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FLAUSEN+ IM KOPF

Theater entsteht durch Ideen, doch nicht aus jeder Idee entsteht Theater. Um das zu ermöglichen, muss man vor allem für junge Akteur:innen Perspektiven eröffnen und Wege ebnen. Nur so wird Interesse zur Leidenschaft - und junge Kreative zu Theatermenschen. Genau das hat sich das Bundesnetzwerk flausen+ zum Ziel gemacht. Entstanden ist es in Oldenburg - und hat hier auch weiterhin sein Hauptquartier. Höchste Zeit für einen Besuch.


Szene aus dem Stück Cultural Drag von Tacho Tina im Rahmen eines Stipendiums von flausen+
Mehr als das Übliche: flausen+ motiviert die Stipendiat:innen zu Theater-Experimenten und anderen Flausen - wie hier "Cultural Drag" von Tacho Tina. (Bild: Jörn Josiek)

Kein Zweifel: Das Image der Flause könnte besser sein. Mehrheitlich wird sie als etwas interpretiert, das weitgehend sinnfrei ist und das man deswegen besser zu lassen hat. Doch damit tut man ihr Unrecht. Auch wenn die Flause tatsächlich etwas Irrationales ist, das keinen messbaren Gegenwert erzeugt, ist gerade das ihre herausragende Qualität. Die Flause ist ein Spiel- und Experimentierfeld. Und gerade deshalb wertvoll.


Im Oldenburger theater wrede+ begann diese Erkenntnis bereits in den „Nuller Jahren“ zu reifen. In dem kleinen Haus in der Klävemannstraße verfolgte man stets große theatralische Ziele und Visionen, erkannte aber auch die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin. Die Frage war: Wie kann mutiges, ambitioniertes Theater gelingen - wenn es für junge Theaterleute nirgendwo die Gelegenheit gibt, mutig und ambitioniert zu werden? Und die Antwort darauf - ihr ahnt es - hat mit Flausen zum tun.


 


 

Flausen im Kaffee


Ortstermin bei Käthe Kaffee in der Oldenburger Kaiserstraße, der Einflugschneise vom Hauptbahnhof in die Innenstadt, aber auch Dreh-und Angelpunkt für die benachbarte Kulturszene. Es herrscht reger Betrieb, die Kaffeemühle läuft auf Hochtouren, die Aufschäumdüse zischt heiße Luft in die Milch. An einem Tisch wartet Julika Wagner auf uns. Sie ist Pressesprecherin der flausen+ gGmbH und damit die ideale Ansprechpartnerin für alle, die der Flause etwas abgewinnen können - also auch für uns!


Gute Laune: Julika Wagner kann auf eine positive Entwicklung des flausen+ Bundesnetzwerks blicken. (Bild: Kulturschnack)

Früh dran sind wir mit unserem Gespräch allerdings nicht. Gegründet wurde flausen+ bereits im Jahre 2010, hat die ersten Gehversuche also längst hinter sich und ist in der Szene fest etabliert. Dennoch gibt es ausgerechnet in der Heimatstadt Oldenburg nach wie vor viel Unwissenheit, was die Arbeit des Netzwerks angeht, Manchmal erinnert es an den Propheten im eigenen Lande: Im Rest der Republik geschätzt und anerkannt, in der Heimatstadt oft noch mit Skepsis betrachtet.


Vielleicht liegt es daran, dass die Flause erstmal schwer greifbar ist: Was will sie, was haben wir von ihr? Und warum nur gründet man ein Netzwerk mit diesem Namen? Julika lacht: Sie hört diese Frage nicht zum ersten Mal. „Die Idee basiert auf einer Erkenntnis: Künstler:innen müssen forschen können, um ihren Weg zu finden“, erklärt sie. „Und zwar ohne den Druck, dass es am Ende ein festes Ergebnis in Form einer Produktion geben muss.“ Das würde nämlich bedeuten, sich am Massengeschmack auszurichten. Forschen meint hier also: ausprobieren, versuchen, die Flause im Kopf einfach mal rauslassen - und womöglich scheitern. Das allerdings, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen; erst das verleiht die nötige Freiheit.



Szene aus dem Stück Gertrude won't dance während des flausen+ Festivals #3
Gertrude won't dance: Szene aus dem gleichnamigen Stück auf der Bühne des flausen+ Festivals #3 (Bild: Jörn Josiek)


Plädoyer fürs Probieren


Das erklärte Ziel ist also die Förderung des Theaternachwuchses - und damit der Theaterlandschaft insgesamt. Untrennbar damit verbunden ist das Prinzip „Trial & Error“: Es ist nicht nur geduldet, Risiken einzugehen und Experimente zu wagen, es ist explizit erwünscht. Das sei in dieser Form einzigartig, weiß Julika:


"Wir wollen, dass die Gruppen Wagnisse eingehen mit ihrer Recherche. Dadurch kommen ganz andere Themen auf den Tisch als sonst."

Ecken und Kanten seien hier kein Kassengift, sondern notwendige Elemente des Schaffensprozesses. Was funktioniert, wird fortgeführt und findet vielleicht den Weg in ein Theaterprojekt. Was nicht klappt, wird verbessert oder aufgegeben. Sicher ist nur eines: Der Lerneffekt bei den Teilnehmenden. Und genau darum geht es.


Diesen Ansatz kann man natürlich für eine Flause im Sinne des Dudens halten: Für Unsinn, für Spinnerei. Aber gerade das ist er nicht, schließlich entstehen ohne Freiräume wie diese keine neuen Wege - und ohne sie kein Forschritt. Wenn wir für immer das etablierte Theater der Vergangenheit sehen wollen, dann wäre flausen+ tatsächlich unnötig. Wollen wir das nicht, wünschen wir uns Entwicklung und Veränderung, dann ist flausen+ das genaue Gegenteil: unverzichtbar.



Alles nur Flausen? Titel und Bilder der Stipendien machen jedenfalls neugierig. Für mehr Informationen einfach auf das Foto klicken. (Bilder: flausen+)


Groß denken, mutig handeln


Initiiert wurde das Projekt maßgeblich von Winfried Wrede, seinerzeit Leiter des gleichnamigen Theaters. Er ist jemand, der Schauspiel gern in großen Kontexten denkt, der ihm eine gesellschaftliche und politische Dimension zuschreibt. Um diese Rolle auszufüllen, reicht es aber nicht aus, klassische Stoffe zu repetieren, zumindet nicht für Winfried Wrede. Sein Ziel war und ist, den Nachwuchsleuten im Theater neue Möglichkeiten zu eröffnen. „Möglichkeiten, die er selbst nicht hatte, die er sich aber gewünscht hätte“, ergänzt Julika.


Aus diesem gedanklichen Ansatz entstanden zunächst flausen+ und das Stipdendien-Programm Young artists in residence. „Dafür sind wir nach wie vor am bekanntesten“, weiß die Pressesprecherin. Kein Wunder: Bis Ende 2023 wurden bereits 85 dieser Stipendien abgeschlossen, weitere sind für 2024 bereits geplant. Damit wurde vielleicht nicht die gesamte deutsche Theaterlandschaft komplett umgekrempelt, aber durchaus Akzente gesetzt, die eine dauerhafte Wirkung haben.



Gespräch unter Teilnehmenden beim flausen+ Bundeskongress 2021
Gehört dazu: Der intensive Austausch mit anderen Akteure:innen - und auch mit dem Publikum. Hier: Beim flausen+ Bundeskongress 2021 (Bild: Niklas Berg)

Die Residenzen sehen vor, dass man sich über einen mehrwöchigen Zeitraum intensiv mit einer theatralischen Fragestellung beschäftigt. Wer mit seiner Bewerbung erfolgreich ist, kann diese Zeit nutzen, um ohne Produktionsstress Ideen zu verwirklichen, deren Umsetzbarkeit sich erst im Prozess zeigt. Es ginge zu weit, die Stipendien deshalb als Spielwiese zu bezeichnen. Sie sind ernsthafter. Jedoch haben sie ähnliche Freiheiten; und das macht sie sehr wertvoll. Drei verschiedene Varianten gibt es:


  • Der Klassiker ist dabei das 4er-Stipendium: Vier Wochen lang bekommen Gruppen aus vier Personen die Chance, auf einer beteligten Bühne praktisch zu forschen. Insgesamt zehn Theater aus fünf Bundesländern beteiligen sich hier; nicht weniger als 88 Stipendien wurden bereits vergeben - ein wahres Erfolgsmodell!

  • Recht neu sind hingegen die 2er-Stipendien, die für zwei Personen und drei Wochen ausgelegt sind, bei denen aber ebenso die Forschung im Mittelpunkt steht. Das kleinere Setting verhindert bestimmte Dinge, macht andere aber erst möglich - eine sinnvolle Erweiterung des Portfolios.

  • Auch das Stipendium global ist noch nicht lang dabei. Hier lautet das Prinzip „Global meets local“: Internationale Gruppen aus fünf Personen treffen in Deutschland auf den ländlichen Raum. Ziele: Grenzen überwinden, voneinander lernen. Die Zeitspanne beträgt hier zwei Wochen.


BEWERBUNGSPHASE GESTARTET FLAUSEN+ STIPENDIEN 2025 Das Jahresende ist für viele freie Künstler:innen noch aufregender als für andere. Traditionell startet dann nämlich die Bewerbungsphase für die flausen+ Stipendien des Folgejahres.

Alles klar? Bei flausen+ ist vorab häufig nicht bekannt, wohin der Weg führt. Hier: Das makingOFF zum Stipendium #80 im Theaterlabor Bielefeld. (Bild: Jörg Josiek)

Bis zum 15. März 2024 haben Einzelakteur:innen bzw. Kollektive Zeit, sich für die verschiedenen Stipendien zu bewerben. Die Ausschreibung findet ihr hier. Ganz ohne Konkurrenz ist man dabei freilich nicht. Schon bisher konnte sich flausen+ nicht über mangelnde Resonanz in der Zielgruppe beklagen, zuletzt gab es aber eine wahr Explosion: „Wir hatten zuletzt über hundert Bewerbungen mehr als sonst“, berichtet Julika mit einer Mischung aus Freude und Fassungslosigkeit. „Das ist ein ganz toller Beweis für die hohe Attraktivität unserer Stipendien.“ Wer sich künstlerisch entwickeln will, wird sich davon aber sicher nicht aufhalten lassen. Solltet ihr dazugehören, nutzt die Chance und bewerbt euch! Eine bessere Gelegenheit, künstlerisch zu forschen und seinen Weg zu finden, ergibt sich so schnell nicht.


Partnerschaft mit Publikum


Direkt an die Stipendien angedockt ist ein weiteres Förderformat, die sogenannten Kopros. Da hinter verbergen sich - ihr ahnt es - Ko-Produktionen. Sie sollen ermöglichen, dass die entwickelten Stoffe aus den Stipendien möglichst auf die Bühne kommen - unabhängig davon, wie weit sie schon ausgereift waren. Dafür tun sich zwei Theater mit einer Gruppe zusammen. Das hat den Vorteil, dass die Betreuung engmaschiger sein kann - und dass die Stücke in gleich zwei Häusern laufen können. Wie alle flausen+ Formate setzt auch dieses auf eine frühe Interaktion mit dem Publikum. Ein bewusster Schwerpunkt, wie Julika verrät:


"Das Material soll die Menschen bewegen und Reaktionen auslösen. Das ist gewünscht und das soll mit dem Wagnis einhergehen."

Während bei den Stipendien jeweils ein „makingOFF“ stattfindet, bei dem die Stipendiaten mit der Öffentlichkeit über ihre Arbeit ins Gespräch kommen, sind es bei den Kopros die „Sneekpeeks“. Sie befinden sich an einer weiter fortgeschrittenen Stelle des Produktionsprozesses und zeigen die Stücke als eine Art Trailer. Sie folgen also ein Stück weit den Gesetzmäßigkeiten der Streaming-Ära. Kein Wunder, schließlich bewegt sich flausen+ stilistisch und inhaltlich voll auf der Höhe der Zeit - und ist ihr manchmal sogar voraus.



Alles nur Flausen? Auch die Kopros machen neugierig auf spannendes, innovatives Theater. (Bilder: flausen+)

Diese bewusste, geradezu offensive Einbindung des Publikums ist ein roter Faden von flausen+. Auch hier ist ein doppelter Effekt zu registrieren: Einerseits können die Besucher:innen spannende Projekte sehen und durch ihren Input sogar ein wenig mitgestalten - andererseits erkennen die Künstler:innen, ob ihre Ideen funktionieren, oder ob an mancher Stelle noch nachgeschärft werden muss. Wie kommentiert der innere Ökonom diese Konstellation? Genau: Win-Win!



Gemeinsam gegen den Strom


Die Wurzel von flausen+ ist also genau dies: Die Förderung junger Künstler:innen. Was im

Jahre 2010 als Experiment begann, hat diesen ungewissen Status längst hinter sich gelassen. Heute erstreckt sich das Bundesnetzwerk über 14 Bundesländer. Warum nur 14? Fragen wir uns auch! Denn die Vorteile eines Formats wie flausen+ liegen auf der Hand: Es fördert Mut und Experimentierfreude, es ermöglicht Entwicklung und Veränderung. Damit formt es die nächste Theatergeneration. Und das Publikum hat ebenfalls etwas davon - in Form von ambitionierten, relevanten Produktionen.


"Es ist sehr wichtig, nicht immer mit dem Strom zu schwimmen, sondern auch mal auszubrechen und wirklich neue Impulse zu schaffen und auch gesellschaftskritisch zu agieren."

Ein Faktor sei dabei, dass flausen+ sich auch auf ländliche Gebiete abseits der Ballungsräume konzentriere. "Für uns ist es ganz wichtig, dass wir kleine und mittlere Häuser in der Fläche unterstützen, wo eben die öffentlich Förderung oft weniger strak ausgeprägt ist", präzisiert Julika. Das sei von großer Bedeutung für Demokratie und Gesellschaft, die auch im ländlichen Raum verhandelt werden müssten. "Viele Akteuer:innen zieht es in die großen Metropolen, weil dort die Bedingungen besser sind. Deshalb zeigen, dass auch die vermeintliche Provinz Potenzial hat."


Nicht zuletzt wegen dieser Qualitäten gab es für flausen+ im März 2021 gute Nachrichten. Inmitten der Corona-Pandemie, dem wahrgewordenen Worst Case der Kulturlandschaft, erhielt das Netzwerk aus dem Programm "Verbindungen fördern" Bundes-Zuschüsse in Höhe von 1,5 Millionen Euro. "Dadurch sind natürlich nochmal ganz neue Möglichkeiten entstanden", blickt Julika auf die Entscheidung zurück. Im Anschluss hätten sich dann immer mehr Modelle entwickelt, die nicht nur für Künstler:innen attraktiv seien, sondern auch für die beteiligten Häuser.


Ein Bild der Theatergruppe Wert_frei
flausen+stipendium#48: Wert_frei, Gruppe: Polymora Inc., Freies Werkstatt Theater 2020

"Uns ist es sehr wichtig, Künstler:innen und Häuser zu vernetzen, damit sie auch langfristig die Möglichkeit haben, zusammenzuarbeiten und eine bundesweite Sichtbarkeit zu erlangen." Letztlich komme man nur mit Netzwerkarbeit und Kooperationsprojekten weiter, weil man allein viel weniger Aufmerksamkeit erzielt. Deswegen sei die Bundesförderung so wertvoll. "Es wird auch super angenommen", ergänzt die Pressesprecherin.



Die politische Dimension


Zur Arbeit von flausen+ gehören neben vielen konkreten Maßnahmen aber auch Netzwerkarbeit in einem strategischen Sinne. Das heißt: Das Bundesnetzwerk bietet einerseits Formate für die Bündnistheater, nämlich Labs, AGS, Fachtage und die Arena. Hier geht es darum, die Häuser inhaltlich breiter und tiefer aufzustellen, ihre Stimme zu hören, ihren gegenseitigen Austausch zu fördern und in einen produktiven Diskurs mit der Öffentlichkeit zu treten.


Andererseits richtet flausen+ Kongresse aus, auf denen Themen der Theaterentwicklung engagiert und bisweilen kontrovers diskutiert werden. Neben diesem wichtigen Austausch unter den Akteuer:innen werden aber auch Gäste aus der Politik eingeladen und das direkte Gespräch gesucht. So sind wertvolle Plattformen des Austauschs entstanden, die sehr zum gegenseitigen Verständnis beigetragen haben.


Anders konnotiert sind die flausen+ Festivals, von denen bisher vier stattgefunden haben. Sie rücken die Programme der Stipendiat:innen in den Mittelpunkt, also die Ergebnisse der praktischen Arbeit. Die mitreißenden Performances sorgen dafür, dass dieses Format seinen Namen nicht zu Unrecht trägt. Es ist ein Kristallisationspunkt für zeitgemäßes Theater: mutig, kreativ, selbstbewusst, eindringlich, provokativ. Hier zeigen sich die Qualitäten der Flause, hier werden Unsinn und Spinnerei zu mitreißenden Kulturformaten.



Theaterszene in der Öffentlichkeit im Rahmen des flausen+ Formats "Offenes Terrain"
Offenes Terrain: Sékou Bamogo geht mit „Au nom de la liberté“ vor die Tür. (Bild: Verena Russell)

Wundertüte Zukunft


Schaut man sich die Arbeit von flausen+ an, die Zielrichtung und die Resonanz, dann kann man ihre Relevanz kaum in Frage stellen. Und so findet Julika auch eine klare Antwort, als wir sie danach Fragen, ob man Spuren von flausen+ dauerhaft in der Theaterlandschaft erkennen wird: „Ja, auf jeden Fall", sagt sie voller Überzeugung - und lässt ein Lächeln folgen, das die Freude darüber ausdrückt, dass dieser Optimismus tatsächlich berechtigt ist.


Ein Teil davon könnte sich sogar außerhalb Deutschlands abspielen. Aus verschiedenen Ländern - unter ihnen sogar Kanada - gibt es Interesse, den flausen+ Ansatz zu adaptieren. „Das freut uns natürlich sehr“, verrät Julika und betont, diese Kooperationen im Rahmen der Möglichkeiten auch eingehen zu wollen. "Das bedeutet allerdings immensen zeitlichen und planerischen Aufwand." Und damit wären wir bereits beim Haken an der Sache: das liebe Geld.


„Die Förderung wurde gerade verlängert und läuft noch bis 2025“, freut sich die Sprecherin zwar, blickt aber bereits auf folgende Unsicherheiten: „Danach wäre die Unterstützung Aufgabe der Länder - und die fassen Kulturförderung doch sehr unterschiedlich auf." Das heißt: Die Arbeit von flausen+ wird weiterhin gefragt sein - in naher Zukunft allerdings auch in eigener Sache.


Mann sitzt in einem fenster und schreibt darauf, die Szene ist Teil eines flausen+ Theaterprojekts
Szene aus dem flausen+ Stipendium #65: Performing the Code über Gesprächsarchitekturen, hier am sogenannten Reflexionsfenster. (Bild: Jörg Josiek)

Ein Erfolg dabei ist Voraussetzung für vieles weitere: "Wir sind mittlerweile bei 31 Mitgliedshäusern, und wir haben immer wieder neue Anfragen", berichtet Julika vom aktuellen Stand der Dinge.


"Wir wollen mit unserer erfolgreichen Arbeit natürlich weitermachen, aber wir brauchen die entsprechenden Mittel - am besten eine fundierte Finanzierung, damit wir eben auch langfristig besser planen können."


Die Flause neu erfinden


An der Kulisse bei Käthe Kaffee hat sich während unseres Gesprächs wenig geändert: Die Mühle mahlt unverdrossen, die Düse zischt im Akkord, Menschen gehen ein und aus. Was sich dagegen sehr wohl verändert hat, ist unsere Wahrnehmung von flausen+. Die Wünsche und Hoffnungen des Bundesnetzwerks auf ein solides finanzielles Fundament sind nachvollziehbar - sie scheinen aber auch sinnvoll zu sein. flausen+ nimmt in Blick, was für die Entwicklung der freien Theaterszene essentiell sein dürfte, was bei vielen anderen Formaten aber durchs Raster fällt:


  • Die freie Entwicklung von Inhalten, Ansätzen und Formaten

  • Den Austausch und die Vernetzuung von Akteuer:innen und Häusern

  • Die besondere Förderung des ländlichen Raumes und internationaler Zusammenarbeit

  • Die inhaltlich-strategische Weiterentwicklung der freien Szene

  • Den Diskurs mit Politik und Publikum


Jede einzelne dieser Facetten ist relevant für die Zukunftsfähigkeit des Theaters als gesellschaftliches, politisches, inspirierendes und unterhaltendes Element unseres Lebens. Das mag zwar am Image der Flause wenig ändern. Doch hier zeigt sie, dass sie trotz - bzw. gerade wegen - ihrer Irrationalität sehr wohl in der Lage ist, wichtige Effekte zu erzielen. Unsinn? Spinnerei? Nein, es geht weit darüber hinaus. Und deswegen hoffen wir noch auf möglichst viele: flausen+ im Kopf!

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