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BUCHTIPP: JOHN VON DÜFFEL

Ausgerechnet Corona! John von Düffels neustes Werk "Die Wütenden und die Schuldigen" beschäftigt sich mit dem vielleicht überstrapaziertesten Thema aller Zeiten. Kann man da noch etwas Neues erzählen? Und ob!

Buchcover John von Düffel - Die Wütenden und die Schuldigen
Cover, Titel, Inhalt: alles ist groß in diesem Roman. (Bild: Dumont Verlag)

Der 55-jährige von Düffel gehört zu den produktivsten Autoren der Deutschen Literaturszene. Es ist keine Überraschung, dass ausgerechnet er zu den ersten gehört, die einen großen Roman über diese Zeit schreiben.


Das Buch könnte aktueller kaum sein“, erklärt Monika Eden vom Literaturhaus Oldenburg. „Die Handlung setzt im März 2020 an, also genau zu Beginn der Corona-Pandemie.“ Im Zentrum der Handlung steht aber weniger das Virus selbst, sondern dessen Auswirkungen auf unsere Zwischenmenschlichkeit. Und darüber hinaus die beiden ganz großen Themen: Leben und Tod.


Komplexes Ensemble


Es geht um einen protestantischen Pfarrer aus der Uckermark, der seine letzten Tage vor sich hat, und um dessen prominente Sterbebegleitung. Um eine Anästhesistin der Charité, die mit einem Rabbi zusammen in Quarantäne gerät. Um einen Kunststudenten, der heillos in seine Professorin verliebt ist. Und um Selma, die Enkelin, Tochter und Schwester der Genannten, die diese Familie irgendwie zusammenhalten soll. „Wahrlich keine leichte Aufgabe, wenn Distanz zur Tugend wird und Nähe zum Problem“, gibt Monika Eden zu bedenken.


„Von Düffel nutzt Corona als Brennglas. Sein Blick auf diese Familie zwischen Leben und Tod, zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft, wird dadurch noch schärfer, seine Analyse noch kritischer.“

Literatur trifft Medizin


Von Düffel hat seine literarische Familienaufstellung „Die Wütenden und die Schuldigen“ im Oktober 2021 in der „Konstellationen“-Reihe des Literaturhauses vorgestellt. Er sprach im Rahmen der Lesung auch mit Prof. Dr. Dr. René Hurlemann, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der European Medical School, zu deren Schwerpunkten die Bewältigung von Lebenskrisen gehört. Diese „Konstellation“ erwies sich als Volltreffer und bot spannende neue Einblick – auch auf das überstrapazierteste Thema aller Zeiten.


Dumont Verlag, Köln. 314 Seiten, 22 Euro.

ISBN 978-3-8321-7108-7


 

Über John von Düffel


Der Schriftsteller und Dramaturg John von Düffel wurde 1966 in Göttingen geboren. Nach Auslandsaufenthalten in Irland und den USA legte er sein Abitur 1985 in Oldenburg ab. Nach einem Studium der Philosophie und Volkswirtschaft sowie einer Promotion über Erkenntnistheorie war er in der Spielzeit 1995-1996 Dramaturg am Oldenburgischen Staatstheater, später auch am Deutschen Theater in Berlin.


Neben seinen Veröffentlichungen beschäftigt sich von Düffel intensiv mit der Frage, wie Literatur überhaupt entsteht. Dazu hat er verschiedene Texte verfasst und Vorträge gehalten. Professuren für Poetik und Szenisches Schreiben hatte er in Bamberg, Berlin, Göttingen und Duisburg inne.


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