "überfüllt" oder "überfrachtet sei, obwohl die gezeigten Werke wohl laut Organisationsteam noch nicht mal die Hälfte von dem abdecke, was man theoretisch hätte abbilden können. Doch im Kontext des Ausstellungsthemas schließt sich hier nahtlos ein inhaltlicher Kreis, der einem größeren Sinn dient. Denn wo für gewöhnlich der notwendige Raum fehlt, wird die nun auf eine begrenzte Zeit zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche konsequent so effizient wie nur irgendwie möglich genutzt und verwandelt sich so zur großen Metapher für ein grundlegendes Problem.
Ein erster Grundstein
Den Studierenden fehlt es an einer dauerhaften Ausstellungsfläche, auf die sie stetig und bei Bedarf zugreifen können, um ihre künstlerische Arbeit auch über die aktuelle Ausstellung in der Haarenstraße einem Publikum zugänglich zu machen. Denn obwohl sie alle gemeinsam einen Studiengang verfolgen, der sich um künstlerischen Ausdruck drehe, wisse man doch erstaunlich wenig über die Aktivitäten seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen und sei überrascht was man da dann so ab und an - eher zufällig - mitbekomme und auch abseits der gemeinsamen Kurse so entstehe.
Der Wille seitens der Studierenden sei auf jeden Fall da sich und die eigene Kunst zu präsentieren. "Wir haben Bock!" Mit dieser Ausstellung sei nun auf jeden Fall ein erster Schritt getan und Grundstein gelegt, auf den man zukünftig weiter aufbauen wolle, auf dem Weg eine eigene Räumlichkeit zu haben. Nun habe man eine Referenz, die zeige wie groß das Bedürfnis danach sei und auch was eine dauerhafte Lösung für die Studierenden bieten könne.
WAS IST EIGENTLICH EINE FACHSCHAFT?  Eine Fachschaft an der Universität organisiert eine Ausstellung? Moment mal, was hat es damit denn überhaupt auf sich? Was macht eine Fachschaft? Viele Fragen, die wir versuchen kurz, knapp und im Kern zu beantworten: Eine Fachschaft ist die Interessenvertretung der Studierenden eines bestimmten Instituts oder beispielsweise einer Fakultät , wie hier für die Bereiche Kunst & Medien, gegenüber den Gremien und der Institution der Universität selbst. Denn die einzelnen Fachbereiche einer Universität haben natürlich ganz unterschiedliche und individuelle Anliegen, die sich aus den Studiengängen ergeben. |
Wer es noch nicht getan hatte, der sollte wirklich, mindestens bei seinem nächsten Ausflug in die Innenstadt die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Schlenker in die Haarenstraße unternehmen - es lohnt sich sehr! So wie auch der Instagram Kanal der Fachschaft, den ihr unter www.instagram.com/fskunstundmedienol findet