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NEUGIER LOHNT SICH

Alle sind immer auf der Suche nach ihnen: den besonderen Orten, die eine spezielle Atmosphäre kreieren. In Oldenburg liegt einer von ihnen mitten im Stadtzentrum: Der Gang hinter der Lambertikirche. Jetzt bietet sich eine Gelegenheit, ihn neu zu entdecken. Das bar:rocco Festival findet zum zweiten Mal statt und bietet neben dem besonderen Ort hochklassige Acts aus Jazz, Soul, Blues und Funk mit zeitgemäßer, urbaner Note. Und das ist noch nicht alles.


Die Oldenburger Lambertikirche von oben
Kleinod von oben: Unter dem Blätterdach in der Bildmitte befindet sich eine bar:rocco-Bühne (Bild: Karl Aus Kollektiv)

Nein, tagsüber ist der Gang hinter der Lambertikirche kein Aufenthaltsort, sondern nur eine Abkürzung zwischen Kasinoplatz und den Schlosshöfen. Dabei ist er so viel mehr, wenn man ihm nur ein paar Augenblicke schenkt: Das historische Kopfsteinpflaster, die alte Bausubstanz, die hohen Bäume schaffen ein Umfeld, das wie gemacht ist für atmosphärische Veranstaltungen.


Das hat sich auch Bernd Feeken gedacht, der Kopf hinter dem bar:rocco Festival für Jazz, Soul, Electro-Jazz, Techno-Jazz, Blues und Funk. Das Format entwickelte sich im letzten Jahr innerhalb der Klappstuhltage und steht nun vom 14. bis 16. Juli 2022 erstmals auf eigenen Füßen. „Ich sehe das aber als Vorteil“, ordnet Bernd die Entwicklung ein. „Letztes Jahr sind wir im Trubel noch etwas untergegangen. Dieses Jahr sind wir besser als eigenes Format erkennbar.“


Warum ausgerechnet diese Genres? Sie stehen meist nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Wäre es nicht einfacher, auf Masse statt Nische zu setzen? „Das hat ein bisschen mit persönlicher Vorliebe zu tun. Viel mehr aber damit, dass ich das Herz unserer Stadt mit seinen Bezugspunkten Lambertikirche und Schloss besser nutzen wollte. Besser im Sinne von: atmosphärischer, stimmungsvoller.“, erklärt der Gastronom und Architekt. Deshalb gibt es auch nicht „nur“ Musik, sondern darüber hinaus eine Art-in-Motion-Ausstellung. Nicht nur die Festivalbesucher:innen, sondern auch alle Besucher des Schlossplatzes können am 16. Juli die Künstler:innen des Projekts „Die 7 Todsünden‘“ live erleben und mit Ihnen agieren.


Atmosphärisch: Der Gang neben der Lambertikirche (Bild: Karl Aua Kollektiv)

Gute Nachbarschaft


Auch die inhaltliche Ausrichtung des Festivals wurde nochmal verändert und optimiert. Um nicht zu sagen: Hochgejazzt. Erkennbar wird das zum einen an einer örtlichen Erweiterung: Anders als im letzten Jahr bespielt bar:rocco dieses Mal nicht nur den „Geheimgang“ neben der Lambertikirche, sondern auch Oldenburgs gute Stube, nämlich den Schlossinnenhof in unmittelbarer Nachbarschaft. Darin steckt auch eine Botschaft. Das Festival ist bereits im zweiten Jahr deutlich größer und selbstbewusster geworden und strahlt stärker nach außen aus. Die Keimzelle neben der Lambertikriche bleibt zwar erhalten, zu groß sind ihre Vorzüge. Aber der Schlosshof macht natürlich viel mehr möglich. Das Prinzip „Nische für die Nische“ mag im vergangenen Jahr noch gegolten haben - doch das ist definitiv vorbei. Das bar:rocco Festival strebt nach Größe.


DIE ERÖFFNUNG: UMSONST UND DRAUßEN


Ein hochkarätiges Festival wie bar:rocco mit einem spannenden Mix national und sogar international bekannter Künstler:innen kann es natürlich nicht gratis geben. Nicht nur die Acts wollen bezahlt werden, auch Struktur, Ausstattung und Organisation sind nicht umsonst. Dein(e) Ticket(s) kannst du hier ordern.


Gratis für alle ist aber die Eröffnungsveranstaltung. Sie findet am Donnerstag, dem 14. Juli ab 19.30 Uhr im Schlossinnenhof statt. Erlebe die Band Rubber Tea und danach DJ 2b Fuzzy unter freiem Himmel, umgeben von den historischen Schloss-Kulissen. Besser kann man gar nicht ins Wochenende starten.


Ein schönes Signal der Veranstalter: Kommt her, schaut euch das an, vielleicht kommt ihr auf den Geschmack. Das ist wie eine Art vorgezogener Kultursommer. Unsere Empfehlung: Auch wenn man sonst Punk, Metal oder Weltmusik hört, sollte man unbedingt vorbeischauen. Schon im letzten Jahr erzeugten die Jazz- und Blues-Acts eine stimmungsvolle Atmosphäre, die man nicht verpassen sollte.


Eins für alle


Erkennbar sind die neuen Ansprüche aber auch am Programm. Schon bei der Premiere im letzten Jahr sorgten die Künstler:innen für Gänsehaut-Atmosphäre, dieses Mal hat das Team noch eine Schippe draufgelegt. „Das kann sich wirklich sehen lassen“ ist auch Bernd stolz auf das Line-Up. Das hat sich inhaltlich ausgeweitet, die Grenzen des Programms wurden deutlich weiter gesteckt. Auffällig: Es sind viele Acts dabei, die Genre-Fans begeistern dürften, die aber auch für ein viel breiteres - und jüngeres - Publikum attraktiv sind. Vor allem die Erweiterung um Electro- und Techno-Jazz dürfte ganz neue Zielgruppen erschließen - erst Recht, weil man gerade aus diesem Bereich spannende Namen verpflichten konnte.


Attraktiv ist auch das Rahmenprogramm. So gibt es an beiden Abenden nach den Konzerten Kopfhörerpartys, bei der man Musik und Atmosphäre noch weiter genießen kann, nachdem die Lautsprecher längst verstummt sind. Ein Konzept, das schon bei „Beats & Liebe“ - vom gleichen Orga-Team - voll aufgegangen ist.


Nicht zuletzt zeigt sich das gestiegene Renommee auch am Support. Neben dem Kulturbüro der Stadt Oldenburg und Oldenburgs Guten Adressen zählt auch der Radiosender Bremen 2 zu den Unterstützern. Diese zusätzliche Reichweite dürfte dem Festival neue Kreise erschließen. „Über diesen Kanal bekommen wir sehr viel positive Resonanz“, freut sich auch Bernd über diesen Coup. Zurecht: Der Anspruch, die eher traditionellen Genres zeitgemäß und cool zu inszenieren, ist absolut lobenswert - und er scheint voll aufzugehen. Well played!





Der nächste Level


Kein Zweifel: Das bar:rocco Festival hat konzeptionell einen großen Schritt nach vorn getan. Das Line-Up ist der Hammer und schafft den schwierigen Spagat, ganz unterschiedliche Zielgruppen mit einem Genre anzusprechen. Dass dessen Grenzen dafür weit ausgelegt werden, ist legitim: Letztlich zählt, dass dieses Format eine spezielle Atmosphäre kreiert, an die viele Menschen andocken können. Es wäre doch schön, wenn der jugendliche Elektro-Enthusiast und der feinsinnige Jazz-Connoisseur gemeinsam Spaß haben.


Noch ist bar:rocco ein Geheimtipp, aber das dürfte nicht mehr lange so sein. Wie erwähnt: Bei Bremen 2 gehört die Veranstaltung schon zu den Kulturtipps im Juli. Und beim Oldenburger Publikum? Hoffentlich auch! Denn was die Kultur betrifft, stimmt der Claim des Radiosenders einfach: „Neugier lohnt sich!“



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