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AUF DIE ZUKUNFT!

Am 28. April war Zukunftstag. Tausende Schülerinnen und Schüler konnten für einen Tag in Berufe hineinschnuppern, die nicht unbedingt typisch sind für das jeweilige Geschlecht. Der Klassiker schlechthin ist das Mädchen bei der Müllabfuhr. Unser Fall lag etwas anders: Mit Juan hat ein Junge den Kulturschnack besucht - aber Klischees gab es bei uns nicht aufzubrechen. Was der Zwölfjährige bei uns erlebt hat, ob wir seine Erwartungen erfüllen konnten oder maßlos enttäuscht haben - das lest ihr hier.


Die Ausstellung "Stadt. Klima. Kunst." in der Kulturhalle Oldenburg.
Einer von drei Arbeitsplätzen an Juans Zukunftstag: Die Kulturhalle am Pferdemarkt (Bild: Kulturschnack)

Wobei erstmal zu klären wäre, welche Erwartungen Juan überhaupt hatte. „Keine konkreten“, gibt er zu. Gut für uns, so hatten wir nichts zu verlieren. Aber natürlich hat er sich bei der Wahl etwas gedacht: „Ich interessiere mich für Technik und fand das Thema Podcast spannend“, erzählt er. Demnächst stünde in seiner Schule auch eine Projektwoche zu diesem Thema an. Weniger die Kultur gab also den Ausschlag, sondern vielmehr die Berichterstattung über sie. Na klar - wer hat in dem Alter schon ein Theaterabo?

Zwischen Klassizismus und Co-Working


Zum Glück hatten wir aber einiges zu bieten. Zunächst dreht Juan mit Kevin die obligatorische Runde durch das PFL. Zwar war er früher schon mal wegen der der KIBUM im Gebäude, es wirkt damals aber ganz anders als heute: „Jetzt sah es viel größer aus. Die Flure, die Fenster die Türen, alles war groß“, war er beeindruckt. Zur Tour gehörten natürlich auch einige Besuche, z.B. Bei Gerda Grebe vom Carl-von-Ossietzky-Preis und bei Bernd Hubl von der Begegnungen-Reihe.


Greift den folgenden Absätzen etwas vor: die Bildergalerie zu Juans Zukunftstag beim Schnack (Bilder: Juan, Kulturschnack)

Danach ging es rüber ins Core, wo Thorsten kurz den wohl trockensten Part übernahm: Homepage vorführen, Arbeitsweise beschreiben, etwas Content zeigen. Aus irgendeinem Grunde sprachen wir aber schnell wieder über iPhone, Gaming oder Fußball. Klar: In der Lebensrealität eines Zwölfjährigen spielt Kultur nur eine Nebenrolle. Zwar ist Juan schon im Theater und auf einem Konzert gewesen, doch es waren Einzelerfahrungen, die bereits allmählich verblassten.


Kurze Wege zur Kultur


Gar kein Problem, schließlich hat der Schnack zum Ziel, möglichst viele Menschen für Kultur zu begeistern. Challenge accepted. In die Karten spielte uns dabei die Auswahl des nächsten Ziels. Dabei ging es zwar um Kultur im engeren Sinne, aber um eine, die gerade für Kinder und Jugendliche viele Anknüpfungspunkte bot. In der Kulturhalle am Pferdemarkt besuchten wir die Ausstellung „Stadt. Klima. Kunst. - Was macht der Klimawandel mit unser Stadt“ der Oldenburger Kunstschule. Dabei haben mehr als 200 Schüler:innen unter Anleitung von 16 professionellen Künstler:innen den Klimawandel künstlerisch dargestellt. Entstanden sind dabei höchst unterschiedliche Kunstwerke von Malerei über Druckgrafik und Skulpturen bis zu Installationen.


Absolut Eindrucksvoll: eine dreidimensionale Collage (Bild: Kulturschnack)

Nicht nur für Juan war es zunächst eine überwältigende Erfahrung. Zum Glück erwartete uns Projektleiterin Annekathrin Scheer, die Juan - und uns - einiges mehr über das Projekt erzählte. Sie berichtete, dass die beteiligten Künstler:innen zum Teil aus der Region, zum Teil aber auch aus Leipzig und Berlin stammen und sich für eine Beteiligung zunächst bewerben mussten.

Juan und Projektleiterin Annekathrin unterhalten sich.
Ins Fachgespräch vertieft: Annekathrin und Juan

Unter ihrer Anleitung setzen sich die Schüler:innen intensiv mit den möglichen oder wahrscheinlichen Auswirkungen des Klimawandels auf Oldenburg auseinander und suchten gemeinsam nach Wegen, diese Szenarios darzustellen. Die Ergebnisse variierten in Genre, Stil, Material und Dimension sehr. Dadurch boten sie einen sehr vielfältigen Blick auf zwei Dinge: auf das wichtige Thema - aber auch auf die Kunstfertigkeit der beteiligten Schüler:innen.


Auch einen pädagogischen Wert hatte das Projekt: „Es gab durchaus Schüler:innen, die mit dem Ausmaß und den Folgen des Klimawandels nicht so vertraut waren“, erzählt Annekathrin. Für sie war die Auseinandersetzung mit der Thematik gleichzeitig ein kreativer Lernprozess. In vielen Fällen fand zudem eine Vernetzung mit dem Schulunterricht statt, so dass der Klimawandel auch didaktisch eine Rolle spielte.

​Randnotiz: Eine anwesende Dame klinkte sich in unserer Gespräch ein. Ohne zu wissen, dass wir wegen des Zukunftstages dort waren, hielt sie eine flammende Rede für das spielerische Entdecken eigener Talente. Gerade Erfahrungen außerhalb vorgeschriebener Curricula seien wichtig für die persönliche Entwicklung. Wir stimmten ihr voller Überzeugung zu. Denn wir hatten den Eindruck, dass Juan genau das gerade erlebte.


Konfrontiert? Inspiriert!


Der Meister in Aktion: Juan bei einer seiner selbst konzipierten Kamerafahrten (Bild: Kulturschnack)

So wichtig Faktenwissen auch ist, ersetzen kann es die künstlerische Begegnung und Erfahrung nicht. Durch sie erhalten die Schüler:innen einen anderen - emotionaleren - Zugang zur Materie.


Zudem gibt es ein reflexives Element: Was passiert, wenn wir uns nicht ändern? Was verlieren wir dabei? Und was können wir tun, damit es nicht so weit kommt? Mit diesen Fragen sind alle Teilnehmenden direkt konfrontiert - und sie haben die Mittel der Kunst, um sie zu beantworten.


Das taten sie sehr eindrucksvoll, wie auch Juan fand. Lange streunte er durch die Gänge und betrachtete die vielen Werke sehr genau. „Das sind richtige Kunstwerke“, beschrieb er mit einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung. Aber auch er selbst konnte kreativ werden. Wir haben ihn gefragt, wie er die Ausstellung für den Kulturschnack in Szene setzen würde. Er überlegte sich dafür Blickwinkel für Bildmaterial, aber auch Kamerfahrten für Gimble-Videos. Natürlich haben wir den Visionär dann auch selbst an die Technik gelassen. Was er sich vorher überlegt hat, filmte und fotografierte er dann wie ein Profi ab. Respekt!



Starke Kontraste: Oldenburg Zukunft zwischen Garten Eden und Apokalypse (Videos: Juan)

Zum Schluss was auf die Ohren


Aber was ist ein Kulturschnack ohne Schnack? Daher ging es zum Schluss zurück ins Core, wo wir unsere Eindrücke vom Tag - und von der Ausstellung - zusammen mit Juan in einem Podcast verarbeitet haben. Und auch hier war er deutlich cooler als wir es bei unseren ersten Aufnahmen waren. Klar gab es hier und da mal einen kleinen nervösen Lacher. Ansonsten aber muss man sagen: He nailed it.


Juan, Thorsten und Kevin in einem Seminarraum im Core Oldenburg.
Standesgemäßer Einstand: Juan hat seinen ersten Podcast souverän gemeistert (Bild: Dagmar Beerweiler)

Diesen ganz besonderen Podcast mit Stargast Juan könnt ihr natürlich ebenso anhören wie all unsere regulären Folgen und euch von seinem Talent am Mikrofon überzeugen (siehe unten). Ob er sich vorstellen kann, selbst mal einen Podcast zu moderieren? „Ja, auf jeden Fall", ist er sicher. Sein Thema wäre allerdings nicht Kultur. „Fußball würde mich interessieren“. Keine schlechte Wahl, denn eines ist sicher: die Zielgruppe ist noch größer als bei der Kultur.


Doch wer weiß? Vielleicht hat der heutige Tag doch nachhaltigen Eindruck hinterlassen und wir haben heute schon einen Kulturschnacker von morgen getroffen? Egal, wohin die Reise geht, ob Juan Stammgast in Theatern wird oder nicht: es hat richtig viel Spaß gemacht mit ihm - und wir hoffen, wir werden irgendwann mal wieder was von ihm hören - gerne auch über Fußball!


 

Hier könnt ihr die Spezialfolge des Kulturschnacks mit Juan in voller Länge anhören:


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