das Motto des diesjährigen CSD Nordwest, der diesen Samstag in Oldenburg stattfindet. Nach 2 Jahren Pandemie, in den denen die Veranstaltung leider immer nur unter strengen Auflagen und in kleinerem Format stattfinden konnte, findet der CSD nun zurück zu alter Form und wird dabei doch etwas anders als man ihn die Jahre zuvor kannte.
Schließlich ist auch die Welt in den letzten Jahren und besonders den letzten Monaten eine völlig andere geworden. Sie ist politischer als je zuvor und deshalb ist es nur folgerichtig, dass sich dies auch noch stärker als ohnehin schon beim CSD widerspiegeln wird.
Fokus: politisches Statement
In gewisser Hinsicht betont man hiermit die eigentlichen Wurzeln der Pride-Bewegung. Denn auch beim CSD hier in Oldenburg handelt es sich in erster Linie immer um eine politische Demonstration, die für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen und queeren Menschen kämpft. Für viele, die sich bisher noch nicht näher mit dem CSD beschäftigt haben, mag es vielleicht fälschlicherweise so wirken, dass es sich bei der Veranstaltung einfach „nur“ um eine riesige Feier handelt. Doch selbst das Feiern als solches trägt hier bereits eine klare Bedeutung, weil es das Leben auf positivste Art und Weise in all seiner Vielschichtigkeit aufleben lässt und dabei die Thematik unüberseh- und hörbar in die Stadt und Gesellschaft hineinträgt!
„Wir sind total glücklich, dass bereits 28 Gruppen und Initiativen ihre Teilnahme an der Demonstration bestätigt haben. Es ist spürbar, wie groß die Vorfreude ist, wieder gemeinsam für unsere Sache auf die Straße gehen zu können und wir sind zuversichtlich, erfolgreich an das Jahr 2019, vor der Pandemie, anknüpfen zu können.“ - Andreas Gerbrand , CSD Nordwest e.V.
Im Zuge dieser leichten Neuausrichtung wurde auch ein wenig am bisherigen Konzept der Demonstration geschraubt. Denn in diesem Jahr sind nur noch Wagen mit einer Höchsttraglast bis 3,5 Tonnen zugelassen, was bedeutet, dass keine Personen mehr auf den Wagen sein werden, außer denjenigen, die für die passende Musik sorgen. Hiermit möchte man ebenfalls den politischen Charakter der Veranstaltung untermauern, aber darüber hinaus auch größer denken und Sicherheits- beziehungsweise Klimaschutzaspekte berücksichtigen.
Ein Thema, viele Facetten
Beim Motto hat man sich in diesem Jahr mit „Coming Out ist …“ bewusst dazu entschieden ein Thema zu wählen, das extrem individuell für LSBTIQ*-Menschen ist und letztlich auch völlig unterschiedliche Konsequenzen haben kann.
In vielen Ländern ist ein Coming Out bis heute eine unüberwindbare, gefährliche Hürde, die bis hin zur Verfolgung führen kann und somit ein eindeutiger Fluchtgrund ist. Und selbst in Deutschland kann auch heute noch ein Coming Out für LSBTIQ*-Menschen negative Folgen haben. Ein prägnantes Beispiel dafür ist beispielsweise die Kampagne „#outinchurch“ von LSBTIQ*-Menschen, deren Arbeitgeberin die katholische Kirche ist und die beim offenen Ausleben ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung massive arbeitsrechtliche Konsequenzen fürchten müssen, die oftmals bis zur Zerstörung der aufgebauten beruflichen Existenz führen können. Auch hier wird die riesige Bedeutung klar, die eine Veranstaltung wie der CSD erfüllt, weil er den Menschen aufzeigt, dass sie sich als Teil einer gemeinsamen Bewegung verstehen können, sich gegenseitig Mut machen und stolz auf das eigene Coming Out sein.
Um die Individualität des Coming Outs zu verdeutlichen und allen die Möglichkeit zu geben, ihre ganz eigene, persönliche Botschaft zu senden, können sich Teilnehmende vor Demo-Beginn am Info-Stand des CSD eigene Plakate holen und den Slogan "Coming Out ist ..." ganz für sich ausgestalten.
WELCHE QUEERPOLITISCHEN FORDERUNGEN WERDEN GENAU GESTELLT?
Das Programm: Neues ausprobieren
Natürlich gibt es auch diesmal rund um die eigentliche Demo ein vielfältiges Rahmenprogramm, das jedoch ebenfalls (gezwungenermaßen) einzelne Neuerungen bereithält. Hier wurde jedoch, wie sich nun inzwischen rausgestellt hat, aus der blanken Not eine Tugend gemacht. Denn dieses Jahr werden viele die Nacht der kleinen Künste im ersten Moment vielleicht schmerzlich vermissen. Diese musste ausfallen, weil zum eigentlichen Zeitpunkt der Vorbereitungen auf den Event aufgrund der Pandemie keinerlei Planungssicherheit bestand.
Doch einfach gar nichts stattfinden zu lassen, kam auch nicht in Frage, weshalb sich nun ein neues Format gefunden hat, dass sich vielleicht sogar lohnt beizubehalten: der CSD Warm Up, der bereits heute am 17.06.2022 ab 19 Uhr auf dem Schlossplatz stattfindet. Hier wird schon am Abend zuvor für die richtige Stimmung gesorgt, denn es erwartet euch, unter anderem, Musik von Esther Filly und auch Poetry Slammerin/Kabarettistin Annika Blanke wird mit von der Partie sein.
Am Samstag geht es dann um 11 Uhr mit Redebeiträgen und Musik auf dem Schlossplatz weiter. Mit der Pride Mile gibt es zudem von allen beteiligten Initiativen allerlei Informationen für Interessierte. Um 13 Uhr beginnt dann die Demonstration, die gegen 15 Uhr, wieder zurück am Schlossplatz, in die Kundgebung und das Kulturfest übergeht. Für Menschen, die Unterstützung auf der Demo-Strecke benötigen steht sogar ab 12 Uhr am Prinzenpalais ein Bus mit 54 Sitzplätzen und 3 Plätzen für Rollstuhlfahrende bereit, der die Demo begleiten wird. Doch vorbei ist der CSD dann noch lange nicht: um 22 Uhr beginnt dann in der umBAUbar die Night of the Pride, mit der der Tag dann seinen mehr als gebührenden Abschluss findet!
Weitere Informationen zur Demonstration, zum Programm/Ablauf und natürlich auch dem Verein hinter der Veranstaltung findet ihr unter: www.csd-nordwest.de
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