Lange Zeit waren Museen würdevolle Wissenstempel, in denen man - in gebührendem Abstand - ausgesuchte Artefakte bewundern durfte, bei denen es meist hießt: Bloß nicht anfassen! Diese Art der Präsentation befindet sich im Wandel, immer stärker wird auf interaktive und partizipative Elemente gesetzt. In Oldenburg gehen das Landesmuseum Kunst & Kultur und das Stadtmuseum noch einen Schritt weiter: Ihr dürft mitbestimmen, was sie zeigen!
Ein Museum ist für die allermeisten Außenstehenden etwas, auf das sie keinen Einfluss nehmen können. Die grundsätzliche inhaltliche Ausrichtung steht ebenso schon weit vor der Eröffnung fest wie der Name oder die äußere Gestaltung. Selbst den Ausstellungsaufbau im Inneren bekommen die Besucher:innen nur im Ergebnis mit. Möglichkeiten zur Beteiligung? Fehlanzeige.
So war es zumindest bisher. Und in manchen Fällen kann man nicht behaupten, dass den Museen das Schmoren im eigenen Saft besonders gut getan hätte. Fachlich mögen sie ihren Aufgaben gerecht geworden sein - was Zugänglichkeit, Attraktivität und Strahlkraft angeht, gab es hier und dort noch Luft nach oben. In Oldenburg wird man in diese Situation aber vermutlich nicht mehr geraten, denn hier bindet man nun diejenigen Menschen ein, die es am meisten angeht: Euch!
STADTMUSEUM OLDENBURG:
ERTRÄUMTE STADT
FREITAG, 9. FEBRUAR, 15 BIS 17.30 UHR
SAMSTAG, 10. FEBRUAR, 10 BIS 12.30 UHR
SAMSTAG, 10. FEBRUAR, 15 BIS 17.30 UHR
KULTURZENTRUM PFL
26121 OLDENBURG
- WEITERE TERMINE FOLGEN -
1. Stadtmuseum: Erträumte Stadt
Gleich zwei Häuser - das Stadtmuseum und das Landesmuseum Kunst & Kultur - haben spannende, attraktive Wege gefunden, ihre Häuser genauer auf die Publikumswünsche anzupassen und dabei mehr darüber zu erfahren, wie ihre Zielgruppe eigentlich so "tickt". Anlässlich seines Projekts „Erträumte Stadt“ fragt etwa das Stadtmuseum:
„Wovon träumst du, wenn du an Oldenburg denkst? Wie erträumst du dir die Stadt der Zukunft? Was braucht das Oldenburg von übermorgen in Sachen Wohnen, Freizeit, Mobilität, Arbeit und darüber hinaus?“
Es geht also darum, erst einmal herauszufinden, was „Stadt“ für die Bevölkerung überhaupt bedeutet. Was soll sie sein, was soll sie bieten und leisten? Die Suche nach den Antworten dürfte für die eine oder andere Selbsterkenntnis sorgen. Schließlich stellt man sich nur äußerst selten die Frage, was man von seiner Heimatstadt ganz grundsätzlich erwartet und was man sich in Zukunft von ihr wünscht.
Gemeinsam mit Euch möchte das Museumsteam Ideen, Wünsche und Zukunftsvisionen für Oldenburg sammeln, diskutieren und visualisieren. Begleitet wird der Workshop von der Hamburger Illustratorin Angela Gerlach, die aus den gesammelten Themen und Ideen ein Zukunftsbild entwickeln wird.
Die fertige Zeichnung wird nach der Wiedereröffnung als großformatiges Wandbild in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung im neuen Stadtmuseum zu sehen sein. Denn in der neuen Ausstellung wird es nicht nur um die Vergangenheit und die Gegenwart gehen, sondern es wird auch ein Blick in die Zukunft der Stadt geworfen. Das heißt: Hier habt ihr die einmalige Chance, eure Ideen zu Teilen eines Kunstwerks werden zu lassen - und es anschließend im Museum bewundern zu dürfen.
HISTORISCHE FOTOS GESUCHT OLDENBURG IST... Für die Gestaltung der für den Museumsneubau entstehenden stadtgeschichtlichen Dauerausstellung sucht das Stadtmuseum Oldenburg nach Fotografien zum Leben in Oldenburg aus den letzten 50 Jahren. Für die Ausstellung soll eine große Collage mit dem Titel „Oldenburg ist…“ entstehen, die das soziale Leben der Stadt aus der Perspektive ihrer Bewohnenden zeigt. Das Museum bittet nun euch um Mithilfe. Gesucht werden private Fotos von Veranstaltungen, Festen, Demonstrationen, Konzerten, Sportereignissen, sowie Bilder von Menschen, die sich für ihre Stadt engagieren oder von Orten, die für das soziale Leben in Oldenburg wichtig sind, wie zum Beispiel Parks, Plätze, Schulen, Sporthallen oder Veranstaltungsstätten.
Die Bilder können auch als hochauflösender Scan übergeben werden, sodass die Originale bei ihren Besitzerinnen und Besitzern verbleiben können. Eine wichtige Voraussetzung für die Übergabe an das Museum ist, dass die Personen, die auf dem Foto zu erkennen sind, mit der Weitergabe und Veröffentlichung durch das Stadtmuseum im Rahmen der Ausstellung einverstanden sind. Bürgerinnen und Bürger, die dem Stadtmuseum Fotografien für diesen Zweck zur Verfügung stellen möchten, konnten das zwar eigentlich nur bis zum 31. Januar per Mail an die Projektkoordinatorin der neuen Dauerausstellung, Ria Glaue, richten. Wir vermuten aber, wer sich bis Mitte Februar meldet, kann sich noch Chancen ausrechnen, wenn sie oder er noch wahre Perlen im Archiv hat. |
2. Landesmuseum: Neuland
Schon etwas länger läuft das Beteiligungsformat des Landesmuseums Kunst & Kultur. Nachdem es im letzten Jahr seinen 100. Geburtstag feiern durfte, betritt es nun „Neuland“. Damit ist aber nicht etwas die Merkelsche Entdeckung des Internets gemeint, sondern eine Neugestaltung der Dauerausstellung im Schloss. Welcher Zeitpunkt könnte dafür besser geeignet sein als der Beginn eines neuen Jahrhunderts?
LANDESMUSEUM KUNST & KULTUR:
NEULAND
SEIT DEM 19. DEZEMBER 2023
BETEILIGUNG ÜBER MITMACHEN@LANDESMUSEUM-OL.DE ODER IM
LANDESMUSEUM KUNST & KULTUR
26122 OLDENBURG
Mit sogenannten „Interventionen“ leitet das Landesmuseum eine thematische und inhaltliche Neukonzeptionierung seiner mittlerweile über 25 Jahre alten Dauerausstellung im Oldenburger Schloss ein. Die drei Kuben sollen den Besucher:innen die Veränderungen nicht nur ankündigen, sondern sie aktiv in die Themenfindung und inhaltliche Ausrichtung einbinden. Alle, die sich mit „Oldenburg und umzu” identifizieren, sind dazu eingeladen. Museumsleiter Dr. Rainer Stamm erläutert:
„Mit den Interventionen im Schloss möchten wir neue, teils spielerische Zugänge zur Kultur schaffen und ein Stück weit auch zur Diskussion stellen, wie es mit der Präsentation unserer Landesgeschichte im Oldenburger Schloss weitergehen soll.“
Kontrastierende Interventionen: Die drei Kuben heben sich stark vom historischen Ambiente ab - und laden euch zum Mitmachen ein. (Bilder: Landesmuseum Kunst & Kultur)
Falls ihr zu den annähernd 20.000 Menschen gehört, die sich die World Press Photo Ausstellung ansehen werden: Nutzt die Gelegenheit und schaut euch die Interventionen im Schloss an. Vielleicht kommt euch der entscheidende Gedanke, der die neue Ausstellung dauerhaft aufwertet - vielleicht sogar die nächsten hundert Jahre! Und selbst wenn nicht: Es macht Spaß, dieses Museum - das immer so unumstößlich unveränderlich schien - einmal neu zu denken.
3. GESTALTE DEIN MUSEUM
Museen sind kein Selbstzweck, sie sind keine reinen Aufbewahrungsorte für die jeweiligen Ausstellungsstücke. Jedes Museum hat das Ziel, sein Angebot mit den Menschen zu teilen; nur dadurch erhalten sie ihren Sinn. Manchmal reicht dafür ein berühmtes Kunstwerk, dass wir das Louvre bestätigen können. In der Regel aber müssen sich die Häuser um ihr Publikum bemühen. Und dieses Publikum - das seid ihr.
Die Oldenburger Häuser bieten nun Möglichkeiten an, näher an sie heranzurücken und tiefer in die Ausstellungen einzutauchen. Vieles spricht dafür, das hinter diesen Angeboten eine Haltung steht, die auch in Zukunft vorgeschrieben wird. Wer jetzt einsteigt, ist von Anfang an dabei - und kann „sein“ Museum mitgestalten.
Um die Erwartungen nicht ganz unter die Decke schrauben: Nein, ihr dürft nicht bestimmen, was genau im Museum zu sehen sein wird und wie die Präsentation aussieht. Also: Keine Chance, eure Pokemonkarten-Sammlung oder den unverbastelten Opel Kadett C von Onkel Klaus mal einem größeren Publikum vorzustellen. Doch die Möglichkeiten sind umfangreich genug, sie machen einfach Spaß und bieten einen tieferen Sinn. Seid dabei, denn: Das Museum bist du!
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