Seit einer halben Ewigkeit erscheint alljährlich eine neue Ausgabe von „Oldenburg erleben“, einer Publikation aus dem Verlag Kommunikation und Wirtschaft. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus wertvollen Informationen, nützlichen Tipps und interessanten Facts über Oldenburg. Für den Kulturteil der Ausgabe 2024 bat uns die Redaktion zum Gespräch. Das Ergebnis könnt ihr nun hier nachlesen!
Sie setzen die Szene in Szene
Thorsten Lange und Kevin Altenberger, Mitarbeiter des städtischen Kulturbüros, sind die Köpfe hinter dem „Kulturschnack“.
Frage: Bei Wikipedia heißt es, ein „Schnack“ sei eine „Plauderei“, aber auch „leeres Gerede oder Geschwätz“. Wo ordnet ihr euch ein?
Thorsten Lange: Puh! Plauderei beschreibt das, was wir machen, zumindest ansatzweise. In unseren Podcasts und in den Gesprächen mit Kulturakteuren tauschen wir uns mit unseren Gästen aus anstatt ein vorbereitetes Interview zu führen.
Die Gespräche gehen dann aber durchaus in die Tiefe, sind also weit mehr als eine lose Plauderei und ganz sicher kein Geschwätz. Der Schnack ist locker und entspannt, gerne auch flapsig – aber niemals leer.
Kevin Altenberger: Wir wollen uns gern in unseren Artikeln und im Podcast thematisch treiben lassen. Es geht nicht darum, bestimmte Kernbotschaften zu vermitteln, sondern eher ein Gefühl, eine Stimmung, eine Idee.
Nach der durchaus provokanten Einstiegsfrage nun der eher chronologische Beginn: Wie kam es dazu, dass ihr den Kulturschnack an den Start gebracht habt?
Thorsten Lange: Da gab es zunächst zwei parallele Entwicklungen. Im Kulturbüro gab es den Wunsch, nicht nur Fördertöpfe bereitzustellen, sondern auch auf das kulturelle Geschehen einzugehen, es sichtbarer und verständlicher zu machen. Das hätte für Szene, Publikum und Stadt einen sehr hohen Wert. Als Texter und Redakteur war mein Ansatz ein Online-Magazin, das die Brücke schlägt zwischen Akteuren und Publikum – verbunden mit der Intention, Leute zu begeistern, die sonst keinen Weg zur Kultur finden.
Kevin Altenberger: Ich hatte etwa gleichzeitig den Auftrag, eine digital-analoge Kulturstrategie zu entwickeln. Das ist erstmal ein Regenbogenbegriff, den es zu definieren gilt. Mir wurde schnell klar, dass es eine Plattform braucht, auf der sich das abspielen kann, was alles in Oldenburg passiert. Da ich aus dem Audiobereich komme, lag der Gedanke an einen Podcast nahe.
Thorsten Lange: Dann haben sich unsere Wege gekreuzt. Wir haben gleich gemerkt, dass es sich geradezu aufdrängt, beide Ansätze miteinander zu verknüpfen und mit dem Kulturschnack einen Ort zu schaffen, an dem man sich mit Kultur aller Facetten beschäftigen und den Reiz daran verstehen kann.
Wie kommt ihr an eure Themen?
Thorsten Lange: Wir haben eine sehr lange Liste an Themen und Formaten, die wir nach und nach veröffentlichen – wenn wir dazu kommen. (lacht) Tatsächlich holt uns die Aktualität immer wieder ein, weil Kulturschaffende uns ihre neuen Ideen oder Projekte präsentieren. Wir selbst haben vielleicht auch etwas gesehen oder gefühlt, worüber wir spontan schreiben wollen.
Das ist ein ständiger Flow, von dem wir uns ganz bewusst treiben lassen.
Gibt es von Seiten der Kulturschaffenden eine Erwartungshaltung an euch?
Kevin Altenberger: Ich kann mir schon vorstellen, dass es die eventuell gibt, aber das wäre auch okay so. Dennoch wollen wir darauf achten, nicht nur Inhalte am Fließband abzuarbeiten. Wir möchten uns ja immer intensiv mit den Leuten und den Themen beschäftigen. Außerdem brauchen wir Zeit, um uns und die Formate weiterzuentwickeln, schließlich ist das Projekt Kulturschnack auf Langfristigkeit angelegt. Und jetzt nach etwas mehr als anderthalb Jahren sind wir fest davon überzeugt, dass das genau der richtige Weg ist.
Gibt es ein Adjektiv, dass eure Berichterstattung beschreibt?
Thorsten Lange: Wertschätzend trifft es wohl am besten. Wir schauen immer auf die Qualitäten einer Sache, beschreiben ihren Reiz und variieren dafür unsere Blickwinkel. Warum soll ich mir als Erwachsener Jugendtheater ansehen, warum als Techno-Fan zu einem Rockkonzert gehen? Darauf geben wir Antworten. Was wir machen, ist also nicht „preaching to the converted“, wir wollen die Lust am Entdecken wecken.
Kevin Altenberger: Noch etwas: Wenn sich jemand mit Leidenschaft kulturell engagiert, dann finden wir das grundsätzlich gut. Es kann schon passieren, dass ich vielleicht nicht verstehe, worauf etwas genau abzielt. Aber das ist dann mein privates Problem.
Als Kevin vom Kulturschnack möchte ich in einem solchen Fall herausfinden, was den Reiz bei der Angelegenheit ausmacht. Nur zu sagen, das finde ich doof, das wäre zu einfach.
Wie würdet ihr die Kultur in Oldenburg grundsätzlich charakterisieren?
Thorsten Lange: Als extrem vielfältig. Die Bandbreite ist für eine Stadt dieser Größe enorm. Es gibt wirklich hochwertige etablierte Einrichtungen, es gibt aber auch eine wachsende junge Szene mit „Do it yourself“-Spirit. Beides existiert neben-, aber auch miteinander und befruchtet sich gegenseitig. In Oldenburg ist einfach sehr viel möglich, manchmal mit Unterstützung der Stadt, oft aber auch auf eigene Faust – eine tolle Mischung!
Kevin Altenberger: Es gibt auch innerhalb der Szene viel Wertschätzung und Respekt füreinander. Zudem glaube ich, dass das gemeinsame Kollaborieren einfach total den aktuellen Zeitgeist trifft, das hat immer etwas Besonderes. Die Ergebnisse fallen dann in der Regel auch entsprechend positiv aus.
Zum Abschluss: Falls ihr eurer Tätigkeit eine Überschrift geben müsstet, welche wäre das?
Kevin Altenberger: Ich könnte jetzt lange überlegen, aber wir haben uns ja ein Motto gegeben: „Wir setzen die Szene in Szene“. Das trifft es. Es geht uns um Sympathie für die Kulturschaffenden und ihre Arbeit, um das Sichtbarmachen und um ihren Erfolg.
(Erschienen in: Oldenburg erleben 2024 / Verlag Kommunikation und Wirtschaft)
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