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ERÖFFNUNG EINES TESTZENTRUMS

Premieren sind und bleiben ganz besondere Momente des kulturellen Lebens. Doch auch sie unterliegen einem gewissen Wandel. Neu sind in diesen Zeiten nicht mehr länger nur Stücke, Programme - sondern auch die Mittel zum Zweck.

Eingangsbereich der Kulturetage unter Corona-Bedingungen: rechts rein, links raus.
Rein oder raus? So oder so: Einbahnstraße (Bild: Kulturetage)

"Eröffnung eines Testzentrums" - diese Meldung kam heute über den Ticker. Früher, ante 2020, hätte man das Geschehen in Gewerbegebieten oder Forschungs-einrichtungen verortet. Aber in der Kultur? Eher nicht. Höchstens als Titel eines ironisch-provokanten Theater-Experiments zu gesellschaftlichen Fehl-Entwicklungen.


Aber: wir schreiben das Jahr 2021. Ironie ist schwieriger geworden, seitdem die Realität die Grenzen des vermeintlich Vernünftigen immer öfter überschreitet.


Wie soll man persiflieren, was sich schon im Geschehen selbst revidiert? Eine Unmöglichkeit. Und deshalb gibt es bei dieser Meldung keine Meta-Ebene, keinen doppelten Boden. Die "Eröffnung eines Testzentrums" kommentiert gar nichts, es ist einfach eine solche. Corona und so.

Trotz allem ist es eine gute Nachricht. Das Testzentrum an der Kulturetage bedeutet vor allem eines: Erleichterung. Und je einfacher es ist, Kultur weiterhin wahrzunehmen, desto besser. Und dabei denken wir nicht nur an Kulturinstitutionen und -akteure. An die natürlich auch. An dieser Stelle aber auch an das Publikum selbst. Wir sind felsenfest überzeugt davon, dass Kultur den Menschen gerade jetzt gut tut. Umso wichtiger ist es, dass man ihm über die (nötigen) Schwellen hinweghilft so gut es eben geht. Wenn man so will: Barrierefreiheit neu gedacht.


Ein Testzentrum beseitigt keine Pandemie und verhindert keine Krankheiten. Sein künstlerischer Mehrwert ist begrenzt. Aber es gibt uns gewisse Gewissheiten und eröffnet uns manche Möglichkeiten. Ich hätte zwar gerne ein ironisch-provokantes Stück mit diesem Titel gesehen. Aber ich freue mich auch über so eine profane Meldung. Weil sie nötig ist, um alles andere erst möglich zu machen.

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