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ENDLICH WEISSER RAUCH

Zehn Monate sind vergangen, seitdem Christian Firmbach, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, seinen Wechsel nach Karlsruhe zur Spielzeit 24/25 verkündet hat. Obwohl eine gewisse Findungsphase nicht ungewöhnlich ist, wuchs in den letzten Wochen die Unruhe im Haus: Wer würde die Nachfolge antreten? Nun wurde das Geheimnis endlich gelüftet.


Minister Falko Mohrs, künftiger Intendant Georg Heckler, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann im Oldenburgischen Staatstheater
Gute Laune aus guten Gründen? Die Beteiligten sind von ihrer Entscheidung überzeugt. (Foto: Stephan Walzl)

Es ist früh am Nachmittag an diesem 1. Juni, als die drei Protagonisten des kurzfristig anberaumten Pressetermins im Staatstheater mit forschem Schritt die Treppe zum Hauptfoyer emporkommen. Wissenschafts- und Kulturminister Falko Mohrs, Verwaltungsvorsitzender Jürgen Krogmann und der zukünftige Intendant des Oldenburgischen Staatstheaters, Georg Heckel.


Würde man die Stimmungslage des Trios beschreiben wollen, würde man vermutlich bei Begriffen wie Zufriedenheit, Zuversicht und vielleicht sogar Stolz landen. Kein Zweifel: Der Oldenburger Öffentlichkeit wird hier jemand präsentiert, für den sich die Gremien mit voller Überzeugung entschieden haben - und der seinerseits mit Optimismus und Vorfreude an die Hunte kommt. Es gäbe schlechtere Voraussetzungen für einen Wechsel wie diesen.



Lob von allen Seiten


Minister Falko Mohrs in Oldenburg
Überzeugt: Minister Falko Mohrs erklärt, warum Georg Heckel der Richtige für Oldenburg ist. (Bild: Kulturschnack)

Mohrs beteuert, dass die Besetzung für sein Ministerium ein ganz wichtiges Thema gewesen sei. „Die oder der Neue sollte zum Staatstheater und zu Oldenburg passen“, beschreibt er das Anforderungsprofil. „Er soll in die Stadt hineinwirken und den erfolgreichen Weg der letzten Jahre weitergehen.“ In Georg Heckel glaubt man die passende Lösung gefunden zu haben. Der ausgebildete Sänger habe ein starkes künstlerisches Profil und als Intendant des Landestheaters Detmold Leitsungerfahrung in verschiedenen Sparten gesammelt.


„Im gesamten Auswahlverfahren mit vielen tollen Bewerber:innen hatten wir immer das Gefühl: Das ist der Richtige Intendant für Oldenburg!“

Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann findet diesen Tag der Entscheidung und Verkündung sogar als Glücksfall: „Es ist wahrhaft eine große Aufgabe, Christian Firmbach nahtlos ersetzen zu wollen“, ordnet er den Moment ein. “Ich habe das vorher auch nicht for möglich gehalten. Aber so langsam glaube ich daran.“ Es herrsche große Einmütigkeit in den beteiligten Gremien, das allein sei bereits ein starkes Signal. „Natürlich gibt es einen gewissen Trennungschmerz“, ergänzt Krogmann mit Blick auf die Personalie Firmbach, "aber die wird durch Georg Heckel gelindert.“


KÜNFTIGER INTENDANT AM STAATSTHEATER

WER IST GEORG HECKEL?


Theaterintendant Georg Heckel
Noch in Detmold, bald in Oldenburg: Georg Heckel (Bild: Landestheater Detmold)

Seit der Spielzeit 2018/19 ist Georg Heckel Intendant des Landestheaters Detmold. Davor war er als Spartenleiter Musiktheater und Künstlerischer Betriebsdirektor am Theater Freiburg engagiert. Dort war unter anderem die Neubildung des Ensembles ein Kernbereich seiner Tätigkeit, er initiierte auch die Kooperation mit dem Royal Opera House London zur Uraufführung der Oper "Coraline" von Mark Anthony Turnage. Zuvor war er seit 2014 Operndirektor und stellvertretender Intendant am Theater Augsburg, in diese Zeit fällt der Ausbau des Musiktheaters für Kinder.


Georg Heckel wuchs in Aachen auf und studierte zunächst Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität zu Köln. Parallel dazu erhielt er im Zuge der Mitwirkung an Produktionen der Oper Köln prägende Impulse durch Willy Decker, Jean-Pierre Ponnelle und Harry Kupfer. Anschließend absolvierte er ein Gesangsstudium an den Musikhochschulen von Freiburg und Köln und nahm Unterricht unter anderem bei Elisabeth Schwarzkopf, Vera Rózsa, Kurt Moll, Hilde Zadek sowie Charles Spencer.


Es folgten Festengagements als Sänger am Landestheater Coburg sowie an der Oper Köln, außerdem Gastengagements u. a. in Freiburg, Basel, Leipzig, Saarbrücken und Palermo. Er arbeitete u. a. mit Donald Runnicles, Gaeme Jenkins, Peter Maag, Ruth Berghaus, Andreas Homoki und Uwe Wand. Erste Einblicke und Erfahrungen in der Theaterleitung erhielt er an der Kammeroper Rheinsberg, dem Theater Nordhausen sowie dem Staatstheater Kassel. Parallel dazu studierte er Kulturmanagement an der Fernuniversität Hagen.


Georg Heckel wurde 2006 an das Staatstheater Darmstadt engagiert, mit Beginn der Spielzeit 2010/11 bekleidete er dort die Position des Operndirektors. In seine Darmstädter Zeit fallen u.a. die Realisierung von Projekten wie Hector Berlioz' "Les Troyens", Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen" sowie der vielbeachtete Zyklus der Werke von Carl Orff. Kooperationen u.a. mit dem Teatro La Fenice, der Semperoper Dresden sowie dem Gran Teatru Liceu Barcelona ließen das Staatstheater Darmstadt auch international in Erscheinung treten. In Darmstadt und Augsburg widmete er sich zusätzlich auch spartenübergreifenden Projekten mit den Partnern der freien Szene, der Centralstation und dem Internationalen Architektursommer.


Georg Heckel ist Jurymitglied bei verschiedenen nationalen und internationalen Gesangswettbewerben.


(Quelle: Landestheater Detmold)


Theater als Teamwork

Der Vielgepriesene fasst sich bei seiner Replik auf die Lorbeeren ebenso kurz wie seine Vorredner. Nicht etwa, weil ihm die Worte fehlten. Er möchte sich zu diesem Zeitpunkt noch ungern in die Karten schauen lassen, wie er mit einem Schmunzeln verrät. Ein kluger Schachzug, das Haus uns seine Mitarbeiter:innen erst besser kennenzulernen, statt allzu ambitioniert vorzupreschen.


Theater-Intendant Georg Heckel bei seiner Vorstellung in Oldenburg
So sieht Vorfreude aus: Georg Heckel (Bild: Kulturschnack)

So oder so trifft der ausgebildete Bariton die richtigen Töne: „Es ist schön, dass ich hier sein darf“, gibt er nicht ganz überraschend zu Protokoll, wirkt dabei aber glaubhaft glücklich über die Entwicklung. „Als die Entscheidung immer näher rückte, war es am Ende ein Bauchgefühl, das mir sagt: Bin ich da richtig oder bin ich da nicht richtig?“ Schließlich hätten sich aber sogar Kopf und Bauch zusammengeschlossen und eindeutig gesagt: Hier bist du richtig!


„Das Staatstheater ist ein großartig geführtes Haus. Mein Dank dafür geht nicht nur an Christian Firmbach, sondern auch an das ganze Team“ erklärt Heckel. Ein Theater brauche zwar einen Kopf, aber der allein reiche nicht aus. Gemeinsam - in Teamarbeit - erzeuge man die Erfolge und die Strahlkraft, die so ein Haus einfach brauche. Für den künftigen Intendanten heißt das:


„Theater muss in die Stadt hineinwirken, es muss Emotionen erzeugen, gute Gedanken senden, zum Denken und zur Lust auf Zukunft auffordern!"

In Detmold sei er durchaus glücklich, gibt Georg Heckel zu. „Oldenburg hat aber eine größere künstlerische Schlagkraft. Es gibt zwar einige Parallelen, aber Oldenburg ist einfach eine andere Nummer.“ Der 55-jährige bringt seine Familie „als Kraftzentrum“ mit nach Oldenburg, das er als „wunderschön“ bezeichnet.



Nach dem Beben


Einen Wechsel der Intendanz an einem großen Theater gleicht einem mittelschweren Erdbeben: Nichts bleibt, wie es bisher war. Das heißt nicht, dass alles bewusst verändert wird. Da aber der Intendant die Koordinaten setzt, hat seine Person Einfluss auf alle weiteren Zusammenhänge. Somit betrifft ein Wechsel alles und jeden.


Christian Firmbach, Intendant des Oldenburgischen Staatstheaters
Verlässt Oldenburg zur Spielzeit 24/25: Christian Firmbach. (Bild: Stephan Walzl)

In Anbetracht dessen kann man es als wohltuend empfinden, dass die Stimmung so gelöst ist wie eingangs beschrieben. Zumal sich dieser Eindruck im spontanen Smalltalk mit den künftigen Mitarbeiter:innen verfestigt: Hier hat jemand Lust auf das Staatstheater und auf Oldenburg.


Das gibt Georg Heckel freilich keinen Freibrief. Christian Firmbach hinterlässt in mancher Hinsicht große Fußstapfen. Insbesondere die bei ihm selbstverständlich wirkende Integration des Staatstheaters in die städtischen Kontexte wird ein Handlungsstrang sein, der weiterzählt werden will. Spannend wird zudem die Akzentuierung der Sparten sein. Entwickelte sich unter Firmbach die Ballettcompagnie zu herausragender Bedeutung, könnte ebendies unter Bariton Heckel mit der Oper passieren. Was das wiederum für den Tanz bedeutet? Man wird sehen.


Gut ist, dass nun endlich weißer Rauch aufgestiegen ist und somit feststeht, wer dem erfolgreichen und beliebten Christian Firmbach folgt. Die Unruhe am Staatstheater kann sich also langsam legen. Der erste Auftritt von Georg Heckel ließ zwar noch keine größeren Rückschlüsse auf die inhaltliche Ausrichtung zu, rein menschlich darf man ihn aber als gelungen und vielversprechend bezeichnen.


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