Erste Assoziationen bei diesem Titel: betagt, altmodisch, out of date. Man kann ihn aber auch ganz anders lesen. Denn was ins Museum kommt, ist vielleicht alt. Aber es ist ganz sicher etwas anderes: spannend, außergewöhnlich, relevant. Glaubt ihr nicht? Es ist aber so. Und das kann man zu keinem anderen Zeitpunkt besser nachprüfen als zum Internationalen Museumstag - dieses Jahr am 21. Mai!

Kurze Rückblende: Erinnert ihr euch an euren letzten Museumsbesuch? An den Moment, als ihr vor dem Gebäude standet? Vielleicht war es das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, sprich: das Schloss, vielleicht war es auch der Oldenburger Kunstverein. Welches auch immer es war: Es hatte eine gewisse Aura, oder? Etwas, das man bei den meisten anderen Gebäuden nicht sieht oder spürt. Entweder altehrwürdig und erhaben - oder hochmodern, puristisch, aufs Wesentliche konzentriert.
Es scheint eine ungeschriebene Regel zu geben: Museen befinden sich entweder in prächtigen Altbauten mit großem Eingangsbereich, vielleicht sogar einigen Säulen oder Skulpturen entlang der Treppenstufen. Oder Museen befinden sich in architektonisch spektakulären Gebäuden, die mit klaren Linien einen kontrastierenden Rahmen für die Kunstwerke bieten. In jedem Fall sind diese Orte nicht: alltäglich und austauschbar.

Erinnerung und Erlebnis
Warum? Ganz einfach: Weil die Museen selbst nicht alltäglich und austauschbar sind. Sie sind nicht etwa Abstellkammern für olles Zeug, sie sind nicht hoffnungslos veraltet und unmodern. Selbst auf das simpelste Museum der Welt träfe all das nicht zu. Denn: Sie bewahren die Erinnerungen unserer Gesellschaft. Und mit ihnen ist es genauso wie mit unseren eigenen: sie sind prägend, lehrreich, oft sogar bedeutend. Es ist wichtig, dass wir sie haben. Aber: wenn wir andere daran teilhaben lassen wollen, kommt es darauf, wie man davon erzählt. Wie bei jeder guten Geschichte zählen Blickwinkel, Storyline und Spannungsbögen. Stimmt alles, dann haben wir etwas davon. Bei uns selbst - und im Museum.
Der Internationale Museumstag lädt uns alle dazu ein, diese These selbst nachzuprüfen. Denn geben wir zu: Im Alltag gibt es kleinere Hemmschwellen, die verhindern, dass wir den eingangs erwähnten Moment vor dem Museum häufig erleben. Da ist zum einen der Preis, auch wenn er bei den Oldenburger Häusern insgesamt als sehr moderat einzustufen ist. Die großen Kunsthäuser in den Metropolen rufen jedenfalls andere Tarife auf. Zum anderen fehlt häufig der konkrete Anlass. Also der Zeitpunkt, an dem man zu sich sagt: Jetzt aber!
Eigentlich sind das schon genug Gründe, um den 21. Mai voll und ganz den Oldenburger Museen zu widmen und dabei einen ereignis- und lehrreichen Tag zu erleben. Aber wir setzen noch einen drauf. Genauer gesagt setzen wir sogar vier drauf, denn vier der Oldenburger Museen waren bereits Gäste in unserem Podcast. Einfach auf das jeweilige Bild klicken - und dann ganz tief eintauchen!
Der perfekte Anlass
Der Museumstag löst beide Probleme. Zum einen bieten die Oldenburger Häuser allesamt freien Eintritt. Das heißt also: Man kann völlig kostenfrei auf Entdeckungsreise gehen. Und weil eben alle dieses Angebot haben, ist auch ein Anlass da: Man sollte diese Gelegenheit einfach nutzen. Denn wie gesagt bedeutet sie nicht etwa, in altem Krempel nach Brauchbarem zu suchen. Sie bedeutet etwas ganz anderes: nämlich Eintauchen in andere Zeiten, Themen, Kontexte. Das Schöne entdecken in Dingen und Informationen, für die man sich im Alltag kaum Zeit nimmt. Dazulernen durch sinnliche Erfahrung statt Online-Schulung oder Frontalunterricht. Auf alle Besucher:innen wartet eine inspirierende, lehrreiche Erfahrung - und das ohne große Kosten und Mühen.
FAKTEN ZUM MUSEUMSTAG
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Ohne Mühen? Ja, richtig. Denn wir fassen hier zusammen, welche Museen am Internationalen Museumstag teilnehmen und ob es spezielle Angebote gibt Das klingt gut? Na, dann los.
Siehe Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
DasEdith-Russ-Haus zeigt die Einzelausstellung des australischen Künstlers James Newitt. „From above, an island” reflektiert in großformatigen Installationen menschliche Beziehungen zwischen Isolation und Kommunikation. Eine besondere Rolle spielen in dieser Ausstellung Inseln, also romantisch verklärte und klaustrophobische Orte.Im Zentrum der Ausstellung steht die Drei-Kanal-Videoinstallation „HAVEN” (2023), die für das Edith-Russ-Haus entstand. Diese neue Auftragsarbeit ist eine poetische Neufassung einer bizarren Geschichte über einen verlassenen Wehrturm in der Nordsee. Das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg wird seit den 1960er Jahren von einer britischen Familie besetzt; diese erklärte das künstliche Territorium zu ihrem Eigentum und als unabhängig von jeder Staatsmacht. „From above, an island” bietet einen umfassenden Überblick über NewittsArbeiten, die in den zurückliegenden zehn Jahren auf den Gebieten Film, Installation und Literatur entstanden sind. Zum Internationalen Museumstag finden um 12 Uhr und um 17 Uhr öffentliche Führungen statt.
Das Horst-Janssen-Museum eröffnet am Internationalen Museumstag die neue Sonderausstellung „The Power of Photography–Fotografien von Horst Janssen neu gesehen von Oliver Godow”. An einer Mitmachstation können die Besucher:innen praktisch nachvollziehen, wie spielerisch und unkonventionell Horst Janssen die Paloraid Kamera nutzte. Die Fotografin Sima Koocheki und die Kunstvermittlerin Hannah Iffländer laden dazu ein, mit dem eigenen Smartphone Selfies à la Janssen zu machen.
Außerdem sind alle Kuratorinnen des Museums im Einsatz und bietenstündlich Kurzführungen durch „The Power of Photography” und durch die Dauerausstellung „Horst Janssen –Neu entdeckt” an. Und um 13 Uhr erwartet die Museumsgäste eine 45-minütige Führung mit dem Gastkurator und Stipendiaten Oliver Godow und der Co-Kuratorin Dr. Sabine Siebel zum Thema „What’s so special about Janssen’s Photography”.
Noch bis zum 18. Juni 2023 präsentiert das Landesmuseum Kunst & Kultur im Augusteum seine Jubiläumsausstellung „Wundern & Staunen–100 Jahre Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg”.
Am Internationalen Museumstag findet um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt, die von einer Gebärdendolmetscherin begleitet wird. Von 14 bis 17 Uhr haben Besucher:innen die Möglichkeit, mit Live Speakern über die ausgestellten Objekte ins Gespräch zu kommen. Eine Führung durch das Prinzenpalais zeichnet um 15 Uhr den Weg in die Moderne nach und präsentiert Kunst aus dem jungen 20. Jahrhundert.
Im Oldenburger Schloss können sich die Besucher:innen auf eine Zeitreise begeben: Ab 12 Uhr können sie im Rahmen einer Führung in die Geschichte der Herzöge und ihres Schlosses eintauchen und spannende Zeitgeschichte(n) erleben. In einer Familienführung erfahren Kinder ab 5 Jahren und ihre Eltern jeweils um14 Uhr und um 15 Uhr, wie Graf Anton Günther eine dunkle Burg in ein schönes und wohnliches Schloss umwandelte. Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren, die selbst gerne kreativ werden möchten, lädt das Landesmuseum zum Mitmachen ins Schlossatelier ein: Von 14 bis 17 Uhr entstehen unter dem Motto „Von der Burg zum Schloss” fantasievolle Papierschlösser und kreative Outfits für die Schlossbewohner:innen.
Anmeldungen für die Teilnahme an den Führungen und am Workshop sind nicht erforderlich. Der Eintritt ist kostenlos (ausgenommen Sonderausstellung).
Das Landesmuseum Natur und Mensch bietet am Internationalen Museumstag ein vielfältiges Programm: Von 10 bis 18 Uhr lassen sich bei freiem Eintritt die nordwestdeutschen Landschaften Moor, Geest, Küste und Marsch in der Dauerausstellung erkunden.
Die aktuelleSonderausstellung „Facettenreiche Insekten” berichtet über die Vielfalt, Gefährdung und Schutz der sechsbeinigen Krabbeltiere. Bei einer Rallye können sich Familien durch diese Ausstellung rätseln. Und ihr eigenes Insektenwissen können Besuchende mit der App „Actionbound” testen. Familienführungen um 11.15 Uhr und 16.30 Uhr geben kurze Einblicke in Vielfalt und Gefährdung von Insekten und zeigen auf, was wir selbst tun können, damit es auch zukünftig um uns herum summt und brummt. In der Aktion „Aktiv fürInsekten” von 11 bis 17 Uhr werden Nisthilfen für Wildbienen und kleine Mitnehm-Blumenwiesen hergestellt.
Wer mag, kann darüber hinaus kleine Filz-Insekten kreieren oder an einer transkulturellen Mitmachstation verschiedene Schriften ausprobieren, basteln und erzählen. Um 14.30 Uhr findet an diesem Tag zudem eine Sonderveranstaltung des transkulturellen Kinderformats „mini.diwan” statt: Das Buchgespräch „Zwischen Hin und Her: Meine Flucht aus Syrien” mit der Oldenburger Schülerin und Autorin Malak Kadour richtet sich an alle ab 5 Jahren. Es findet in Kooperation mit der Stadt Oldenburg statt und ist der Auftakt der Reihe „Vielfalt bildet Oldenburg”.
Die Teilnahme an allen Aktionen ist an diesem Tag kostenfrei. Weitere Informationen zum Programm finden sichauf der Website des Museums: www.naturundmensch.de
Zum diesjährigen Internationalen Museumstag öffnet das Oldenburger Computer-Museum von 12 bis 18 Uhr seine Türen. Die Besucher:innen erwartet die Dauerausstellung mit funktionsfähigen Systemen aus den 1970er und 80er Jahren. Für viele Exponate liegt ein individuelles Starterhandbuch bereit, sodass die Ausstellung gut auf eigene Faust erkundet werden kann.
An C64, Atari, Amiga und Co. kann man alte Spieleklassiker zocken, eigene Programme schreiben und so die Geschichte der Homecomputer erleben. Zum Ausruhen zwischendurch oder zum nostalgischen Schmökern in alten Zeitschriften oder Katalogen lädt das gemütliche originalgetreu eingerichtete Wohnzimmer ein.
Besucher:innen, die eher Lust auf eine spannende Führung mit unterhaltsamen Anekdoten haben, sollten sich 14 Uhr oder 16 Uhr als Starttermine merken. Freund:innen der Konsolenspiele werden in der Konsolenausstellung auf ihre Kosten kommen. Klassiker und Ikonen aus sechs Generationen stehen zum Spielen bereit.
Teile seines Gamerooms öffnet das Computer-Museum ebenfalls und es kann an Arcadeautomaten gespielt werden. Für das volle Spielvergnügen mit Arcadeautomaten und Flippern öffnet das Computer-Museum den Gameroom am Samstag, den 20.Mai 2023 und lädt zur Veranstaltung „OCM Play” (Eintritt 10 Euro).
Der OldenburgerKunstverein präsentiert unter dem Titel „Heavy Meta/Shadowland” die erste gemeinsame institutionelle Ausstellung von Jagoda Bednarsky und Felix Kultau. Beide bedienen sich der Technik der Collage, um ambivalente Wirklichkeiten zum Ausdruck zu bringen: Während Bednarskys Malereien im Zusammenspiel der Motive, Farben, Gesten und Darstellungsmöglichkeiten ihren Quellenbezug offenbaren, beziehen sich Kultaus Spindtüren, Lampen und Installationen auf eine Nostalgie, die im Zeichen popkultureller Einflüsse zu lesen ist.
Jagoda Bednarsky (geb. 1988) absolvierte ihr Studium der freien Kunst an der Kunsthochschule in Kassel und der HfBKStädelschule in Frankfurt am Main. Felix Kultau (geb. 1984) studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Kunstakademie Düsseldorf und an der Städelschule, die er 2015 als Meisterschüler von Monika Baer absolvierte. Beide leben und arbeiten inBerlin. Jüngst erhielten sie jeweils ein Stipendium der Pollock-Krasner-Foundation.
Am Internationalen Museumstag steht auch der Oldenburger Kunstverein allen Interessierten von 10 bis 18 Uhr offen. Kurzführungen um 15.30 Uhr und um 16.30 Uhr bieten Einblicke in das Werk des Künstler-Duos.
Siehe Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Das Stadtmuseum Oldenburg zeigt in seinem vierten Projektraum in der Achternstraße 22 ein partizipatives Ausstellungsformat zum Thema „Wohnen” und präsentiert die Ergebnisse des jüngsten Stadtteilprojekts des Museums.
Mehrere Monate haben die Museumsmitarbeitenden mit Menschen aus Osternburg zu ihrem Stadtteil gearbeitet. Über 100 Menschen waren beteiligt und haben von ihrem Stadtteil sowie dem Leben dort erzählt und zu verschiedenen Themen rund um ihren Wohnort gearbeitet. Im Projektraum sind die Ergebnisse von Gesprächen, kreativen Aktionen und Kooperationen zu sehen, die ein Bild des Stadtteils durch die Augen der Bewohnerinnen und Bewohner zeigen.
Außerdem zeigt die Ausstellung Ausschnitte zur Bedeutung von Wohnraum in Oldenburg –vom Beginn des 20. Jahrhunderts, über die Gegenwart bis hin zu künftigen Möglichkeiten, das Wohnen neu zu denken. Darüber hinaus vermitteln historische Architekturentwürfe der Villen des Stadtmuseums, wie Inneneinrichtung um 1900 geplant wurde.
Darüber hinaus gibt es eine Kreativ-Aktion für Kinder und Bastelfreudige von 10 bis 18 Uhr: Der Museumsgründer Theodor Francksen hat viele besondere Möbel gesammelt. In den Villen des Stadtmuseums hat er damit Räume im Stil unterschiedlicher Epochen eingerichtet. Die Teilnehmenden können nach Anleitung eigene Möbel aus Pappe, Papier und Stoff bauen und entdecken, wie die Möbelstücke in den prunkvollen Zimmern der historischen Villen gewirkt hätten.Die Aktion findet ebenfalls im Projektraum_4 in der Achternstraße 22, 1. Stock statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos. Freiwillige Spenden für Materialkosten fließen vollständig in die Restaurierung von Möbeln aus den historischen Villen.
Am Internationalen Museumstag ist der Projektraum von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos